Die neuen Palast-Wagen auf den
New Yorker Eisenbahnlinien

Das Innere eines neuen Palast-Wagens auf der dritten Avenue-Linie zu New York.

Bekanntlich war seither auf den amerikanischen Eisenbahnen als Ausfluss der republikanischen Freiheit und Gleichheit nur eine einzige Wagenklasse üblich, die denn allerdings auch in weit behaglicherer und ansprechenderer Weise als unsere Waggons zweiter Klasse mit Spiegeln, Polsterung, Vorhängen, Waschapparat, Trinkwasser usw. ausgerüstet war. Gegen dieses Prinzip demokratischer Gleichberechtigung haben sich jedoch neuerdings Bestrebungen geltend gemacht, welche zu Gunsten der reichen Leute um verhältnismäßig geringen Aufschlag im Preis größere Behaglich­keiten und sogar jenen raffinierten Luxus bieten, den namentlich die amerikanischen Damen so sehr lieben. Die ungeheure Länge der Bahnen und die überhandnehmende Gewohnheit der Nachtschnellzüge hat besonders seit Eröffnung der großen Eisenbahn nach dem Stillen Weltmeer die Einführung der sogenannten  Salon- und Schlafwagen veranlasst, welche mit Betten versehen sind und wo durch den spekulativen Unternehmer Pullman jedem Zug ein Salonwagen mit Speise- und Lesezimmer und ein Packwagen mit Küche und Keller beigegeben ist, so dass man Mahlzeiten, Schlaf, Kaffee und Erfrischungen aller Art genießen kann, ohne den Zug zu verlassen. Äußere Ansicht eines neuen Palast-Wagens auf der dritten Avenue-Linie zu New York. Neuerdings ist man nun in New York, wo ohnedem unter den reichen Leuten ein beinahe zügelloser Luxus herrscht, noch weiter gegangen, indem man auf den Pferde-Eisenbahnen, die dort in allen Avenues oder Hauptdurchgangsstraßen der Stadt angelegt sind, nicht nur Salon-Wagen, sondern sogar sogenannte Palast-Wagen eingeführt hat, von denen wir hier eine Ansicht von außen und eine Ansicht des Inneren geben.

Diese Palast-Wagen sind ebenso elegant wie bequem eingerichtet und verlangen mehr als die doppelte Taxe der gewöhnlichen Bahnwagen; sie sind mit einer Reihe reich gepolsterter Kanapees an den Seiten und gepolsterter Drehstühle in der Mitte versehen, und werden vorzugsweise von den Damen und von der eleganten Welt New Yorks überhaupt benutzt und den gewöhnlichen Wagen der Pferde-Eisenbahnen angehängt, sollen aber nun auch auf den Hauptlinien der Eisenbahnen in den östlichen Staaten eingeführt werden. An Samtdraperien, Spiegeln, Vergoldung, feinen Ledertapeten, Fußteppichen, Lampen etc. sind diese Palast-Wagen mit verschwenderischem Luxus ausgestattet.

• O. M.