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Wie ein Liebig-Bild entsteht

Liebig-Sammelbilder • 1906

Voraussichtliche Lesezeit rund 5 Minuten.

Die Liebig-Sammelbilder waren Werbe-Beigaben zum gleichnamigen Fleischextrakt. Ab den 1870er Jahren entstanden mehrere tausend Motive zu allen nur erdenklichen Themen.

Der Künstler bei dem Entwurf.

Die Lithographie (griech. ›Steinzeichnung‹) ist die von Aloys Senefelder um die Wende des 18. Jahrhunderts erfundene Kunst, eine Zeichnung mittels chemischer Tusche oder Kreide oder durch Gravieren so auf eine Steinplatte zu bringen, dass sie, mit Farbstoff bedeckt, abgedruckt werden kann. Um nun ein Bild herzustellen, muss vor allen Dingen ein Zeichenkünstler einen Entwurf, d. h. ein Original anfertigen, das dann dem Lithographen als Vorlage dient. Die den Liebig-Bildern zugrundeliegenden Ideen sind sehr vielseitig und stammen aus allen Gebieten menschlichen Wissens, wodurch die Kärtchen den allgemein anerkannten hohen erzieherischen Wert erlangt haben.

Gewinnung der Lithographiesteine bei Solnhofen.

Der einzige für lithographische Zwecke brauchbare Stein ist ein feinkörniger Kalkschiefer, der sich in besserer Qualität und Brauchbarkeit beinahe ausschließlich bei Solnhofen in Bayern findet. Es werden zwar auch ähnliche Steinarten in Amerika, England, Frankreich und einigen anderen Ländern gewonnen, doch können sie meist nur zu gröberen Arbeiten verwendet werden. Der Stein wird in 5 – 10 cm dicke Platten geschnitten und auf der Oberfläche durch verschiedene Verfahren poliert. Seine Farbe ist ein gelbliches Grau; eine Abart, die jedoch selbst in Solnhofen nur sehr spärlich gefunden wird und zu den feinsten Druckarbeiten ganz besonders geeignet ist, zeigt ein bläuliches Grau.

In der Lithographie.

Auf den mit Bimsstein noch besonders glatt geschliffenen Stein überträgt der Lithograph die Zeichnung, und zwar verkehrt (Spiegelbild), indem er sich dazu einer besonderen Feder und fetter Tusche bedient. Handelt es sich um Herstellung eines farbigen Bildes, so muss erst das Original in all seinen Umrissen auf den Stein gebracht werden, wovon dann durch Abklatsch so viel Abdrucke auf andere Steine gemacht werden, als man Farbenplatten braucht. Auf diesen einzelnen Steinen werden dann mittelst der Feder-(Punktier-) Manier nur die Stellen herausgearbeitet, die einer bestimmten Farbe zufallen oder die durch Übereinanderdruck verschiedener Farben wieder andere Farben und Nuancen ergeben sollen.

Bei dem Andrucker.

Aus der Hand des Lithographen gelangen die fertigen Farbenplatten zu dem Andrucker, der die Steine mit Salpetersäure ätzt. Dadurch wird bewirkt, dass kein Fett an den nicht mit Tusche bedeckten Stellen haftet. Wird nun eine mit Farbe versehene Walze über den Stein geführt, so nehmen nur die mit Tusche bedeckten Stellen die Farbe an. Vor dem endgültigen Druck wird jedes Mal vom Originalstein ein Probedruck mit der Handpresse gemacht, d. h. die nächstfolgende Farbe wird auf die vorhergehende gedruckt, von den hellen Tönen ausgehend unter allmählichem Fortschreiten zu den dunkleren.

Unter der Schnellpresse.

Ist der Effekt, d. h. die Übereinstimmung mit dem Original erreicht, so dienen diese Probedrucke dem Maschinenmeister als Vorlage. Für den Druck der Auflage mit der Schnellpresse überträgt man den Originaldruck mehrere Male auf einen zweiten großen Stein (Umdruck), macht diesen durch Anätzen und Gummieren druckfähig und bringt ihn in die Presse, wo er mittelst eines Walzenapparates gefeuchtet, dann aber durch ein kombiniertes Walzensystem mit Farbe eingerieben wird. Alle Manipulationen des Druckes, außer dem Ein- und Auslegen des Papiers, erfolgen selbsttätig.

Schneiden und Verpacken.

Sind die fertigen lithographischen Abzüge getrocknet, so kommen sie in den Schneidesaal. Dort werden die Bogen geordnet und auf Maschinen in einzelne Kärtchen zerschnitten, um alsdann abgezählt, verpackt und versandt zu werden.

Das auf den Bildchen befindliche Porträt von Justus von Liebig veranschaulicht den Werdegang einer Lithographie von 12 Farben und Gold, es zeigt die einzelnen Stadien, anfangend mit zwei Farben und Gold und dann mit dem Aufdruck von je zwei weiteren Farben fortfahrend, bis endlich die zwölffarbige Ausführung vorliegt.

• Auf epilog.de am 24. November 2024 veröffentlicht

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