Verkehr – Schifffahrt
Die neuen hydraulischen Schiffshebezeuge auf dem Canal du Centre in Belgien
Prometheus • 18.3.1891
Die hochbedeutenden Vorteile, die die Ausnutzung binnenländischer Wasserstraßen für die einzelnen Staaten und Industriebezirke bietet, gelangten bei uns in Deutschland erst nach dem Jahr 1870 wieder in richtige Würdigung, nachdem die Wasserverkehrsstraßen im Mittelalter durch hohe Zölle und später durch Einführung des Eisenbahnwesens sehr stark beeinträchtigt, ja zum Teil ins Stocken geraten waren. Man hob zunächst seitens der Reichsregierung die Wasserverkehrszölle auf und widmete den Wasserstraßen, die in anderen Ländern Europas so wesentlich zur volkswirtschaftlichen Entwickelung beigetragen haben, wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Regierung ist mit der Regulierung der deutschen Ströme vorausgegangen; der Wasserverkehr hat sich, ohne dass dadurch der Eisenbahnverkehr vermindert, wurde, auf das Fünf- bis Sechsfache gehoben, der Eisenbahnverkehr hat sogar zugenommen, und man gelangte zu der Einsicht, dass die Wasserstraßen für die Bewältigung von Massengütern zu mäßigen Frachtsätzen unentbehrlich seien.
Abb. 1. Ansicht von der oberen Kanalhaltung aus.Durch die Vervollkommnung der Wasserstraßen selbst, sowie die der Fahrzeuge und Hilfsmittel zum raschen Löschen und Wiederverladen von Massengütern ist man im Stande, manchem Industriebezirke wieder aufzuhelfen, dessen weitere Existenz im anderen Fall sehr in Frage gestellt gewesen wäre. Man musste sich deshalb auch bei uns zum Bau größerer Kanäle, sowie zur Kanalisierung von bisher nur zum Teil schiffbaren Flüssen entschließen. Dass durch die Verbesserung der Wasserstraßen den Eisenbahnen keine Konkurrenz entstand, ist durch die seit drei Jahren vollendete Kanalisierung des unteren Main von Frankfurt bis Mainz trefflich bewiesen, indem der Eisenbahnverkehr auf genannter Strecke um 31,6 % gegen 1887 und um 53 % gegen 1888 gestiegen ist, während sich der Wasserverkehr auf genannter Strecke in den betreffenden Jahren um 43,5 % resp. 60,4 % gehoben hat.
Wie man nun bestrebt war, Massengüter rascher bewältigen zu können, indem man die Tragfähigkeit der Fahrzeuge erhöhte, sowie die Zeit zur Beförderung durch passendere Fortbewegungsmittel zu kürzen, musste man notgedrungen auch darauf bedacht sein, die Verfrachtung der Güter in den größeren Hafenplätzen günstiger bewerkstelligen zu können, und sind auch in unseren größeren Hafenstädten, wie Hamburg und Bremen, sowie im Binnenland in Magdeburg, Frankfurt a. M. und Mainz mustergültige Anlagen geschaffen worden, deren Ausführung um so dringender geboten war, wollte man sich in Deutschland nicht von fremdländischen Häfen überflügeln lassen und damit die Hauptverkehrsroute an dieselben verlieren.
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