VerkehrSchifffahrt

Die Fortschritte im Schiffsbau

Das Buch für Alle • 1872

Die Einführung der archimedischen Schraube anstatt der Schaufelräder bei den großen Meeres-Dampfschiffen und der Eisenpanzerung bei den Kriegsschiffen aller Art hat die Notwendigkeit häufigerer Ausbesserungen zur Folge, als sie früher nötig waren, und dieser Notwendigkeit entsprang auch das Erfordernis größerer Docks oder Trockenbassins, worin derartige Schiffe, die von längeren Fahrten zurückkommen, ausgebessert werden können.

Somerset-TrockendockDas Somerset-Trockendock zu Malta.

Unseres Bild führt das neue große Trockendock vor, welches die britische Regierung jüngst auf der Insel Malta erbaut und im Frühjahr 1871 eröffnet hat, um dem Mangel eines derartigen Ausbesserungs-Bassins für Schiffe größten Umfangs im Mittelländischen Meer abzuhelfen. Dieses sogenannte Somerset-Dock auf Malta ist bis jetzt das größte Trockendock für Kriegsschiffe, das auf der ganzen Welt zu finden ist, und übertrifft das größte der in Portsmouth vorhandenen Docks für die britische Kriegsmarine noch um 2 m.

Es hat am Boden eine Länge von 131 m, zwischen den Firsten eine Breite von 32 m, an der Sohle eine Breite von 10½ m, an der Einfahrt eine Breite von 24½ m. Im Inneren dieses Bassins hat ein Linienschiff oder eine Panzerfregatte ersten Ranges reichlich Raum, wie auf unserem Bild zu sehen. Vier Jahre lang hat man an diesem Dock gebaut, und zwar unter ganz unerhörten Schwierigkeiten, denn der Felsen, aus welchem der Hohlraum dazu ausgehauen werden musste, war voll Ritzen und Klüfte, durch welche das Meerwasser manchmal in solcher Menge eindrang, dass man sich seiner kaum erwehren konnte, obschon acht gewaltige Dampfpumpen Tag und Nacht daran arbeiteten. Jetzt, nachdem man das brüchige Gestein beseitigt und die Sprünge und Klüfte desselben ausgefüllt hat, ist das Dock nun eines der besten, welche je erbaut worden sind.

Am Eingang des Docks ist ein Kran angebracht, der 40 Tonnen Gewicht zu heben vermag. Das Maschinenhaus enthält zwei Dampfmaschinen, jede von 60 PS, welche zusammen drei riesige Zentrifugalpumpen in Bewegung setzen. Die Trockenlegung und Erhaltung des Docks wird durch ein anderes Pumpwerk bewirkt, das mit einer Dampfmaschine von etwa 30 PS und einer riesigen hydraulischen Maschine in Verbindung steht, welche zugleich auch das Schutzbrett und die Schleusen hebt. Das ganze Dock ist eine der interessantesten und großartigsten Kunstbauten des modernen Ingenieurwesens.

• O. M.

• Auf epilog.de am 15. Juli 2025 veröffentlicht

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