Forschung & Technik – Technik
Feuerfest
Technische Plauderei von Hans Dominik
Die Woche • 13.1.1906
Als Thor und Loki bei den Riesen zu Gaste weilten, da mussten beide einen Wettkampf bestehen. Dem gelenkigen Loki stellte der Riesenkönig seinen schnellsten Läufer zum Wettlauf entgegen, und der gewaltige donnerfrohe Thor maß sich mit dem gefräßigsten der Riesen. Loki verlor, denn sein Gegner war der Gedanke, und schneller als der läuft niemand. Aber auch Thor unterlag im Kampf. Denn sein Gegner war das Wildfeuer, und das fraß nicht nur das Fleisch, sondern die Teller und den Tisch dazu.
Stärker als Götter und Riesen war das Feuer. Aber Menschenkunst hat gelernt, es zu zähmen und in Gefäße und Formen zu zwingen. Schon in der indischen Sage, die uns Rudyard Kipling im Dschungelbuch überliefert, sprechen die Tiere des Waldes vom Feuer als von der stechenden roten Blume, die bei den Menschen in Töpfen wächst.
Die Entwicklung ist bei der Tonscherbe, in der der indische Landmann Feuerbrände zum Schutz gegen reißende Tiere mit durch den Wald nimmt, nicht stehengeblieben. Auf einer der letzten Ausstellungen des elektrotechnischen Vereins konnte man Röhren, Kolben und Flaschen sehen, scheinbar aus gewöhnlichem, weißem Glas geblasen, in Wirklichkeit aus feuerbeständigem Quarz bei hellster Weißglut verfertigt. In diesen Gefäßen konnte man Kupfer schmelzen, konnte man Zink, Blei und Zinn bei beginnender Weißglut verdampfen und abdestillieren, ohne dass diese scheinbaren Glasgefäße durch das Feuer gelitten hätten.
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