Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Ein neuer Bewegungsmechanismus
für das Haus
Illustrirte Zeitung • 15.11.1873
Wenn man bedenkt, wie viel Arbeit bei der Wartung unserer lieben Kleinen nutzlos verloren geht, so liegt eigentlich der Gedanke nahe, mechanische Vorrichtungen zu konstruieren, welche geeignet sind, diese Kraft in passender Weise dienstbar zu machen.
In den Vereinigten Staaten hat man diesen Gedanken, wie unsere Abbildung zeigt, wirklich zur Ausführung gebracht; der Name des Erfinders, Gustav Meyer in New Richmond, Michigan, verrät deutsche Abstammung. Die Abbildung zeigt uns, wie vermittels einer sehr einfachen Vorrichtung ein Mädchen, indem es sich leicht auf einem Stuhl hin und her schaukelt, nicht allein die Wiege seines Pfleglings sanft zu schaukeln vermag, sondern gleichzeitig auch den Rührer im Butterfass entsprechend bewegt und dabei doch noch beide Hände frei behält, um Strümpfe zu stopfen oder andere derartige Handarbeiten zu verrichten. Die Vorrichtung selbst besteht aus einem, einem großen Waagebalken gleichenden zweiarmigen Hebel A, der, in der Mitte mit einem Haken versehen, an der Decke oder einem Türpfosten aufgehängt wird. Die beiderseitigen Arme B des Hebels sind mit einem Schlitz versehen, durch welchen Bolzen und Teile, die zur Verstärkung des Hebels dienen, gesteckt sind. An den unten vorstehenden Ringen der Bolzen werden Stricke angeknüpft; jeder von diesen beiden Stricken läuft über eine auf dem Fußboden unter dem Stuhl befestigte Rolle zu den Sprossen des Stuhls, an welchen er wiederum festgeknüpft ist, und zwar der eine Strick an der vorderen, der andere an der hinteren Sprosse.
- R E K L A M E -
An den Enden der beiden Hebelarme B befinden sich verschiebbare Gewichte, durch welche der Hebel zum Balancieren gebracht wird, und innerhalb dieser Gewichte geht einerseits ein Strick ab, der zur Bewegung der Wiege dient, anderseits eine Führungsstange zum Rührer des Butterfasses. Es ist aus der Abbildung leicht zu ersehen, dass, wenn sich die Person mit dem Stuhl schaukelt, gleichzeitig die Wiege und der Rührer des Butterfasses bewegt werden. Ein Kind wiegen und buttern sind allerdings zwei sehr verschiedene Arbeiten, die nicht immer gut zusammenpassen; allein man kann natürlich statt des Butterfasses beliebige andere kleine Maschinen, z. B. eine Waschmaschine oder Wringmaschine und dgl. einschalten. Jedenfalls ist durch eine derartige Vorrichtung dem schönen Geschlecht die beste Gelegenheit geboten, seine Kraft in nützlichster Weise vielseitig zu verwerten.