Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Ein neuer Spiritus-Kochapparat
Prometheus • 8.1.1896
Von der Firma Schuster und Baer in Berlin ist vor kurzem ein Apparat konstruiert worden, welcher unter dem Namen ›Reform-Spiritusgaskocher‹ der Öffentlichkeit übergeben worden ist. Derselbe besteht aus einem unteren Bassin, von dem zwei Röhren zu einem horizontal darüber liegenden, flach gedrückten und oben durchlöcherten Ring hinaufführen.
In dem letzteren liegt ein Docht, welcher durch die beiden genannten Röhren mit dem Inneren des Bassins kommuniziert. Unmittelbar unter der Wandung des Ringes ist die Decke des Bassins einmal bzw. bei größeren Apparaten zweimal durchbohrt und zur Aufnahme eines weiteren kleinen Dochtes eingerichtet. Nach Abschraubung der Kapsel wird die Durchbohrung zugleich zur Einfüllung des Spiritus benutzt, welcher nur als denaturierter zur Verwendung kommt. Bei kleinen Apparaten wird die aufgesetzte Pfanne, Kasserolle etc. von den nach der Mitte des Apparates zu gebogenen Füßen getragen, während bei größeren ein verstellbarer Ring diesen Dienst leistet.
Die Benutzung des Apparates geht derartig vor sich, dass zunächst durch Entzündung des die obere Bassinwandung durchbohrenden Dochtes der Ring mit dem darin liegenden Docht angewärmt und in kurzer Zeit stark erhitzt wird. Der sich hierbei entwickelnde Spiritusdampf strömt aus den Löchern des Ringes heraus und entzündet sich an dem kleinen Flämmchen von selbst. Haben alle Durchbohrungen Feuer gefangen, so wird die Flamme des kleinen Dochtes ausgelöscht und der Apparat brennt selbsttätig weiter.
Die Erhitzung des zu kochenden Wassers etc. geht außerordentlich schnell vor sich und erfordert pro Stunde nur einen Spiritusverbrauch von 3 – 5 Pfennigen. Die Menge der verwandten Brennflüssigkeit richtet sich natürlich nach der Größe des benutzten Apparates, von dem drei Sorten in abweichendem Durchmesser und Höhe zum Verkauf kommen. Die diesen Zeilen beigegebene Abbildung stellt die größte Form dar. Die Verbrennung geht ohne belästigenden Geruch und Rußen vor sich. Gleichzeitig wird eine Sicherheit gegen Explosionen dadurch herbeigeführt, dass im Inneren des Bassins ein Schwamm untergebracht worden ist, der sich mit Spiritus vollsaugt und für lange Zeit Flüssigkeit zum Brennen liefert. Auf Grund dieser Einrichtung kann man den Apparat willkürlich hin- und herbewegen, sowie auch umdrehen, ohne dass auch nur ein Tröpfchen Spiritus aus demselben herauszufließen vermag. Der Reform-Spiritusgaskocher ist besonders für solche Leute bestimmt, welche öfter genötigt sind, ihr Mahl im Freien anzurichten, wie Jäger, Soldaten im Biwak etc.
Auf Grund des oben geschilderten Prinzips hat die genannte Firma ferner einen Apparat zur Erwärmung von Plätteisen und eine Spiritusgas-Glühlampe konstruiert. Das Patent für die letztere wird in wenigen Tagen erteilt werden.
• Dr. Fiebelkorn