Verkehr – Nahverkehr
Schwebende Fähre
Prometheus • 8.11.1893

In Portugalete wurde nach den Entwürfen von De Palacio und Arnodin vor kurzem eine eigenartige Fähre dem Betrieb übergeben, welche vor den üblichen manche Vorzüge besitzen dürfte. Wie aus den Abbildungen ersichtlich ist, besteht die Fähre aus einer Hängebrücke, deren Bahn so hoch liegt, dass die größten Schiffe mit vollen Masten darunter wegsegeln können. Die Bahn ist mit Schienen versehen, auf welchen, durch elektromotorische Kraft getrieben, ein Gestellwagen dahinrollt. Dessen Rahmen trägt vier Metallkabel, welche ihrerseits der eigentlichen Fähre zur Stütze dienen.
Diese Fähre berührt das Wasser nicht, sondern überschreitet den Hafen in einer solchen Höhe, dass sie selbst bei Wellenschlag von den Wellen nicht erreicht wird. Die Fähre fährt natürlich hin und her und es kann ihr Lauf vom Ufer aus gehemmt werden, falls sich ein Hindernis in Gestalt eines Schiffes entgegenstellt.
Es leuchtet ohne Weiteres ein, dass eine derartige Fähre bedeutend billiger zu stehen kommt als eine Brücke. In dem Falle von Portugalete würde eine 40 m über dem Wasserspiegel schwebende Brücke auf beiden Seiten Anrampungen von mindesten 800 m Länge erfordern. Auch ist zu berücksichtigen, dass der Übelstand des veränderlichen Wasserspiegels sich bei der schwebenden Fähre nicht geltend macht. Dagegen kostet eine solche natürlich bedeutend mehr als eine gewöhnliche schwimmende Fähre.
Die Fahrt über das 160 m breite Wasser beansprucht nur eine Minute. Die Fähre befördert 150 Personen oder eine entsprechende Anzahl Wagen.