Handel & IndustrieFabrikation

Das Vivian’sche Kupferwerk in Swansea

Das Buch für Alle • 1869

Die Kupferproduktion Englands gehört zu den bedeutendsten der ganzen Welt, obwohl das englische Kupfer an Marktwert im Allgemeinen dem schwedischen und russischen nachsteht, und ist sozusagen das Monopol einiger weniger Firmen, worunter die Vivian’sche zu Swansea im südlichen Wales eine der bedeutendsten ist. Diese besitzt das berühmteste, vollständigste Kupferwerk der ganzen Welt, beschäftigt über 800 Arbeiter, mehr als 24 Reverberiröfen und eine Anzahl Dampfmaschinen von zusammen ungefähr 2000 PS. Viviansche KupferwerkDas Vivian’sche Kupferwerk in Swansea. Das Vivian’sche Kupferwerk ist eines der größten hüttenmännischen Etablissements auf der ganzen Erde, und darum jedenfalls auch für alle Gebildeten höchst interessant. Das Kupfer kommt in der Natur teils gediegen (in Nordamerika, Schweden, Kamtschatka und einigen wenigen Orten Deutschlands), zum größten Teil aber vererzt vor, und muss aus diesen Erzen erst durch einen ziemlich mühsamen hüttenmännischen Prozess geröstet, ausgeschmolzen, raffiniert und dann in die für den Handel wünschenswerte Form gebracht werden. Kein Metall kommt vielleicht in einer größeren Mannigfaltigkeit von Verbindungen in der Natur vor, als das Kupfer; daher ist seine Aufbereitung zu reinem Metall (Garkupfer) gar nicht so leicht, als die der anderen Metalle, und beruht auf gewissen technischen Vorteilen und Eigentümlichkeiten, zu denen man nur an der Hand der Erfahrung gelangte, und die daher in den betreffenden Hütten möglichst geheim gehalten werden, weshalb auch die Besichtigung des Vivian'schen Etablissements nur ausnahmsweise einem Fremden gestattet wird. Es werden in diesem Hüttenwerk jedoch nicht bloß die in der Gegend und in Cornwallis und Devonshire gewonnenen Erze, sondern auch solche aus Bolivien, Chile und Australien verhüttet und großenteils zu Kupferblechen ausgewalzt. Die Ausdünstungen der Gase vom Rösten der arsen-, schwefel- und chlorhaltigen Erze sind dem Pflanzenwuchs so schädlich, dass auf eine Entfernung von mehr als einer Stunde im Umkreise der Boden kahl und öde und die Felsen verwittert sind. Das Kupferwerk hat eine eigene Eisenbahn und einen eigenen Kanal zur Belebung seines Verkehrs in Rohmaterial und Produkten.

Entnommen aus dem Buch:
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ersetzten Dampfmaschinen zunehmend die Muskelkraft und ermöglichten eine zunehmende Mechanisierung der bis dahin handwerklich geprägten Güterproduktion. Der Abbau von Handelshemmnissen und neue Verkehrswege eröffneten überregionale Märkte, immer mehr Produkte mussten immer schneller und billiger produziert werden. Arbeitsteilung und Spezialisierung veränderten ganze Wirtschaftszweige. Die historischen Originalbeiträge und Abbildungen in diesem Buch geben einen unverfälschten Einblick in die Wirtschaft des 19. Jahrhunderts.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 104 Seiten | ISBN: 978-3-7578-2490-7

• Auf epilog.de am 18. November 2024 veröffentlicht

Reklame