Verkehr – Nahverkehr
Der Betrieb von Omnibuslinien mit Ölmotorwagen
Der Motorwagen • Januar 1899
Das Bedürfnis und die Nachfrage nach Motorwagen für den Omnibusverkehr sind recht lebhaft. Freilich haben die meisten Interessenten nicht die richtige Vorstellung davon, was die Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Linienbetriebes erfordert. Brauchbare Fahrzeuge, d. h. solche, mit welchen ein Betrieb aufgenommen werden kann, sind jüngst unter anderen von der Allgemeinen Motorwagen-Gesellschaft in Berlin beschafft worden. Dieselben sind Daimler-Wagen für zwölf Sitzplätze, vier Stehplätze und drei Bockplätze inklusive Führer.
Die Abbildung stellt diesen Wagen dar; derselbe ist außerdem noch mit einem Gepäckraum versehen, sowie mit einer Galerie, welche gestattet, Gepäck auf das Dach des Wagens zu verladen.

Der Omnibus ist im Dienst sehr wohl brauchbar für den Betrieb von Linien auf dem platten Land und zwischen Vororten; den Anforderungen an den Omnibusverkehr in Städten entspricht derselbe aber noch keineswegs, trotzdem dass diesfalls hinsichtlich Leistungsfähigkeit die Ansprüche in motorischer Hinsicht eigentlich geringere sind.
Der dargestellte Omnibus besitzt einen über der Vorderachse angeordneten Zwei-Zylindermotor von 12 PS, welcher mittels Wechselgetriebe eine gegliederte Längswelle umtreibt, die mittels konischen Rädern und Differentialgetriebe auf die hinteren Treibräder wirkt. Die vordere Achse ist Lenkachse und mit drehbaren Achsschenkeln versehen, während der mittlere Teil fest ist.
Das Gewicht des leeren Wagens beträgt auf Hinterachse 2100 kg, auf der Vorderachse 1700 kg, zusammen 3800 kg. Mit Belastung erhöht sich dieses Gewicht auf insgesamt 5600 kg.