Handel & IndustrieLandwirtschaft

Entwicklung der Landwirtschaft

Hartwig & Vogel Automatenbilder • 1910

Voraussichtliche Lesezeit rund 6 Minuten.

Die ›Cacao-, Chocoladen-, Confecturen-, Marzipan- und Waffelfabriken‹ Hartwig & Vogel gingen 1870 aus der Zuckerwarenfabrik Friedrich Hartwig in Dresden hervor und vermarkteten ihre Produkte unter dem Markennamen ›Tell‹. Ab 1887 erfolgte der Vertrieb auch über Verkaufsautomaten. Zur Kundenbindung wurden Sammelbilder eingesetzt.

Der älteste Pflug der alten Ägypter.

Die Landwirtschaft hat im Leben aller großen Völker von jeher eine wichtige Rolle gespielt, denn nur kleine Völker waren imstande, von den Erträgnissen der Jagd und des Fischfangs zu leben. Wo viele satt werden wollen, muss gearbeitet werden, und so säte man schon im alten Ägypten Weizen aus, der auf dem Schwemmsand des Nilflusses prächtig gedieh. Die Beackerung geschah mit dem Vorläufer des heutigen Pfluges, einem doppelt gezinkten Krummholz, das von Büffel und Kamel gezogen wurde. Die Bewässerung des Ackerbodens besorgte der jährlich auftretende Nil, dessen Wasser durch Kanäle und Schleusen dahingeleitet wurde, wo man ihren Einfluss wünschte. Außer dem Weizen pflanzte man noch Baumwolle, Papyrus und Hülsenfrüchte, so dass der Bedarf des Volkes an Kleidungs- und Nahrungsstoffen gedeckt war.

Hellenische Bauern bei der Weizenernte.

Zu allen Zeiten wurde dem Anbau der Getreidearten die größte Sorgfalt gewidmet, denn das Brotkorn war stets von Wichtigkeit für die Ernährung des Menschen, da ihm eine große Nährkraft innewohnt. Wir finden das Getreide, und zwar vorwiegend Weizen, schon im Altertum überall angebaut. Ja, es bildete schon dazumal einen wichtigen Handelsartikel der Völker untereinander. In Hellas beschränkte sich der Anbau des Weizens auf die wenigen Ebenen und auf die vielen niederen Höhenzüge des Landes. Die Ernte wurde von den Bauern auf Ochsenkarren eingebracht und das Getreide mit der Sichel geschnitten. Erst in späterer Zeit entstand mit der Zunahme der Großbetriebe die Sense. Die Bauern trugen bei der Ernte nur den Chiton und Sandalen. Ihr dichtes langes Haar diente ihnen häufig als einziger Schutz gegen die Sonne.

Alt-Mexikaner bei der Kartoffelernte.

Als die Spanier unter Cortes auf dem amerikanischen Festland ihre Eroberungszüge noch nicht angetreten hatten, lebten sie in gutem Einvernehmen mit den indianischen Bewohnern der Küstenstriche. Bei diesen hoch entwickelten Stämmen lernten die Spanier den sorgfältigen Anbau der Kartoffelpflanze kennen, deren wohlschmeckende Knollen die Einwohner in heißer Asche brieten. Aber erst in späteren Zeiten wurde die Kartoffelpflanze nach Europa überführt und angepflanzt. Welch ein Segen von dieser Kultur ausgegangen ist, lässt sich kaum beschreiben. Jetzt besitzt Europa die größten Kartoffelkulturen der Erde. Die alten Mexikaner hackten die Kartoffeln aus der Erde, und unsere heutige Kartoffelhacke ist der ihrigen nachgebildet.

Tabakernte in der Türkei.

Der Tabak ist ein amerikanisches Gewächs und wurde zuerst von den Spaniern nach Europa überführt, wo er bald heimisch ward und nach und nach einen bedeutenden Faktor der Landwirtschaft ausmachte. Russland, Deutschland und die Türkei produzieren den meisten und besten europäischen Tabak. Unser Bild zeigt eine Tabakernte in Kleinasien. Die Tabakblätter werden im Herbst geschnitten, gebündelt und auf Gestellen getrocknet. Später verschickt erfolgt die Verarbeitung zu Rauch-, Kau- und Schnupftabak in den großen Fabriken aller Länder.

Die Tabakpflanze ist heute über die ganze Erde verbreitet, so dass der Export von Amerika nicht mehr an erster Stelle steht.

Zuckerrübenernte in Westpreußen.

Unter allen Rübenarten nimmt die Zuckerrübe den ersten Platz ein, weil ihr Produkt, der Zucker ‚einem der wichtigsten Handelsartikel darstellt. In früheren Jahrhunderten beherrschte der Rohrzucker völlig den Mark. Da wies der Chemiker Achard um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Zuckergehalt der Rüben nach. Bald beschäftigte sich die Landwirtschaft mit dem massenhaften Anbau von Rüben, große Raffinerien entstanden, und heute hat der Rübenzucker den Rohrzucker in Europa völlig verdrängt. Die Rüben werden nach dem ersten Ansatz der Blätter im Juni verzogen, d. h. der Mehrzahl ihrer Blätter beraubt, um die ganze Kraft der Rübe selbst zukommen zu lassen. Im Oktober und November erfolgt dann die Ernte der Zuckerrüben, wobei Hunderte von Frauen und Männern beschäftigt sind.

Ausdrusch einer Kornernte mit Hilfe der Elektrizität.

Wie die Elektrizität in der Industrie große Umwälzungen herbeigeführt hat, so auch in der Landwirtschaft. Zwar ist der Betrieb von landwirtschaftlichen Maschinen mit Hilfe Gas-, Spiritus- oder Benzinmotoren billiger an sich, jedoch gestattet die Verwendung der Elektrizität auch das Arbeiten bei Dunkelheit, da sie ja gleichzeitig Kraft und Licht zu liefern vermag.

Auf unserem Bild sehen wir eine von einem Elektromotor angetriebene Dreschmaschine in Tätigkeit, die das eingeschüttete Getreide drischt und das Stroh mittels Elevator beiseiteschiebt. Während Arbeiter das Korn in Säcken auffangen, wird das Stroh gleich wieder gebunden und zu einer Strohmiete aufgesetzt. Die elektrische Zentrale befindet sich meist auf dem Gutshof, von wo das Kabel über Feldleitung bis zum gewünschten Platz geleitet wird. Dort an den Motor angeschlossen, setzt der Strom die Maschine in Tätigkeit.

• Auf epilog.de am 3. November 2024 veröffentlicht

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