Handel & Industrie – Lebensmittelproduktion
Moderne Fischtransporte
Von Hans Dominik
Die Woche • 2.6.1906
In früheren Jahren, bevor Handel und Verkehr die gegenwärtige Ausdehnung gewannen, bezogen die Städte ihren Bedarf an Fischen ausschließlich aus den benachbarten Gewässern. Die Fischer bewahrten ihren Fang in den sogenannten Fischkästen, siebartigen, frei im Wasser schwimmenden Holzkästen, auf. Am Markttag wurden die lebendigen Fische dann in große Bottiche gesetzt und zum Verkauf in die Stadt gefahren. Naturgemäß leidet diese Art der Fischversorgung an gewissen Beschränkungen. Es wird dabei nur möglich sein, die Fischarten der benachbarten Gewässer auf den Markt zu bringen, und ferner wird die zum Verkauf gestellte Menge selbst beschränkt sein. So liegt es beispielsweise wohl ohne weiteres auf der Hand, dass die benachbarten Spree- und Havelseen nicht in der Lage sind, den gewaltigen Fischbedarf der Dreimillionenstadt Berlin zu decken.
Verhältnismäßig früh entschloss man sich daher, den Fischreichtum des Meeres dem Fischbedarf des Binnenlandes zu erschließen. Seit Jahrzehnten kommen tagein, tagaus gewaltige Mengen von Seefischen von den deutschen Küsten in das Landinnere zum Versand und sind hier wegen des niederen Preises ein wertvolles Volksnahrungsmittel geworden. Freilich hat man dabei auf den Lebendtransport verzichten müssen. Man versendet die Seefische auf Eis, auf dem sie bis zum Verkauf in den Städten liegenbleiben. Das Publikum hat sich für Seefische an diese Art des Transports gewöhnt und kauft willig tote Seefische, während bei Süßwasserfischen entschieden der lebendige Fisch verlangt wird.
Sobald man daher daran dachte, auch den Bedarf an Süßwasserfischen aus entfernteren Gewässern zu decken, wurde sofort die Frage des Lebendversandes akut.
Werde epilog.plus-Mitglied und Du bekommst
- Zugriff auf exklusive Beiträge wie diesen
- PDF-Versionen und/oder eBooks von ausgewählten Artikeln
- weniger Werbung und dafür mehr historische Bilder und alte Reklame
und Du hilfst uns, noch mehr interessante Beiträge zur Kultur- und Technikgeschichte zu veröffentlichen.