Verkehr – Fernmeldewesen
Die drahtlose Telegrafie in den Lüften
Von Hans Dominik
Die Woche • 16.9.1911
So alt wie die drahtlose Telegrafie selbst ist auch die Erkenntnis, dass dies neue Verständigungsmittel ein wertvoller Bundesgenosse der Luftschifffahrt werden müsse. Bereits im Jahr 1898, als es weder Motorluftschiffe noch Flugmaschinen gab, begannen sofort nach den ersten Erfolgen der drahtlosen Telegrafie die Versuche, die neue Technik den Freiballons zugutekommen zu lassen.

Freilich konnte man nicht daran denken, eine komplette Station, die doch immerhin etwa 100 kg wiegt, im Freiballon mitzunehmen. Man musste zunächst auf das Aussenden von Nachrichten verzichten und sich auf die sehr viel leichteren Apparate zum Nachrichtenempfang beschränken. Damit wurden indes noch im Jahr 1898 Erfolge bis auf 20 km erreicht. Danach aber gerieten diese Versuche mehrere Jahre in Vergessenheit.
In der Tat war der praktische Wert dieses technisch immerhin bemerkenswerten Erfolges ja auch nicht sehr groß. Der Freiballon, ein willenloses Spiel der jeweiligen Windströmung, konnte etwaige Befehle und Manöver, die von der Landstation ihm angegeben wurden, doch nicht ausführen. Und er war ohne Geberapparat nicht in der Lage, interessante und wichtige Erkundigungen an die Landstelle zurückzumelden. Das Bild änderte sich indes bedeutend, als das 20. Jahrhundert die großen Erfolge der Motorluftschifffahrt und der Aviatik brachte. Die Tragkraft der Motorballons war so bedeutend, dass man einen kompletten Apparat sehr gut mitnehmen konnte. Dafür aber traten nun sofort eine Reihe anderer technischer Schwierigkeiten auf. Die drahtlose Telegrafie führt ja auch den Namen ›Funkentelegrafie‹, weil die elektrischen Wellen, die sie zur Verständigung benutzt, mit Hilfe kräftiger elektrischer Funken erzeugt werden. Funken aber, so sagt schon ein altes Sprichwort, soll man tunlichst nicht in Pulverfässer werfen. Und der Gasballon gibt einem Pulverfass hinsichtlich der Explosionsgefahr nur wenig nach. Infolge des fortwährenden Gasaustausches, bei dem durch die Hülle Wasserstoff aus- und Luft einwandert, enthält jeder Ballon immer mehr oder weniger Knallgas. Und ein Fünkchen genügt, um das zur Explosion zu bringen. Man weiß, dass so manches liebe Mal ein Funken atmosphärischer Elektrizität, der bei der Landung irgendwo übersprang, einen Ballon vernichtet hat.
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