Forschung & Technik – Erfindungen & Patente
Automatischer elektrischer Verkaufsapparat
Uhlands Industrielle Rundschau • 17.11.1887
Seit dem Bekanntwerden der sogenannten automatischen Sparbüchsen, Waagen, Postkarten- und Zeitungsverkäufer etc., bei welchen durch das Einstecken eines Geldstücks in eine dazu bestimmte Öffnung ein Mechanismus für den betreffenden Zweck in Tätigkeit gesetzt wird, haben sich zahlreiche Erfinder mit der Konstruktion ähnlicher Apparate beschäftigt. Alle derartigen Anordnungen zeigen jedoch insofern eine Unvollkommenheit, als zu ihrer Funktionierung außer dem Einstecken des Geldstückes noch eine persönliche Mitwirkung erforderlich ist, wie etwa das Aufziehen einer Schublade, um den verlangten Gegenstand herauszunehmen.
Von dem Franzosen Amédée Brunet ist neuerdings ein Apparat zur Abgabe von Päckchen, Schachteln oder dgl. erfunden worden, der den bezeichneten Übelstand nicht hat, indem er vollkommen selbsttätig funktioniert. Dieser neue Apparat, der sich durch einfache, sinnreiche Konstruktion auszeichnet und für das Deutsche Reich patentiert ist, soll im Folgenden näher beschrieben werden.
Der automatische elektrische Verkaufsapparat von Brunet hat die Form eines Schranks, an dessen rechter Seite in halber Höhe die Einwurföffnung l sich befindet, während links weiter unten der Behälter k angebracht ist, welcher den verkauften Gegenstand präsentiert.
Die eingeworfene Münze gleitet durch das Rohr i und schließt einen elektrischen Stromkreis zwischen dem festen Kontakt n und dem beweglichen m. Der durch die Batterie d erzeugte Strom geht zunächst durch den Elektromagnet s, von da nach den beiden Kontakten m und n, die durch die zwischenliegende Münze l verbunden werden. Sobald der Stromkreis geschlossen ist, wird der Anker t angezogen, hierdurch die Klinke u gehoben und so die Trommel b außer Eingriff mit der Klinke u gebracht. Diese den Hauptteil des Apparates bildende Trommel ist um die Achse r drehbar; auf ihrem Umfang sind entsprechende Abteilungen zur Aufnahme der abzugebenden Gegenstände angeordnet. Da die Trommel durch die Gegenstände nur einseitig belastet ist, wird sie vermöge des stattfindenden Übergewichtes gedreht, doch nur dann, wenn die Verbindung der beiden Kontakte hergestellt, also die Hemmung ausgelöst ist. Infolge der Drehung der Trommel fällt ein Gegenstand in den Behälter k; gleichzeitig bewirkt das auf die Achse r aufgekeilte Sperrrad q eine seitliche Verschiebung des Kontaktes m mittels der Klinke p und des Schiebers o. Dadurch fällt die Münze in den Kasten c, die Kontaktverbindung ist wieder aufgehoben und die Klinke u hemmt die Trommel. Derselbe Vorgang wiederholt sich jedes mal beim Einwerfen einer Münze.
Die zu verausgabenden Gegenstände werden durch das Röhrensystem a den Fächern auf der Trommel zugeführt. Jede Röhre wird einzeln geleert und nach der Leerung einer jeden wird das Verschlussband h von der nächstfolgenden weggezogen. Dies geschieht durch das Gewicht e, welches sich proportional der Umdrehung der Trommel senkt und in dem passenden Zeitpunkt eine federnde Klinke aus der vertikal angeordneten Zahnstange g auslöst, wodurch das an der Klinke sitzende, mit dem Verschlussbande verbundene Gegengewicht f um einen Zahn niederfällt.
Der beschriebene Apparat eignet sich für den Verkauf aller Gegenstände, welche konstantes Gewicht und annähernd gleiche Form haben; die Außenseite des Schrankes kann zu Reklamezwecken benutzt werden. Durch die Verwendung der elektrischen Regulierung ist eine viel höhere Zuverlässigkeit erreicht; dabei sind die Herstellungskosten nicht so bedeutend wie bei manchen komplizierteren, gleichem Zwecke dienenden Apparaten. Da die Elemente der Batterie verhältnismäßig selten in Tätigkeit sind, halten sie lange Zeit vor, ehe sie erneuert zu werden brauchen.
• E. D.