VerkehrSchifffahrt

Die Schiffbarmachung der Mississippi-Mündung durch Kapitän James B. Eads

Das Neue Universum • 1881

Voraussichtliche Lesezeit rund 12 Minuten.

Es gibt wohl wenig große Seehäfen auf der Erde, deren Umgebung, sobald einmal das Land in Sicht ist, auf den neuen Ankömmling einen so entmutigenden Eindruck macht, wie die Einfahrt in den Mississippi unterhalb New Orleans. So weit der Blick schweifen kann, nach West, Nord und Ost hin begegnen sich Sumpf, Wasser und Himmel im traurigsten Einerlei, und die Moskitos, die sofort in unzähligen Schwärmen an Bord des Schiffes sich einstellen, um die Anzahl ihrer neuangekommenen ›grünen‹ Schlachtopfer zu inspizieren, tragen nicht dazu bei, das durch den deprimierenden Eindruck der Landschaft völlig verschwundene Behagen wieder zu wecken.

Kein Baum, kein Strauch zeigt sich dem über das im Winde leise raschelnde Schilf hingleitende Auge, welches vergeblich einen Ruhepunkt sucht. Ein ähnlich rauschender, nur etwas tieferer Ton wird vom Golf herübergetragen, in regelmäßig wiederkehrenden Pausen anschwellend und fast verhallend. Es ist die Brandung, die träge an die schlammigen Ufer der die einzelnen Arme des Mississippi-Deltas trennenden Bänke schlägt. Nur die in zahllosen Flügen das bis zu fünf Meter hohe Schilf bevölkernden Vögel beleben die schweigsame Landschaft. Die Amseln jagen sich auf den Halmen umher, während lange Reihen von Pelikanen in den Kanälen und Lichtungen des Röhrichts einherziehen, in deren stillem Gewässer ihr blendend weißes Gefieder sich widerspiegelt. Endlose Züge von Wildenten und Seemöwen schaukeln sich auf den Wellen oder wiegen sich in den vom Wasser aufsteigenden Dünsten, dann und wann in weitgezogenen Kreisen höher und immer höher fliegend, bis sie im Azur des Zenits dem nachfolgenden Auge verschwinden.

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• Auf epilog.de am 30. April 2024 veröffentlicht

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