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Die Unterpflasterbahn in Budapest

Zeitschrift für Kleinbahnen • Oktober 1896

Voraussichtliche Lesezeit rund 12 Minuten.

Die Millenniumsfeier des Königreichs Ungarn ist für die Hauptstadt Budapest eine ganz besondere Veranlassung zur weiteren Verschönerung der Stadt und zur Verbesserung der öffentlichen Anlagen gewesen. Ganze Industriezweige sind zu diesem Zweck seit Jahren stark beschäftigt, zum Teil sogar erst in Ungarn heimisch gemacht worden, so dass nach Schluss der Landesausstellung eine gewisse Ernüchterung unausbleiblich erscheint, die auf das verhältnismäßig junge und nicht allzu kapitalkräftige ungarische Gewerbe einen mindestens vorübergehend ungünstigen Einfluss ausüben muss. Immerhin aber ist das Ziel der Hebung der ungarischen Hauptstadt erreicht worden, man hat mit der Entwicklung von Budapest sowohl als auch mit der wohlgelungenen Landesausstellung den deutlichen Beweis geliefert, dass Ungarn einer bedeutenden gewerblichen und landwirtschaftlichen Entwicklung fähig ist, und dass Budapest in der Reihe der europäischen Großstädte eine hervorragende Stelle einnimmt. Das Letztere ist namentlich in Bezug auf die Verkehrsmittel der Fall, man hat in Budapest nicht wie in fast allen anderen Großstädten gewartet, bis ein offenbares Missverhältnis zwischen dem Verkehrsbedürfnis und den vorhandenen Verkehrsmitteln in die Erscheinung trat. um erst dann die inzwischen sehr schwierig gewordenen Verkehrsfragen zu lösen, sondern die staatliche und städtische Verwaltung haben mit weitschauendem Blick vorausgegriffen und mit der rechtzeitigen Entwicklung moderner Verkehrseinrichtungen eine sichere Grundlage für die dauernde wirtschaftliche Hebung der Hauptstadt geschaffen. Budapest hat zuerst ein ausgedehntes Netz elektrischer Straßenbahnen mit unterirdischer Stromzuführung gehabt und trotz vieler Schwierigkeiten ausgebildet. Die neueste Leistung der ungarischen Hauptstadt nun ist die elektrisch betriebene Unterpflasterbahn, gleichfalls die erste Bahnanlage ihrer Art. Gegenwärtig dient diese Bahn zwar vorzugsweise als Beförderungsmittel zur Landesausstellung, nach deren Schluss aber wird sie den Charakter einer eigentlichen Stadtbahn annehmen, dem die gesamten, sehr bequemen Einrichtungen durchaus entsprechen. In dem seit Jahren schwebenden Streit, ob Hochbahnen oder Tunnelbahnen für die Großstädte unserer Zeit den Vorzug verdienen, hat Budapest mit praktischem Griff, den glücklichen Ausweg der Unterpflasterbahn gewählt, der zur Zeit schon für Boston als Muster dient und gewiss noch vielfach begangen werden wird. Selbstverständlich sind ja die örtlichen Verhältnisse in dieser Frage entscheidend, für Budapest aber kann man schon jetzt mir ziemlicher Sicherheit behaupten, dass dir Unterpflasterbahn die zweckmäßigste Lösung der Verkehrsfrage bedeutet.

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• Auf epilog.de am 21. November 2023 veröffentlicht

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