Handel & IndustrieFabrikation

Die Kohlenbrennerei

Illustrirte Welt • 1854

Die gewöhnliche Kohle ist, wie jedermann weiß, der Stoff, den man erhält, wenn man das Holz verkalken lässt, indem man es einem bestimmten Grad von Hitze aussetzt, ohne es gerade zu verbrennen, oder indem man es nur teilweise verbrennt. Es bedarf eines großen Wärmegrades zur Verkohlung; doch schon etwas mehr als Kochhitze reicht zu.

KohlenbrennerDer Kohlenbrenner.

Es gibt verschiedene Arten von Kohlenfabrikation. Die Gewöhnliche ist die in stehenden Meilern, deren Stelle in der Nähe des Kohlenhauses trocken und eben zugerichtet sein muss. Im Mittelpunkt der 2 – 3 m langen und breiten Meilerstelle wird ein 4 – 5 m hoher Pfahl errichtet, und um denselben einige dünne Stangen gesteckt, den Luftzug zu erhalten und einen Schornstein zu bilden. Um diesen Quandelpfahl stellt man nun die Holzscheiter und legt die Zwischenräume mit kleinerem Holz aus. Der so zugerichtete Meiler wird mit einer Decke von Rasen oder Reißig und Erde bedeckt, die letztere mit einer Stange festgeschlagen und dann mit einem Stück Birkenrinde die Zündstange in Brand gesteckt. Nachdem der Meiler einige Stunden gebrannt und kein weißlicher Dunst mehr aufsteigt, bedeckt man den Meiler mit einer neuen Erddecke und legt Scheite innen herum, dass die Erde nicht abrutscht. Der brennende Meiler darf keine Ritzen oder Löcher bekommen und man verstopft solche augenblicklich, dass die Flamme durch den Zug nicht die Oberhand bekommt. Vermutet man jedoch, dass eine Stelle noch nicht gehörig durchgebrannt ist, so sticht man ein Loch in die Decke und lässt es offen, bis die Flamme durchschlägt. Sind endlich die Kohlen gehörig durchgebrannt und ist der Meiler durch Abnehmen der Decke erloschen, so werden die Kohlen mit einem Hacken oder der Hand herausgenommen und aufgebeugt. Der Wind wird bei den Meilern durch besonders errichtete Wände, sogenannte Windschauern, abgehalten.

Unser Bild stellt zwei Meiler dar, von denen der eine so eben in Brand gesetzt worden, während der andere, nach vollendeter Verkohlung kalt gemacht wird.

Entnommen aus dem Buch:
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ersetzten Dampfmaschinen zunehmend die Muskelkraft und ermöglichten eine zunehmende Mechanisierung der bis dahin handwerklich geprägten Güterproduktion. Der Abbau von Handelshemmnissen und neue Verkehrswege eröffneten überregionale Märkte, immer mehr Produkte mussten immer schneller und billiger produziert werden. Arbeitsteilung und Spezialisierung veränderten ganze Wirtschaftszweige. Die historischen Originalbeiträge und Abbildungen in diesem Buch geben einen unverfälschten Einblick in die Wirtschaft des 19. Jahrhunderts.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 104 Seiten | ISBN: 978-3-7578-2490-7

• Auf epilog.de am 14. September 2024 veröffentlicht

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