VerkehrStraßenverkehr

Die elektrischen Droschken in New York

Der Motorwagen • Januar 1898

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.
Elektrischer HansomAbb. 1. Elektrischer Hansom.

Vor etwa neun Monaten hat eine Motor­wagen-Gesell­schaft in New York ein Dutzend elektrisch betriebener Droschken in dieser Stadt dem Verkehr übergeben, nachdem anderthalb Jahre früher durch die Leistungen eines von der Firma Morris & Salom gebauten elektrischen Wagens die Möglichkeit dargetan war, Akkumulatoren als Kraftquelle für diese Zwecke zu verwenden. Über diese Einrichtung entnehmen wir dem Electrical World folgende Daten.

Der Wagenschuppen der Gesellschaft bildet zugleich die Ladestation und liegt innerhalb des wichtigsten Geschäftsviertels der Stadt, also deshalb günstig, weil die Wagen nach ihrer Ladung keinen weiten Weg zurückzulegen haben, um an die Orte zu gelangen, wo sie Fahrgäste finden. Das Gebäude ist dreistöckig und bedeckt eine Grundfläche von nur 12 × 30 m. Zur ebenen Erde ist die Wagenremise, woselbst die Wagen gereinigt und ihre Batterien geladen werden; die oberen Stockwerke werden als Lagerräume, Reparaturwerkstätten und Büro verwendet.

Abb. 1 zeigst eine der elektrischen Droschken vom sogenannten Hansom-Typ. Die Räder haben pneumatische Reifen und sind nach Art der Veloziped-Räder mit tangentialen Drahtspeichen versehen. Die Reifen sind 75 mm stark, und der Durchmesser der vorderen Triebräder ist 112 cm. Die Hinterräder dienen zum Steuern und haben 82 cm Durchmesser. Die Reifen werden mittelst einer elektrisch betriebenen Luftpumpe auf etwa 6,5 Atm. Druck aufgepumpt und haben bei diesem Druck unter normaler Belastung eine 15 – 20 cm lange Auflagefläche auf ebener Fahrbahn. Jedes der beiden Triebräder hat einen besonderen Motor, so dass ein Differentialgetriebe entbehrlich wird. Abb. 2 zeigt einen Durchschnitt des Motors und Abb. 3 die Art, wie der Motor elastisch an den Achsen befestigt ist. Die Motoren sind nach dem sogenannten Lundell-Typ für eine normale Leistung von je 1,5 PS bei 1350 U/min gebaut und wiegen 77 kg.

Durchschnitt des MotorsAbb. 2.

Die Leistung genügt für die durchschnittliche Geschwindigkeit von 13 km/h, maximal 24 km/h. Das rollende Gewicht des voll besetzten Wagens ist nach Electrical World nur 1340 kg, und eine Ladung genügt für 49 km Fahrweg. Die Räder haben Kugellager. Durch die in Abb. 3 dargestellte Aufhängung ist innerhalb der durch die Elastizität des Puffers gegebenen Grenzen ein Pendeln des Motors um die Radachse möglich gemacht, so dass Stöße beim Fahren nicht unmittelbar das Getriebe beeinflussen können. MotoraufhängungAbb. 3. Die Bremsung der Triebräder geschieht an den pneumatischen Reifen, jedoch ohne auf diesen selbst Reibung zu erzeugen. Dieser Zweck wird, erreicht durch die Verwendung von Bremsklötzen, die mit Kautschuk-Rollen ausgestattet sind. Es findet dann ein Gleiten zwischen den Rollen und ihrem Gehäuse, nicht aber am Umfang des Reifens statt.

Wie schon oben erwähnt, wird der Wagen durch die Hinterräder gesteuert. Jedes Rad läuft in Kugellagern auf einer kurzen, hohlen, Welle, die am Ende der Achse in vertikalen Zapfen gelagert ist, also in der Horizontalebene drehbar ist. Am inneren Ende der hohlen Welle ist ein Auge, in, welches die Verbindungsstange des Steuerhebels eingreift. Um eine seitliche Verschiebung der Räder zu verhindern, ist jedes mit einem Halslager versehen, das ebenfalls als Kugellager ausgebildet ist.

Außer den Droschken baut die oben genannte Firma auch andere elektrische Wagen, die im Wesentlichen die gleichen Konstruktionsgedanken enthalten, aber in verschiedener Ausführung.

• Auf epilog.de am 11. Januar 2025 veröffentlicht

Reklame