Verkehr – Eisenbahn
Über Eisenbahnen und das deutsche Eisenbahnsystem
Pfennig Magazin • 7.3.1835
Eisenbahnen oder Schienenbahnen sind parallel nebeneinander fortlaufende, 3 Fuß 8 Zoll bis 4 Fuß 8 Zoll (rd. 110 – 150 cm) voneinander entfernt liegende Gleisbäume (im Englischen Rails) oder Schienen von Eisen, oder auch von Holz oder Steinen, die mit Eisen beschlagen sind, worauf eigens dazu bestimmte Wagen mit gusseisernen Rädern, welche durch die an ihrer inneren Peripherie befindlichen Ränder oder Kränze stets auf dem flachen Gleis gehalten werden, in beliebiger Schnelligkeit fortbewegt werden können. Die noch jetzt erhaltenen Überreste der Via Appia von Rom nach Capua, welche aus festzusammengefügten Steinblöcken bestand, worin die Gleise eingehauen waren, beweisen, dass schon die Römer die großen Vorteile einer so viel möglich horizontalen Fläche bei Straßen und fester, glatter Gleise kannten.
Abb. 1. Eine Dampfmaschine mit einer Reihe von Reisewagen.In der Form ihr fast ähnlich waren die ersten Gleiswege der Engländer, welche aus mit Gleisen versehenen Stücken Holz bestanden. Nach der Behauptung der deutschen Bergleute ist die erste Idee zu den jetzigen Eisenbahnen aus ihren Bergwerken, in welchen unter der Benennung Hundegestänge schon seit Jahrhunderten eine ähnliche Vorrichtung im Gebrauch gewesen, nach England hinübergekommen, und dies ist um so wahrscheinlicher, als die Königin Elisabeth, um den englischen Bergbau emporzubringen, deutsche Bergleute vom Harz und aus dem Erzgebirge nach England berief. Schon 1676 führte man auf dergleichen sehr unvollkommenen Bahnen in der Nähe von Newcastle am Tyne aus den Kohlengruben nach dem nahen Fluss so viel Kohlen mit einem Pferd, als auf gewöhnlichen Straßen kaum mit vier. Später, da sich an den Krümmungen das Holz schnell abnutzte, fing man an, sie an solchen Stellen mit Eisen zu beschlagen, wobei man die Erfahrung machte, dass auf diese Weise viel Kraft erspart werde. Dies führte darauf, die ganze Bahn mit Eisen zu beschlagen und den Rand, welcher das Rad auf der Bahn halten sollte, an dem inneren Umkreis desselben, anstatt an der inneren Seite der Schienen anzubringen. Als in England das Holz immer teurer und seltener, das Eisen aber wohlfeiler zu werden begann, kam 1776 Curr auf den Gedanken, gusseiserne Schienen auf Querhölzer zu legen, worauf 1797 Barns die Querhölzer durch steinerne Unterlagen ersetzte. Da man bemerkt hatte, dass die flachen Schienen auf der inneren Kante sich mit dem Rad stark reiben, so erfand man den ›Edge Rail‹ (Randschiene), welcher in der Mitte hoch ist und nach beiden Seiten sich rundet und der auch noch gegenwärtig für den besten gehalten wird. Später wählte man statt der gusseisernen Schienen, die oft brachen, geschmiedete, die aber in der neuesten Zeit durch Schienen von gewalztem Eisen ersetzt wurden.
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