VerkehrSchifffahrt

Eine Gleitboot-Linie auf der Elbe

Illustrierte Technik • 6.1.1926

Das in den Bildern dargestellte Gleit-Großboot, das für den Schnellverkehr auf Binnenseen, Strömen und Flüssen bei niedrigstem Wasserstand große Bedeutung erlangen kann, gehört zu denjenigen Konstruktionen, die durch lange, zähe Arbeit und Herbeiziehung unserer neuesten wissenschaftlichen Kenntnisse und Fortschritte möglich gewesen sind. Gleitboot mit LuftschraubenantriebGleitboot mit Luftschraubenantrieb für den Verkehr Dresden – Schandau. In der Schiffsbautechnik versuchte man bis vor kurzer Zeit in der Hauptsache, durch Erhöhung der Kraftanlage oder unter Verwendung zweier Wasserschrauben die Geschwindigkeit zu erhöhen. Der enorme Widerstand des Wassers, der bekanntlich mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst, setzte diesen Bestrebungen gewisse Grenzen. Ein Ozeandampfer fährt heute mit 30 km/h, ein kleiner Vergnügungsdampfer mit 20 km/h, die Schiffe der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrtsgesellschaft legen in einer Stunde etwa 15 Kilometer zurück.

Bei dem neuen Gleitboot der Sächsischen Gleitbootverkehrsgesellschaft, das demnächst den Verkehr zwischen Dresden und Schandau aufnehmen soll, ist der ganze Schiffskörper, der in zwei Salons 50 Personen aufzunehmen vermag, in gedrungener Tropfenform gebaut, d. h. dem aus Holz gebauten Boden ist eine Form gegeben worden, die trotz seiner hohen Geschwindigkeit von 50 – 60 km/h nur einen minimalen Widerstand zur Folge hat. Angetrieben wird das Gleitboot ›Delphin I‹ mit einem großen zweiflügeligen Flugzeug-Druckpropeller. GleitbootDie Tropfenform des Gleitbootes und der Vergleich des Tiefgangs mit einem gewöhnlichem Boot. Als Kraftquelle dient ein sechszylindriger 300 PS-Rohöl-Motor. Motor und Propeller sind hinter der Kommandobrücke am Schiffshinterteil in 2,50 m Höhe eingebaut. Für den Fall, dass der große Motor versagen sollte, kann mit Hilfe zweier kleiner Hilfsmotoren, die mit einer kleinen Wasserschraube gekuppelt sind, dem Boot immer noch eine Geschwindigkeit von 20 km/h erteilt werden. Dadurch, dass die zwei Steuer ganz außen am Rumpf angebracht sind, sind diese in ihrer Wirkungsweise infolge des großen Hebelarmes besonders empfindlich. Im Übrigen unterscheidet sich das Gleitgroßboot von den üblichen Bootsformen dadurch, dass es einen flachen Boden hat. Daraus erfolgt schon in der Ruhelage nur ein Tiefgang von 30 cm. Bei der Fahrt hebt sich der Vorderteil des Bootes mit steigender Geschwindigkeit desselben aus dem Wasser, das ganze Schiff ›gleitet‹ auf dem Wasser. Ein Luftkissen hinter der Stufe verhindert das ›Ankleben‹ des Bootes am Wasser. Der hintere Teil des Schiffes hat dann nur einen Tiefgang von 18 – 20 cm, weshalb auch bei niedrigstem Wasserstand der Elbe der Verkehr aufrechterhalten werden kann.

• Dr. M. Rikli.

• Auf epilog.de am 19. April 2025 veröffentlicht

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