Forschung & Technik – Elektrotechnik
Elektrischer Betrieb von Orgelgebläsen
Elektrotechnische Zeitschrift • 15.8.1890
Während bisher die Bälge der Orgeln durch Menschenhand bedient wurden, hat die C. & C. Electric Motor Company in mehreren großen Kirchen New Yorks Elektromotoren für den Betrieb dieser Orgelgebläse aufgestellt. Die Abbildung zeigt die Anwendung eines solchen bei der Altarorgel der Old Trinity Church in NewYork.
Diese Kirche besitzt zwei Orgeln, die Altarorgel und die Galerieorgel. Letztere ist eine der größten Amerikas. Von Zeit zu Zeit hatte man verschiedene Register hinzugefügt, ohne zugleich die Bälge zu vergrößern. Schließlich erwiesen sich dieselben als zu klein und es musste zu einer Vergrößerung derselben geschritten werden. Dies war indessen nicht so leicht, weil dieselben auch eine größere Betriebskraft erforderten, wozu Menschenkraft nicht ausreichte. Es wurde daher ein Elektromotor aufgestellt, der allen Anforderungen zur vollsten Zufriedenheit entspricht. Die Galerieorgel befindet sich an dem einen Ende des Hauptschiffes der Kirche. Bei der vorzüglichen Akustik der Kirche würde jedes Geräusch, welches in dem von der Orgel verdeckten Teil gemacht würde, durch die ganze Kirche gehört werden. Der Elektromotor arbeitet indessen so geräuschlos, dass nirgends in der Kirche auch nur das leiseste Geräusch wahrnehmbar ist.
Die Galerieorgel besteht aus zwei Blasebälgen. Der Treibriemen läuft vom Motor über eine große Scheibe an der Transmissionswelle, auf welcher zwei Riemenscheiben sich befinden, welche zu den Riemenscheiben auf der Triebwelle führen. Jeder Blasebalg versorgt einen Teil der Orgel. Sie wirken automatisch und werden, wenn sie voll sind, ausgeschaltet. Wird aber ein Teil über seine Leistungsfähigkeit angestrengt, so stellt eine automatische Vorrichtung eine Verbindung zwischen beiden Blasebälgen her, so dass der zweite dem ersten zu Hilfe kommt. Der Motor wird von der Klaviatur aus reguliert, und da in jedem Augenblick die volle Kraft entfaltet werden kann, so ist die Folge eine Fülle und Kraft des Tones, welche auch für die überraschend ist, welche diese alte Orgel schon lange kennen. In ganz ähnlicher Weise wird die Altarorgel betrieben. Die Abbildung zeigt ohne Weiteres die Art und Weise, wie dies geschieht.
In der St. Patricks Kathedrale ist die kleinere Orgel so aufgestellt, dass der Elektromotor gerade am Altar steht; doch nimmt man nicht das leiseste Geräusch wahr. Die Geschwindigkeit des Motors wird in diesem Fall durch einen Widerstandskasten reguliert. Der Hebel an dem Kasten steht in Verbindung mit den Blasebälgen, deren Bewegung mehr oder weniger Widerstand in den Motor einschaltet, wodurch dessen Geschwindigkeit den Bedürfnissen der Orgel entsprechend reguliert wird. Jede Orgel muss ihren eigenen Widerstandskasten haben. Man braucht nur die Größe der Blasebälge, das zu hebende Gewicht und die Zahl der Hube zu kennen, um die Dimensionen des Kastens richtig zu bestimmen. Ist dies geschehen, so regulieren die Blasebälge die Geschwindigkeit des Motors automatisch mit absoluter Genauigkeit.