DaseinsvorsorgeEnergieversorgung

Das Aluminiumwerk am Rheinfall

Prometheus • 27.9.1893

Die Darstellung des Aluminiums auf elektrolytischem Weg durch die Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft in Neuhausen am Rheinfall hat in letzter Zeit einen derartigen Aufschwung genommen, dass die Unternehmer sich entschlossen, den Umfang zu verdoppeln. Turbine in NeuhausenAbb. 1. Neue Turbine in Neuhausen von 1,62 m Durchmesser und 610 PS. Dies veranlasst uns, auf das Werk am Rheinfall einzugehen, welches bezüglich der Erzeugnisse wie nicht minder der Ausnutzung der Wasserkraft bahnbrechend geworden ist. Sind doch unter Anderen die noch großartigeren Wasserwerke am Niagara auf die durch die Rheinfall-Anlage gegebene Anregung zurückzuführen.

Das Wasser, welches die Turbinen und die damit unmittelbar verkuppelten Dynamomaschinen betätigt, wird dem Rhein oberhalb des Falls mittelst eines Wehr entzogen. Der so gebildete Ableitungskanal mündet in zwei Blechröhren von 2,5 m Durchmesser, welche sich weiter verzweigen und das Wasser den Turbinen zuführen. Für den vollständigen Abschluss des Röhrennetzes und für die Regulierung des Wasserzuflusses ist selbstverständlich gesorgt. Abb. 1 veranschaulicht die Zuleitung sowie das Äußere der neu aufgestellten riesenhaften Turbinen. Das Wasser fließt, nachdem es diese in Tätigkeit versetzt, in den Rhein zurück. Das Gefälle beträgt etwa 20 m. Gegenwärtig arbeiten bereits acht Turbinen, deren Leistung zwischen 300 PS und 600 PS schwankt.

Unmittelbar mit den Wellen der Turbinen gekuppelt sind, wie gesagt, die Wellen der Dynamomaschinen. Diese sind daher von dem bisherigen Gebrauch abweichend horizontal gelagert. Es sind mächtige 24-polige Maschinen, welche nahezu funken­los arbeiten und für eine Leistung von 2,5 MW berechnet sind. Einbau der Dynamo-MaschinenAbb. 2. Einbau der Dynamo-Maschinen in Neuhausen. Von diesen weg wird der Strom durch Kupferkabel und Kupferbarren den Öfen zugeführt, in welchen die Reduktion der Tonerde und die Gewinnung des Aluminiums erfolgt. Gegenwärtig werden täglich etwa 2500 kg reinen Aluminiums erzeugt.

Anfangs wurde auffallenderweise der größere Teil des Aluminiums an die Eisenhütten abgesetzt, welche mit Hilfe eines geringen Zusatzes dieses Metalls blasenfreies Eisen zu erzeugen vermögen. Jetzt hat sich aber das Blatt gewendet, und das Aluminium wird in überwiegendem Maße zur Herstellung von Gegenständen benutzt, bei denen spezifische Leichtigkeit wünschenswert ist. Zu diesem Umschwung dürfte der Umstand mit beigetragen haben, dass es endlich gelungen ist, auch das Aluminium zu verlöten.

Über die Anwendung der vielen Aluminium-Legierungen hat bisher wenig verlautet. Man erfuhr nur, dass die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Aluminiumbronze zu den Leitungen der elektrischen Bahnen verwendet. Offenbar liegt die Sache noch im Stadium des Versuches.

• Auf epilog.de am 14. April 2025 veröffentlicht

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