Handel & Industrie – Maschinenbau
Geschichte der Dampfmaschine
Liebig-Sammelbilder • 1909
Die Liebig-Sammelbilder waren Werbe-Beigaben zum gleichnamigen Fleischextrakt. Ab den 1870er Jahren entstanden mehrere tausend Motive zu allen nur erdenklichen Themen.
Herons Versuche mit Dampf um 100 v. Chr.
Die älteste bekannte Erwähnung einer Dampfmaschine, d. h. eines Apparates bei dem Wasserdampf als bewegende Kraft benutzt wird, findet sich in einer Schrift des griechischen Mathematikers und Mechanikers Heron von Alexandrien (geb. 120 v. Chr.). Dieser Apparat besteht aus einer hohlen, mit zwei gebogenen Röhrchen versehenen Metallkugel, die auf einer Achse befestigt ist. Wenn nun das in der Kugel enthaltene Wasser erhitzt wird, gerät diese durch den ausströmenden Dampf in drehende Bewegung.
Papin führt Freunden um 1690 Versuche mit seinem Dampfzylinder vor.
Der Marburger Professor Denis Papin, geboren 1647 in der französischen Stadt Blois, erfand zuerst eine Maschine, bei der der Dampf vermittelst eines in der Hauptsache dem heutigen entsprechenden Zylinders mit luftdicht sich auf und ab bewegendem Kolben als treibende Kraft benutzt wurde. Papin soll bereits 1707 mit einem durch eine solche Maschine getriebenen Boot die Fulda befahren haben, welches Fahrzeug jedoch von den zünftigen Schiffern, die sich von der neuen Erfindung in ihrem Erwerb bedroht glaubten, zerstört worden sei.
Newcomens atmosphärische Dampfmaschine von 1712.
Die erste Dampfmaschine, die zu praktischer Verwendung gelangte, wurde 1712 von Thomas Newcomen erbaut und diente, um eine Wasserkunst in dem Kohlenbergwerke zu Griff in Warwickshire in Bewegung zu setzen. Es war eine sogenannte atmosphärische Maschine, die durch Abkühlen des Dampfes in dem Zylinder und den dadurch erfolgenden Druck der atmosphärischen Luft auf den Kolben betrieben wurde. Sie wurde bis zum Jahre 1770 benutzt.
James Watts doppeltwirkende Niederdruckmaschine von 1784.
Der eigentliche Schöpfer der Dampfmaschine im heutigen Sinne ist der schottische Mechaniker James Watt, geboren 1736 zu Greenock. Von 1769 bis 1800 erfand er nacheinander die wichtigsten Teile, aus denen auch heutzutage noch eine Dampfmaschine im Wesentlichen zusammengesetzt ist. Vor allem führte er den doppelt wirkenden Zylinder ein, in dem nicht mehr der Luftdruck, sondern nur die Spannung des Wasserdampfes wirksam ist. Sodann vervollkommnete er die Maschine durch Einfügung der Pleuelstange, der Kurbel und des Schwungrades, durch Erfindung des sogenannten Zentrifugalregulators, durch namhafte Verbesserung der Steuerung und in mancher anderen Hinsicht derart, dass sie für allgemeine Benutzung brauchbar wurde.
Fultons erste Dampffähre zwischen New York und Albany von 1807.
Nachdem schon häufiger vergebliche Versuche gemacht worden waren, die Dampfkraft zur Fortbewegung von Schiffen zu verwenden, gelang es zuerst einem amerikanischen Ingenieur, Robert Fulton, ein brauchbares Dampfschiff herzustellen, den ›Clermont‹, der 1807 seine erste Fahrt von New York nach Albany, 120 Seemeilen, in 32 Stunden zurücklegte. Von da an fanden die Dampfschiffe sehr schnell Eingang; 1814 schon konnte Fulton die erste Dampffregatte für die Marine der Vereinigten Staaten bauen. 1819 fuhr das erste Dampfschiff, die ›Savannah‹, über den Atlantischen Ozean, wozu es rund 26 Tage brauchte.
Abfahrt der ersten Eisenbahn 1825.
Als von dem genialen Watt die ersten brauchbaren Dampfmaschinen zustande gebracht und dann auch bald durch Fulton mit gute Erfolge zur Fortbewegung von Schiffen verwendet worden waren, machte man sich an die Aufgabe, die neue Triebkraft auch für die Beförderung von Lasten auf dem Land zu benutzen. Schienenwege gab es ja schon lange, namentlich in den Bergwerken; es galt nun noch, die darauf verkehrenden Fuhrwerke in geeigneter Weise mit Dampfbetrieb auszustatten. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es schließlich dem englischen Ingenieur Georg Stephenson, eine wirklich brauchbare Lokomotive zusammenzustellen, so dass vom 27. September 1825 an die erste Eisenbahn zwischen Stockton und Darlington in England verkehren konnte. Die erste Bahn auf deutschem Boden wurde am 7. Dezember 1835 mit der 6 km langen Strecke zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet.