VerkehrTransport

Die Seilschwebebahn für Personenbeförderung in Rio de Janeiro

erbaut von der J. Pohlig AG in Köln
Von Albert Pietrkowski

Verein Deutscher Ingenieure • 14.6.1913

Voraussichtliche Lesezeit rund 12 Minuten.

Die Drahtseilschwebebahnen für Güter sind auch öfter zur Personenbeförderung benutzt worden. Hauptsächlich handelte es sich dabei allerdings um vereinzelte Fahrten der Betriebsleiter zur Untersuchung der Tragseile; aber es gibt auch eine ganze Anzahl Bahnen, die neben ihrer eigentlichen Bestimmung zum Befördern der Arbeiter zu und von der Baustelle dienen. Seilschwebebahn Rio de JaneiroAbb. 1. Gesamtbild der Seilschwebebahn bei Rio de Janeiro. Bei diesen Bahnen, die sich übrigens nur in Ländern mit wenig entwickelter Gesetzgebung zum Schutz der öffentlichen Sicherheit befinden, sind außer an den Wagen, die für den Personenverkehr gebraucht werden, keine besonderen Sicherheitseinrichtungen vorhanden. Als man jedoch in neuester Zeit daran ging, Seilschwebebahnen ausschließlich für Personen zu bauen, war man sich darüber klar, dass die Einführung dieses in vieler Beziehung vorteilhaften Verkehrsmittels in Kulturländern hauptsächlich davon abhing, dass die Sicherheitsmaßnahmen die Aufsichtsbehörden befriedigten. Der Betrieb einiger Personen-Schwebebahnen in der Schweiz und in Österreich beweist, dass es nicht unmöglich ist, den Anforderungen der Behörden zu genügen; eine nähere Betrachtung zeigt aber auch, dass die Behörden selbst noch keine Klarheit darüber besitzen, welche grundsätzlichen Anforderungen an die Sicherheit zu stellen sind.

Die Möglichkeiten der Sicherung sollen daher kurz erörtert werden. Die Drahtseilschwebebahnen haben ein aus festliegenden Drahtseilen gebildetes Gleis, und die Wagen werden durch ein endloses bewegtes Drahtseil über die Strecke gezogen. Bei den Güterbahnen benutzt man als Gleis ein Seil, und es ist ohne weiteres klar, dass man durch Anordnung mehrerer Tragseile den Sicherheitsgrad beliebig erhöhen kann. Dabei handelt es sich nur um die Kostenfrage. Zwei Tragseile werden bereits den höchsten Anforderungen genügen, zumal wenn sie aus einem Stück bestehen, d. h., wenn man Verbindungen von einzelnen Seilstücken durch Muffen auf der Strecke ausschließt, was bei kürzeren Bahnen möglich ist. Bei längeren Bahnstrecken werden sich allerdings Verbindungen der Tragseile nicht umgehen lassen, und auch bei kürzeren Strecken müssen die Seile an ihren beiden Enden zum Verankern oder Anbringen von Spanngewichten irgendwie mit anderen Konstruktionsteilen verbunden werden. Lässt man für diesen Zweck Endmuffen zu; so ist nicht einzusehen, warum man sie nicht auch auf der Strecke verwenden sollte. Allerdings bildet jede derartige Verbindungsstelle zweier Seilstücke eine Gefahrenquelle, wenn sich auch, wie die Erfahrung lehrt, bei zweckmäßiger Konstruktion und sorgfältiger Verbindung die Seilenden fast nie aus der Kupplung lösen. Eine bestimmte Muffenart vorzuschreiben, ist nicht tunlich; man sollte besser jede Muffenbauart mit den entsprechenden Seilstücken einer Zerreißprobe unterwerfen.

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• Auf epilog.de am 25. Oktober 2024 veröffentlicht

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