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Jenkins elektrische Eisenbahn

(Telpherage)

Polytechnisches Journal • 1883

Prof. Fleeming Jenkin in Edinburg hat sich eine Herstellungsweise für elektrische Eisenbahnen patentieren lassen, welche er mit dem Namen Telpherage belegt. Jenkin will auf Trägern metallene Kabel spannen, welche zugleich als Leiter des Stroms und als Träger des Zugs dienen sollen, dessen einzelne Wagen an Rahmen hängen, die auf Rädern sich auf den Kabeln hinbewegen. An jedem Träger sind die an einander stoßenden Kabellängen getrennt und gegeneinander wie gegen die Erde isoliert; sie lassen sich aber durch bewegliche Verbindungsstücke mit einander verbinden, welche vom Zuge bewegt werden. Da die Bahn über dem Erdboden liegt, so findet kein Verlust an dem von einer stationären Dynamomaschine gelieferten Strom statt, welchen Werner Siemens durch Anbringung einer besonderen isolierten Leitung neben der Bahn und eines auf der Leitung laufenden Kontaktwagens, Ayrton und Perry dagegen durch Teilung der Bahn in einzelne Abschnitte zu verhüten suchten, die beim Weiterfahren des Zuges nach einander vom Zuge selbsttätig in den Stromkreis der Dynamomaschine gebracht werden, so dass stets nur ein solcher Abschnitt durchströmt wird, nämlich derjenige, worauf der Zug eben fährt. Beim Telpherage ist der Zug nahezu so lang als ein Abschnitt des Kabels und setzt, wenn er über ein Verbindungsstück hinweg geht, dieses außer Tätigkeit und die beiden benachbarten Abschnitte außer Verbindung; doch ist dann der Stromkreis zwischen den beiden Abschnitten durch die Räder des Zuges selbst und einen Leiter auf dem Zug wieder hergestellt, in welchen der vom Strome zu treibende dynamo-elektrische Motor, der den Zug fortbewegt, eingeschaltet ist. Bei zu großer Geschwindigkeit des Zuges schaltet sich selbsttätig eine Nebenschließung ein, oder es werden elektrische Bremsen in Tätigkeit gesetzt. Das Aufeinander fahren zweier Züge verhütet eine beigegebene Telegrafenanlage, mittels deren der Zug selbsttätig hinter sich auf eine gewisse Entfernung kurze Nebenschließungen zu den erwähnten Verbindungsstücken zwischen den Kabelabschnitten herstellt, so dass, wenn ein nachfolgender Zug das Verbindungsstück lüftet, dennoch eine kurze Nebenschließung zu seinem Motor bestehen bleibt und seinen Motor stromlos macht und zum Stillstände bringt. Bei dieser Anordnung schwankt die Stromstärke nicht mit der Entfernung des Zuges von der stationären Maschine zufolge der Verlängerung der Leitung, sondern sie ist konstant, und wenn ein zweiter Zug auf die Bahn gelassen wird, so sinkt die Stromstärke nur zufolge der Einschaltung des Widerstandes des Motors auf diesem zweiten Zug.

• Auf epilog.de am 27. November 2021 veröffentlicht

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