VerkehrTransport

Seil­schwebe­bahnen für den Fernverkehr
von Personen und Gütern

Vortrag von Prof. M. Buhle in der Hauptversammlung
des Vereins deutscher Ingenieure zu Leipzig

Verein Deutscher Ingenieure • 8.11.1913

Voraussichtliche Lesezeit rund 55 Minuten.
Japanische SeilbrückeAbb. 1. Alte japanische Seilbrücke.

Eine Darstellung der neueren Entwicklung der Luft­seil­bahnen schließt die eingehende Behandlung ihrer Anfänge aus; doch dürfen sie nicht unerwähnt bleiben. Die Geschichte dieser Bahnen zeigt, dass sie viel älter sind, als meist angenommen wird.

Erwiesen ist, dass den Völkern des Ostens, den Chinesen und namentlich den Japanern, deren tief zerklüftetes Gebirgsland geradezu zur Ausbildung einer solchen Förderart aufforderte, die Seil­schwebe­bahnen schon seit 1500 Jahren bekannt sind. Abb. 1 veranschaulicht bereits eine wenn auch etwas beschwerliche Personenbeförderung, Kabelbahn mit EinseillaufkatzeAbb. 2. Kabelbahn (etwa aus dem Jahre 1720) mit Einseillaufkatze. während Abb. 2 einen fast 200 Jahre alten Seilaufzug darstellt, den wir in ähnlicher Weise bei den Berg-Seilaufzügen, allerdings für erheblich größere Spannweiten und Lasten, wiederfinden werden. Doch dürften diese Konstruktionen weder auf die Entwicklung der neuzeitlichen Schwebebahnen einen Einfluss ausgeübt, noch in irgendwelcher Beziehung zu ihrer Erfindung gestanden haben.

Man kann sagen, dass die Luft­seil­bahnen seit 1874 einen besonderen Industriezweig bilden, da in diesem Jahr die vorher entstandenen Einzelheiten zu einer geschlossenen Bauart zusammengefasst wurden, die siegreich anfangs kleinere, später immer größere Entfernungen und Höhen überwunden hat.

Personenwagen der Kordilleren-DrahtseilbahnAbb. 3. Personenwagen der Kordilleren-Drahtseilbahn (Bleichert).

Besonders bekannt geworden ist von den neueren Seil­schwebe­bahnen die zur  Erschließung der nordargentinischen Kordilleren bis hoch in wildes Gebirge führende, bei 3500 m Höhe nahezu 35 km lange Bleichertsche Bahn. Ihr wirtschaftlich hervorragendes Ergebnis war, dass die Förderkosten für hochwertige Erze, die sich früher auf 54 Mark je Tonne beliefen, auf eine Mark je Tonne zurückgegangen sind. Der Entwurf bot bedeutende Schwierigkeiten, da nicht weniger als 25 mal Spannweiten von 320 m bis 850 m vorkommen, mit denen Taleinschnitte bis zu 200 m Tiefe überschritten werden mussten. Mit dieser Bahn ist die Aufgabe so glänzend gelöst worden, dass auch die heftigsten Schneestürme keine Betriebsunterbrechung herbeigeführt haben. Da mit ihr nicht allein Erze hinunter ins Tal, sondern u. a. auch Trinkwasser nach oben zu befördern war, so wurden besondere Wagen für Trink- und Betriebswasser, lange Eisenstücke, Grubenhölzer, Kisten, Ballen u. dgl. und auch Wagen zur Personenbeförderung (Abb. 3) beschafft.

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