Verkehr – Schifffahrt
Eiserne Leuchttürme
Der Stein der Weisen • 1892
In Amerika, dem Lande der Eisenkonstruktion par excellence, in welchem man bei Eisenbahnbrücken Pfeiler bis zur Kirchturmhöhe errichtet, hat der eiserne Leuchtturmbau großartige Fortschritte gemacht.
Schwimmender eiserner Leuchtturm im Hafen von Liverpool. Auch in England, obwohl sich dieses im Besitz vieler alter, gemauerter Türme befindet, hat man sich mit Vorliebe dem neuen Konstruktionsprinzip zugewendet. Ja, man ging hier noch um einen Schritt weiter und konstruierte schwimmende eiserne Leuchttürme. Ein solches modernes Wunderwerk ragt unweit des Hafeneinganges von Liverpool aus den Fluten. Im Allgemeinen gelten für Bauten dieser Art folgende Prinzipien: Der Bau besteht aus hohlvernietetem Eisenwerk in Gestalt eines großen Zylinders und zerfällt in drei Teile; der obere, ungefähr bis zu einer Höhe von 40 m über die Wasserlinie sich erhebende Teil des Zylinders hat die Gestalt und Einrichtung der gewöhnlichen Leuchttürme; daran schließt der zweite Teil, etwas oberhalb der Wasserlinie beginnend und im proportionalen Verhältnis unter dieselbe hinabreichend. Dieser Teil ist mit einem Material zu füllen, das bedeutend leichter als Wasser ist, also z. B. Korkholz, und muss hinreichende Tragfähigkeit besitzen, um die Bezeichnung des Baus als eines ›schwimmenden Leuchtturms‹ zu rechtfertigen. Der unterste Teil endlich muss bis etwa 50 m Tiefe reichen, der treibenden Kraft von Wind und Wogendrang Widerstand leisten und als Ballast den Schwermittelpunkt des ganzen Baues regulieren.
Solche schwimmende Leuchttürme können in größerer Entfernung vom Land ausgelegt, mittelst mächtiger Stahldrahttaue und Anker von je 200 t Gewicht am Meeresgrund verankert und in solche Positionen gebracht werden, dass jedes Ankertau, um den nötigen Spielraum herzustellen, etwa die dreifache Länge der örtlichen Meerestiefe erhält. Auch kann mittels Telegrafenkabel eine direkte Verbindung mit dem Festland hergestellt werden, was für die Navigation von großem Nutzen wäre.
Ein außergewöhnlich interessanter Bau ist der eiserne Leuchtturm De la Palmire auf den Dünen am rechten Ufer der Garonne-Mündung. Der Erbauer dieses Werkes ist Lecointer.
Eiserner Leuchtturm auf der Insel Buda (Spanien). Der Schaft des Turms ist aus neun Rohrstücken von je 2,8 m Höhe und je 2 m Durchmesser (rd. 2 t wiegend) zusammengesetzt. Die Rohrstücke sind aus genieteten Blechen von etwa 10 mm Stärke hergestellt und innen mit Flanschen aus Winkeleisen versehen, durch welche die Rohrstücke aufeinander gesetzt und angeschraubt wurden. In jedem Rohrstück befindet sich ein kleines Fenster zur Beleuchtung des Stiegenhauses. Die Rohrstücke bilden zusammen eine Säule von 25,2 m Höhe, welche mit einem Fundament aus Beton von 3 m Dicke mittelst Verankerungsschrauben und überdies durch drei schmiedeeiserne Streben, welche vom Kopf der Säule niedergehen, konsolidiert ist. Die mittlere Säule ist von der oberen Plattform ab mit einem zylindrischen Wachthaus von 4,2 m Durchmesser versehen, dessen untere Abteilung als Magazin und Wachtzimmer, dessen obere Etage als für die Unterbringung des Direktionsfeuers dient. Das Ganze sieht wie ein riesiger Taubenkobel aus. Das Wohnhaus des Wärters und die sonstigen Dienstesräumlichkeiten sind in der Nähe des Leuchtturms in einem kleinen Gebäude untergebracht.
Einer der schönsten eisernen Leuchttürme, namentlich aus•gezeichnet durch seine enorme Höhe, ist jener auf der spanischen Insel Buda. Die Höhe des Fokalpunktes des Leuchtapparates über dem hohen Meer beträgt nicht weniger als 53 m. Seine Konstruktion ist sehr elegant und kann als Muster vieler nach dem gleichen Prinzip erbauter Leuchttürme gelten. Der ganze Bau nimmt sich mit seinen Verstrebungen wie ein Turmpfeiler eines Brückenwerkes aus. Unten, an der Basis befindet sich das Wohn- und Wärterhaus, in Gestalt einer riesigen, gleichsam nur auf einer Spitze ruhenden Boje; zuhöchst ist die Laterne angebracht. Die Verbindung ist durch einen engen röhrenförmigen und mit Guckfenstern versehenen Schlauch hergestellt.