Verkehr – Eisenbahn
Amerikanische Schienenbremse
Der Stein der Weisen • 1892
In der Konstruktion von Eisenbahnbremsen und Waggon-Kuppelungen sind die amerikanischen Techniker von einer erstaunlichen Fruchtbarkeit. Technische Zeitschriften und Fachblätter sind voll von Darstellungen einfacher und komplizierterer Art, und wenn es sich auch bei den meisten derselben nur um ›Ideen‹ handelt, die niemals Verwirklichung finden, so führt anderseits diese Art von Tätigkeit schließlich dennoch zu nutzbringenden Erfindungen. Dieselben sind gerade für die amerikanischen Eisenbahnen von großer Bedeutung, da ein geordneter Streckendienst so gut wie gar nicht besteht, alle Sicherheitsmaßregeln daher vom Zug aus – und zwar vom fahrenden Zug – getroffen werden müssen. In diesem Fall aber hängt von einem exakt wirkenden Bremsapparat so gut wie alles ab.
Der hier abgebildete Apparat unterscheidet sich von allen bekannten ähnlichen Einrichtungen vornehmlich dadurch, dass die Wirkung der Bremsaktion nicht, wie sonst, auf die Räder, sondern auf die Schienen übertragen wird. Während bei den herkömmlichen Einrichtungen die Bremsklötze an die Felgen der Räder sich schmiegen, drücken dieselben in dem vorliegenden Falle auf die obere Wölbung des Schienenkopfes, über dem sie dahingleiten. Damit werden zwar die Räder geschont, dagegen die Schienen empfindlich angegriffen. Auch wird der auf die Bremsen wirkenden Kraft eine gewisse Grenze gesteckt, da ein Übermaß ihrer Wirksamkeit entweder den Hebelapparat deformieren oder den Waggon aus dem Geleise heben würde. Die letztere Eventualität ist insbesondere bei nicht belasteten Waggons sehr im Auge zu behalten. Die ›Schienenbremse‹ dürfte demnach das Schicksal sehr vieler anderer, scheinbar sehr ingeniöser Erfindungen amerikanischer Eisenbahntechniker teilen, d. h. lediglich als interessantes Projekt ein ephemeres Dasein in den amerikanischen Patentregistern fristen.