VerkehrSchifffahrt

Hansens Rettungsgurte für Schiffbrüchige

Illustrirte Zeitung • 27.6.1874

Rettungsgurte

Alljährlich büßen Tausende von Menschen auf dem Meer ihr Leben ein, allein im Jahr 1873 sind ungefähr 2165 Segelschiffe und 204 Dampfer zu Grunde gegangen. Viele dieser Unfälle erfolgen unter Umständen, z. B. nahe an den Küsten, welche fast mit Bestimmtheit die Rettung sämtlicher in dem versinkenden Schiff befindlichen Menschen möglich machen würden, wenn die Verunglückten im Stande wären, sich einige Zeit über Wasser zu erhalten. Bedenkt man nun, dass bei allen derartigen Katastrophen der stattgehabte Verlust an Menschenleben am tiefsten beklagt wird und oft durch eine solche Katastrophe viele Familien in die größte Trauer versetzt werden, so ist es geradezu unbegreiflich, dass man nicht die vorhandenen, leicht und verhältnismäßig billig zu beschaffenden Mittel in größter Ausdehnung benutzt, um die Menschen vor dem drohenden Untergang nach Möglichkeit zu behüten. Eins der einfachsten Rettungsmittel dieser Art ist unbedingt der Rettungs- oder Schwimmgurt, und wir wollen nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, dass gegenwärtig durch den Schiffsreeder H. B. Hansen in Kiel derartige Gurte von Korkholz bezogen werden können. Unsere Abbildung veranschaulicht solche Gurte. Jeder besteht aus 10 Korkblöcken von je 30 cm Länge, 11 cm Breite und 6 cm Dicke, ist im ganzen 118 cm lang und wiegt 6 kg. Er reicht um einen mit Winterkleidern bekleideten Menschen, lässt sich mittels des Lederriemens rasch um den Leib schnallen und ist mit einer zweiten Schnalle versehen für solche, welche einen schlankeren Körperbau haben. Eine Schnur, welche um den Hals gebunden wird, verhindert das Herabgleiten des Gurtes. Mit einem solchen, unter den Armen um den Leib geschnallten Gurt treibt jeder Mensch senkrecht auf dem Wasser, selbst wenn er in seinen Taschen das Gewicht von 300 Silbertalern haben sollte. Hansen bemerkt, dass es am besten sein würde, wenn sämtliche Regierungen verordnen würden, dass jedes Schiff so viele Rettungsgurte mitführen muss, als es Menschen aufnimmt. Besser kann das Schiff ein paar Rettungsboote weniger haben, da diese bei den meisten Unfällen nur wenig nützen. Die Rettungsgurte müssten dann auf dem Verdeck in zusammengerollten Zustand und mit Ringen versehen an entsprechenden Haken aufgehängt werden.

• Auf epilog.de am 16. Dezember 2024 veröffentlicht

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