Berliner Verkehr

Berliner Verkehrsmittel

Berliner Leben • Juli 1904

Die ›Große‹ Berliner

Von allen Berliner Verkehrsmitteln das unsympathischste ist die Große Berliner Straßenbahn: sie ist berüchtigt wegen ihrer Unkulanz und gänzlichen Gleichgültigkeit gegen die berechtigten Wünsche und Klagen des Publikums. Die Sünden einer kurzsichtigen Verkehrspolitik rächen sich durch dieses, lediglich von Rücksichten auf eine möglichst hohe Dividende geleitete Institut auf das Schwerste an der Stadt und erschweren allenthalben eine dem Wachsen der Bevölkerung schritthaltende, geschweige, denn vorausgehende Entwicklung der Verkehrseinrichtungen.

›Sechser‹-Omnibus

Am angenehmsten bewegt man sich zur Sommerzeit mit dem als rückständig verschrienen Sechser-Omnibus fort, vorausgesetzt, dass man die nötige Zeit dazu hat. Die bequemen Wagen bieten einen luftigen zur Beobachtung des Straßenlebens vorzüglich geeigneten Aufenthalt.

Automobil-Droschke

Wer dem Grundsatz huldigt ›Zeit ist Geld‹ oder zu huldigen gezwungen ist, findet in den neuen Automobildroschken vom Volksmunde ›Stinkdroschke‹ getauft, das geeignete Fortbewegungsmittel.

Gepäckdroschke

Zur Reisezeit erfreut sich auch die Gepäckdroschke einer umfassenden Beobachtung.

›Zweite Güte‹

Bescheidene Naturen, die gemeinhin reichlich Zeit und wenig Geld haben, hegen selbst in dem gegen das alte so undankbare Berlin eine Vorliebe für ›Zweite Güte‹, besonders in den Abend- und Nachtstunden.

Kremser

Großer Beliebtheit erfreut sich bei dem Berliner Bürger auch noch der Kremser, auf dem er Sonntags allen anderen Beförderungsmitteln zum Trotz mit Weib und Kind fidele Ausflüge unternimmt.

• Auf epilog.de am 1. Dezember 2024 veröffentlicht

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