Handel & Industrie – Lebensmittelproduktion
Die Herstellung der Schokolade
Hartwig & Vogel Automatenbilder • 1911
Die ›Cacao-, Chocoladen-, Confecturen-, Marzipan- und Waffelfabriken‹ Hartwig & Vogel gingen 1870 aus der Zuckerwarenfabrik Friedrich Hartwig in Dresden hervor und vermarkteten ihre Produkte unter dem Markennamen ›Tell‹. Ab 1887 erfolgte der Vertrieb auch über Verkaufsautomaten. Zur Kundenbindung wurden Sammelbilder eingesetzt.
1. Das Öffnen der Kakaofrüchte.
Der Kakaobaum erreicht eine Höhe von 6 – 8 m, mit großen grünen Blättern und zierlichen, büschelförmigen Blüten.
Die Kakaofrucht ist gelblich-rötlich, in Form einer Gurke; sie enthält 40 bis 60 Kakaokerne, weiche von einer fleischigen Schale umgeben sind. Die Früchte werden von den Arbeitern gesammelt und ins Lagerhaus zum Nachreifen gebracht. Darauf werden sie mit kräftigem Schlag geöffnet, die Schale derartig entfernt, dass die Bohnen im ganzen in der Hand verbleiben.
Als Heimat des Kakaobaumes gilt fast das ganze Tropengebiet; die besten Sorten wachsen in Venezuela.
2. Kakao-Niederlage.
Die vom Fruchtfleisch befreiten Kakaobohnen werden auf luftige, der Sonne ausgesetzte Plätze zum Austrocknen gebracht. Nach dem Trocknen haben die Bohnen einen milden Geschmack und feines Aroma erhalten; ihre ursprüngliche weiße oder violette Farbe ist nun in ein feines Rotbraun übergegangen. Auf den meisten Pflanzungen erfolgt nach der Gärung eine Reinigung der Bohnen durch Waschen, dann lässt man dieselben ausgebreitet an der Luft trocknen und verpackt sie dann in Säcke zum Export für die weitere Verwendung und Verarbeitung zur Schokolade.
3. Reinigen, sortieren und rösten der Bohnen.
Bevor die Kakaobohnen weiter zur Schokolade verarbeitet werden, müssen sie noch sorgfältig gereinigt und sortiert werden. Das Reinigen und Belesen der Bohnen vollzieht sich in großen Maschinen; bei diesen wird durch den Elevator die Bohne der Maschine zugeführt, durch ein Zylindersieb im Inneren vom Staub befreit und dann durch ein endloses Laufband dem fahrbaren Auffangkasten zugeschoben; hierbei halten Mädchen noch sorgfältige Nachlese. Dann kommen die Bohnen in den Röstapparat, in welchem sie in einer eisernen drehbaren Trommel bei 130 – 140° C geröstet werden.
4. An der Brech- und Reinigungsmaschine.
Nach dem Rösten kommen die Bohnen in die Brechmaschinen; diese liefern den Bruch-Kakao in 3 Körnungen. Für die Herstellung einer Schokoladen, wie des Kakaopulvers, wird der so gewonnene Bruch einer wiederholten Reinigung unterzogen; auch werden die verschiedenen Sorten gemischt zur Erzielung eines Produktes von gewünschtem Geschmack. Diese Sortimente werden nun zu einer dickflüssigen Masse auf den Drillingsmaschinen verrieben; diese geriebene Masse hält man in Bassins bei einer Temperatur von 35 – 40° C zum weiteren Verarbeiten bereit.
5. Mischen am Melangeur.
Die eigentliche Herstellung der Schokolade geschieht nun aus einem Gemenge von Kakaomasse, Zucker und Vanille; diese letzteren Mischungen werden der zerriebenen Masse durch besondere Maschinen, den Melangeuren, zugeführt. Ist diese Mischung vollendet, so wird die nunmehrige Schokoladenmasse auf Zylinder-Walzmaschinen bis zur größten Feinheit durch rotierende Walzen verrieben. Zur Herstellung der in neuerer Zeit so sehr beliebten weichen ›Fondants-Schokolade‹ bedient man sich nicht der Walzmaschinen, sondern besonderer Längsreibemaschinen, der sogenannten ›Couches‹.
6. Verpacken und expedieren der fertigen Schokolade.
Die Schokoladenmasse wird nun durch die Entlüftungsmaschine in kopfgroße Stücke geteilt; diese kommen in aus Weißblech hergestellte Formen und werden in dieselben. so weit möglich, mit der Hand eingedrückt, glatt gestrichen und auf den mechanisch bewegten ›Schütteltisch‹ gebracht. Hier schmiegt sich die Masse in die Form vollkommen ein und die so geformte Schokolade ist nun vollkommen fertig. Nach Entfernung aus der Form wird sie in Stanniol gefüllt, je nach Bedarf in Emballage gepackt und in die Welt hinaus gesendet, um Alt und Jung zu erfreuen.