Handel & IndustrieMaschinenbau
Die Maschinen des deutschen Berg- und Hüttenwesens am Anfang des 18. Jahrhunderts

II. Die Maschinen im Hüttenwesen

Von Conrad Matschoß

Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie • 1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 23 Minuten.
I. Die Maschinen im bergbaulichen Betrieb II. Die Maschinen im Hüttenwesen

1. Die Gebläse.

Mit dem bergbaulichen Betrieb war in alter Zeit aufs engste verbunden der Hüttenbetrieb, der frühzeitig dem Maschinenbau wichtige Aufgaben stellte. In erster Linie kommen hier die Gebläse in Frage, von deren Vervollkommnung die wichtigsten Fortschritte im Hüttenwesen unmittelbar abhängig waren. Als in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zuerst im Rheingebiet der Hochofen aufkam, der sich sehr langsam verbreitete und erst im 16. und 17. Jahrhundert allgemeiner benutzt wurde, war ein leistungsfähiges Gebläse notwendig, die Vorteile der neuen Eisendarstellung auszunutzen. Als man dann im 18. Jahrhundert zuerst in England beim Hochofenbetrieb Steinkohlenkoks verwendete, war dieser große Fortschritt auch nur erfolgreich durchzuführen, als man ein hierfür ausreichendes Gebläse geschaffen hatte.

Zu den ältesten Gebläsen des Hüttenwesens gehört der den Römern und wahrscheinlich auch den Griechen schon bekannte lederne Spitzbalg, wie er noch heute in einfachen Schmieden zu finden ist. Der erste große Fortschritt bestand in dem Ersatz der ledernen Seitenwände durch Holz. Diese Holzbälge sollen im 16. Jahrhundert zuerst in Deutschland aufgekommen sein. Man erzählt, sie seien 1550 in Nürnberg erfunden worden. Sie waren zunächst den üblichen ledernen Bälgen durchaus nachgebaut. Ein hölzerner Oberkasten bewegte sich über dem feststehenden Boden. 1621 hat ein gewisser Ludwig Pfannen­schmid, der aus Thüringen stammte, diese hölzernen Bälge im Harz eingeführt, worauf »ihm die allda schon befindlichen Balg­macher den Tod schworen; er ist aber von der Obrigkeit geschützet worden und sind die hölzernen Bälge zum ersten am Unterharze und da man sie sehr vorteilhaft gefunden, auch am Oberharz eingeführet worden«. Dieser erste Erbauer der hölzernen Bälge im Harz verstand es auch, seiner Familie das Monopol für Verfertigung dieser Maschinen auf lange Zeit zu sichern. Noch sein Enkel war der einzige Balg­macher für alle Harzer Hüttenwerke. Man zahlte ihm jährlich 50 Taler für Instandhaltung einer Gebläseanlage. Als man dann aber sah, dass die Bälge sehr lange hielten, suchte man den Preis herabzusetzen. Da er sich jedoch darauf nicht einlassen wollte, ließ man sich einen Balg­macher aus Schmalkalden kommen, der aber mit den Maschinen nicht zurechtkam, weshalb man sich schließlich mit dem alten Balg­macher einigte, der nun auch mit 40 Talern zufrieden war. Für ein Paar neue Bälge, die 30 bis 40 Jahre hielten, zahlte man 1651 im Harz 30 Taler, 10 Jahre später war der Preis auf 25 Taler herabgegangen.

Die großen Vorteile des Holzbalges gegenüber den alten Lederbälgen bestanden darin, dass man mit stärkerem Luftdruck arbeiten und dass man die Bälge selbst viel größer bauen konnte. Dabei waren sie viel billiger, sie kosteten nur etwa ein Fünftel vom Wert der Lederbälge und hielten zehnmal so lange, gewiss Vorteile, die ihre allgemeine Einführung und den großen Fortschritt, den sie darstellten, erklärlich machen.

DreibalgengebäseAbb. 1. Dreibalgengebäse nebst Wasserregulator zu Malapane um 1800.
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• Auf epilog.de am 21. Januar 2025 veröffentlicht

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