Verkehr – Transport
Eine neue Personenschwebebahn bei Bozen
Verein Deutscher Ingenieure • 28.12.1912
Die vor kurzem fertiggestellt Bahn steigt vom Eisack aus 850 m auf die Hochebene des Bauernkohlerns empor, wobei die Tragseile, die 1650 m lang sind, von zwölf kräftigen eisernen Stützen getragen werden. An derselben Stelle stand vor einigen Jahren eine Lasten-Drahtseilbahn, die späterhin die Konzession zur Beförderung von Personen für die Zeit von etwas über einem Jahr erhielt, die aber, da sie den heutigen Ansprüchen mangels genügender Fang- und Bremsvorrichtungen nicht entsprach, ihren Betrieb einstellen musste. Abb. 1. Wagen bei der Einfahrt in die Kopfstation. Diese Bahn hatte hölzerne Stützen und nur je ein Tragseil für den aufsteigenden und den absteigenden Wagen, konnte also den modernen Anforderungen an die Sicherheit der Konstruktion nicht genügen. Sie wurde daher niedergerissen und durch die neue Bahn ersetzt, die nach dem Bleichertschen System erbaut ist.
Auf der Strecke verkehren im Pendelbetrieb zwei Wagen, die außer dem Wagenbegleiter je 15 Personen fassen. Ein Wagen steigt zu Berg, während der andere zu Tal fährt. Dabei ist jeder Wagen mit einem genügend langen Gehänge aus Nickelstahlblech an einem Laufwerk aufgehängt, so dass die Trag- und Zugseile nicht, wie es beispielsweise beim Wetterhorn-Aufzug vorkommt, in den Wagenkasten selbst einschneiden. Die Kabine hat daher eine ungeteilte gefällige Form ohne störende Zwischenwand in der Mitte. Jedes Laufwerk fährt mit acht Rollen auf zwei Stahl-Tragseilen von rd. 44 mm Durchmesser und wird durch zwei Zugseile gezogen, die über die Rollen der oberen Station hinaus die beiden Wagen miteinander verbinden. Zum Gewichtsausgleich sind unterhalb der Wagen je zwei Ballastausgleichsseile angebracht. Schwingungen des Wagenkastens in der Bahnebene werden durch eine Dämpfungsbremse gemildert. Bei den Probefahrten hat sich herausgestellt, dass diese Schwingungen selbst beim Überfahren über die Tragschuhe an den Stützen infolge der langen Aufhängung des Wagenkastens so gering sind, dass sie von den Fahrgästen nicht bemerkt werden. Die kleinen Pendelschwingungen quer zur Bahnachse machen die Tragseile mit den Wagen mit, da sie nicht fest, sondern quer zur Bahnachse beweglich mit den Schuhen in einem Wälzlager auf den Stützen verlagert sind. Die Gefahr, dass sich die Rollen des Laufwerkes an den Stützen von den Tragseilen abheben und so entgleisen können, ist demnach vollkommen behoben.
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