Forschung & TechnikTechnik

Technische Rekorde

Von Hans Dominik

Die Woche • 13.11.1909

Voraussichtliche Lesezeit rund 7 Minuten.

Der Rekord ist in unserer Vorstellung zunächst eng mit dem Sport verbunden. Wir denken dabei an den höchsten Sprung, an das schnellste Pferd oder das stärkste Automobil. Aber sobald wir nur das deutsche Wort Gipfelleistung für den Rekord setzen, leuchtet wohl ein, dass der Begriff nicht untrennbar mit dem Sport verbunden zu sein braucht, dass schließlich auf jedem Gebiet Gipfelleistungen möglich sind, wenn man es auch nicht gerade goutieren wird, etwa die Sixtinische Madonna als einen Rekord der Malkunst oder Goethes Faust als einen Rekord der Poesie zu bezeichnen.

Die Technik ist weniger spröde. Sie hat das Wort frisch und munter angenommen, und technische Rekorde sind heute in großer Zahl vorhanden und zu verzeichnen. Zunächst auf Gebieten, aus denen sich Technik und Sport nahe begegnen, vornehmlich auf dem Gebiet des Transportes und des Verkehrswesens, aber dann auch weiterhin auf tausend anderen Arbeitsfeldern.

Das Pferd gilt dem Sportmann der alten Schule noch heute als das würdigste, ja vielleicht als das allein würdige Objekt wahren Sports. Und als die Technik mit der Erfindung der Dampfmaschine bescheidenen Anfang nahm, da musste sie sich alsbald einen Vergleich ihrer Leistungen mit denen des Pferdes gefallen lassen, und die Pferdestärke wurde das Maß für die technische Arbeit. Nun begann ein Wettstreit, der im Laufe von hundert Jahren technische Rekorde hervorbrachte, die die Leistungen der Natur weit hinter sich lassen. Das lebendige Pferd war stark, und wenn trotzdem die Leistung des einen nicht reichte, so spannte man ihrer mehrere an die Deichsel- oder Göpelstange, und so hatten wir schließlich 16-pferdige Göpelwerke oder 12-pferdige Gespanne. Aber die Sache fand verhältnismäßig bald eine natürliche Grenze. 16 Pferde beanspruchen Platz, und außerdem hat jedes Pferd seinen eigenen Kopf und folgt nicht immer dem Willen des Lenkers. Das einfache Rechenexempel, dass 16 lebendige Pferde sechzehnmal so viel leisten wie ein Pferd, stimmt daher nicht, und eine weitere Vergrößerung der Gespanne, etwa auf 25- oder 50-pferdige, war wenig empfehlenswert.

Weiterlesen mit
epilog.de

Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst

  • Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
  • PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
  • weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame

und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.

Ich bin bereits Mitglied und möchte mich anmelden.

Der vollständige Beitrag ist enthalten in:
Der Ingenieur Hans Dominik (1872 – 1945) ist vor allem durch seine technisch-utopischen Romane bekanntgeworden. Dominik war aber in erster Linie Wissenschaftsjournalist und verfasste zahlreiche populärwissenschaftliche Beiträge für verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen. Dabei brachte er im lockeren Plauderton dem interessierten Laien wissenschaftliche Grundlagen und neue technische Errungenschaften näher. Dieses Buch versammelt eine repräsentative Auswahl seiner wissenschaftlichen und technischen Plaudereien.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 116 Seiten | ISBN: 978-3-7597-8354-7

• Auf epilog.de am 3. Januar 2025 veröffentlicht

Reklame