VerkehrSchifffahrt

Stocklose Anker

Prometheus • 1889

Stocklose Anker

Der klassische zwei- oder vierarmige Anker ist ein sehr unvollkommenes Gerät, weil von den Armen stets nur die eine Hälfte in den Grund eingreift, während die andere Hälfte nicht nur nichts nützt, sondern sogar schadet, weil sich leicht Ankerketten daran verwickeln oder Schiffe durch Anstoßen gegen die scharfen Spitzen Schaden erleiden können. Der zweiarmige Anker bietet außerdem den Nachteil, dass er einen Stock, d. h. ein mit den Flunken einen Winkel von 45° bildenden Balken aus Holz oder Eisen benötigt, der durch seine Hebelkraft das Aufrechtstehen der Arme mit den Flunken und damit das Eingreifen der einen Flunke erst ermöglicht. Man hat sich deshalb schon lange bemüht, einen Anker zu bauen, bei welchem diese Übelstände vermieden sind, einen Anker, dessen Flunken sämtlich in den Grund eingreifen. Diese Bemühungen wurden von Erfolg gekrönt, und es sind die meisten Schiffe jetzt mit dem Anker von Smith oder mit der beikommend abgebildeten neuesten Verbesserung desselben, mit dem Anker von Hall, ausgerüstet; so auch die neuesten Dampfer der Hamburg-Amerikanischen-Paketfahrt-Gesellschaft.

Bei diesem Anker sind die Arme mit dem Schaft durch ein Scharnier verbunden und so weit drehbar, dass sie mit dem Schaft einen Winkel von 54° bilden können. Sobald der Anker den Grund berührt und einen Zug auszuhalten hat, wirken die in der Abbildung sichtbaren, gleich den Flunken aufliegenden, schaufelförmigen Fortsätze der Arme als Hebel und bewirken, dass die Arme mit dem Schaft einen solchen Winkel bilden, dass die Flunken eingreifen. Außerdem bietet der Anker von Hall, wie der von Smith, den Vorteil, dass er viel weniger Raum einnimmt, als die bisher üblichen. Nach unserer Erfahrung bewährt er sich vorzüglich.

• Auf epilog.de am 24. Januar 2023 veröffentlicht

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