DaseinsvorsorgeEnergieversorgung

Über eine zweckmäßige Art der Anbringung der Gasleitungsröhren unter der Erde

Polytechnisches Centralblatt • 15.6.1850

Die gewöhnliche Manier, die zur Fortleitung des Leuchtgases dienenden Röhren unter dem Straßenpflaster anzubringen, ist mit dem Übelstand verbunden, dass jedes Mal, wenn die Röhrenleitung wegen eingetretener Undichtheit etc. nachgesehen oder repariert werden muss, ein Aufreißen des Pflasters nötig wird. Die Idee liegt nahe, diesen Übelstand dadurch zu beseitigen, dass man die Röhren in den Abzugskanälen der Stadt, oder überhaupt in besonderen unterirdischen Kanälen anbringt, welche so geräumig sind, dass man zum Nachsehen und zur Reparatur der Röhren in sie hineingehen und demnach ohne ein Aufbrechen des Straßenpflasters dieses Geschäft verrichten kann. Diese Idee ist auch schon mehrfach versuchsweise zur Ausführung gekommen, man hat sie aber im Allgemeinen wieder aufgegeben, weil, wenn in dem unterirdischen Kanal durch Undichtheit der Leitung ein Entweichen des Gases stattfindet, dieses sich dann in demselben ansammelt und, wenn man sich zur Besichtigung der Röhren mit einem Licht in den Kanal begibt, eine Explosion veranlasst. Daly berichtet in der Revue générale de Parchitecture von 1840 von einem solchen Fall, wo drei Arbeiter, welche in einen solchen Kanal hinabstiegen, das Leben verloren. Der Straßen-Inspektor Versluys in Brüssel bezweifelt, dass eine Ventilation der Kanäle ein vollkommen sicherstellendes Mittel sein würde, indem er darauf hinweist, dass in den Kohlengruben bei der sorgfältigsten Ventilation doch noch häufig genug Unglücksfälle durch Explosionen eintreten.

Das Mittel, welches er in Vorschlag bringt, um die Anbringung der Gasröhren in solchen unterirdischen Kanälen praktikabel zu machen, besteht in der Anwendung eines Wasserverschlusses, mittelst dessen das Entweichen von Gas bei eingetretener Undicht­heit verhindert oder dasselbe wenigstens bemerkbar gemacht werden soll, bevor es gefahrbringend wird. In dem unterirdischen Gang wird ein Kanal angebracht, welcher Wasser enthält und die Gasleitungsröhre ihrer ganzen Länge nach in dieses Wasser eingelegt, so dass dasselbe die Röhre ganz umgibt, und so hoch darüber steht, dass es auch am höchsten Punkt der Röhre noch einen größeren Druck ausübt, wie derjenige ist, unter welchem das Gas im Inneren der Leitung steht. Bei dieser Einrichtung kann selbst bei eingetretener Undicht­heit im Anfang kein Gas aus der Röhre entweichen, es wird dann aber Wasser in das Innere derselben eindringen und das Niveau desselben sich dadurch allmählich erniedrigen, worauf das Gas zu entweichen anfängt. Das Sinken des Wasserniveaus im Kanal bildet also ein Mittel, die Undicht­heit der Röhre früh genug zu erkennen. Um indes der beständigen Aufmerksamkeit in dieser Beziehung überhoben zu sein, empfiehlt Versluys an dem einen Ende beständig Wasser in den Kanal einfließen und dasselbe am anderen Ende nur in solcher Menge wieder abfließen zu lassen, dass das Wasserniveau im Kanal konstant und auf solcher Höhe bleibt, dass auch bei stattfindender Undicht­heit kein Entweichen des Gases stattfindet. Das hierzu nötige Wasser würde vorzüglich leicht zu beschaffen sein, wenn in dem unterirdischen Gang zugleich die Wasserleitung der Stadt angebracht wäre. Das Wasser, welches im Fall der Undicht­heit in die Leitung dringt, bringt keinen Nachteil; es sammelt sich an den niedrigsten Stellen und kann hier leicht durch ein nach unten abwärtsgehendes und in Wasser oder Teer ausmündendes Ansatzrohr abgeleitet werden.

An der Erhöhung des Niveaus der Flüssigkeit, in welche dieses Rohr eintaucht, könnte man zugleich sehen, ob Wasser in die Leitung eingedrungen und diese demnach undicht geworden ist.

Liegt die Rohrleitung nicht horizontal, sondern geneigt, so wird der Wasserkanal durch Querwände in Abteilungen geteilt. Die obere Kante dieser Querwände liegt sukzessiv immer niedriger und das Wasser fließt aus jeder Abteilung über die Querwand in die nächstfolgende. In den aufeinanderfolgenden Abteilungen von der höchsten an gerechnet, liegt also auch das Wasserniveau immer niedriger, hat aber in jeder eine solche Höhe, dass das Wasser auch an dem höchsten Punkt dieser Abteilung noch hinreichend hoch über dem Rohr steht.

Bulletin du Musée de I’Industr.

• Auf epilog.de am 6. Januar 2025 veröffentlicht

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