Verkehr – Eisenbahn
Maffeische Schnellzug-Lokomotive
Das Neue Universum • 1897
Diese aus der rühmlich bekannten Lokomotivbauanstalt von Maffei in München hervorgegangene große Schnellzugslokomotive ist als Doppeltverbundmaschine konstruiert, das heißt, sie ist nach dem sogenannten Compoundsystem mit zwei Paaren von Dampfzylindern versehen, von denen zwei mit kleinerem Durchmesser als Hochdruckzylinder und zwei mit größerem Durchmesser als Niederdruckzylinder dienen, indem nur die ersteren direkt mit Kesseldampf gespeist werden, die zweiten dagegen den aus den ersteren Zylindern austretenden, vorläufig nur in geringem Maße expandierten Dampf zur Verrichtung der vollen Expansionsarbeit aufnehmen. Man erhält durch Anwendung dieses Systems die sparsamste Dampfausnutzung in Verbindung mit entsprechender Kohlenersparnis und zugleich noch den Vorteil, zwei Treibachsen in Betrieb zu setzen, um eine möglichst große Fahrgeschwindigkeit erreichen zu können.
Die auf unserer Abbildung dargestellte Maschine hat 139,67 m² Heizfläche und 2,5 m² Rostfläche. In dem Kessel wird der Arbeitsdampf mit 13 atm Betriebsdruck erzeugt. Die Maschine, welche speziell für den Schnellzugdienst auf allen Strecken im Oberbahnamtsbezirke München verwendet wird, befördert ihre Züge mit 90 km/h Geschwindigkeit. Der Radstand beträgt 15,54 m und die Länge der Maschine 17,4 m; das Gewicht der betriebsfähigen Maschine ist gleich 56,6 t und die Herstellungskosten sind zu rund 74 000 Mark vom Fabrikanten berechnet.
Diese mit OV, Nr. 2301 bezeichnete Maschine wurde auf der Nürnberger Ausstellung 1896 von allen Fachleuten als ein Meisterstück des deutschen Lokomotivbaus anerkannt.