DaseinsvorsorgeEnergieversorgung

Wärme aus Abwasser für Berliner Schwimmhalle

tvi.ticker • 15. Januar 2012

In dieser Woche ist Baustart für das Projekt zur Wärmerückgewinnung aus einem Abwasserkanal und Nutzung dieser Energie für die Schwimmhalle am Sachsendamm 11 in Berlin-Schöneberg. Bis zum Juni 2012 entsteht dort das vierte Berliner Projekt zur Nutzung von Abwasserwärme und zugleich die erste Anlage, die bei der Rückgewinnung von thermischer Energie auf Gas-Absorptionswärmepumpen setzt.

Das gemeinsame Projekt der Berliner Wasserbetriebe und der Berliner Bäder-Betriebe fußt auf einer Studie zum Wärmebedarf, die die Berliner Wasserbetriebe unter Mitarbeit der Innovationsplattform Berliner NetzwerkE für beide Partner erstellt haben. Angezapft wird das Abwasser in einem vor dem Bad liegenden 1,40 m breiten und 2,10 m hohen Mischwasserkanal, in dessen Sohle auf rund 60 m Länge ein Wärmetauscher installiert wird. In die Anlage mit einer möglichen Heizleistung von 167 kWh – so viel Heizwärme brauchen etwa 20 Einfamilienhäuser – werden rund 500 000 € investiert. Das Pilotprojekt wird durch wissenschaftliche Untersuchungen begleitet.

Die Abwasserableitung ist in modernen, gut gedämmten Gebäuden das letzte größere Wärmeleck für rund 15 % der zugeführten Heizenergie. Hier schlummert eine erneuerbare und langfristig stabile Energiequelle. Bedingt durch Dusch-, Bade- und Spülwasser hat Abwasser in der Kanalisation eine durchschnittliche Temperatur von 15° C. Das Verfahren entzieht dem Abwasser ein bis zwei Grad Wärme, woraus die Wärmepumpe eine Nutztemperatur von rund 50° C erzeugt. Aus 1000 Liter Abwasser werden bei einer Abkühlung um zwei Grad so rund 2 kWh Energie gewonnen.

Inklusive der Schöneberger wirken in Berlin dann vier Anlagen zur Rückgewinnung von Wärme aus Abwasser. Das Möbelhaus Ikea entnimmt in Lichtenberg die Wärme an einer selbst errichteten Bypass-Schleife einer Abwasserdruckleitung – sie ist stets voll gefüllt – mittels Doppelrohr-Wärmetauscher. Die anderen drei Anlagen, davon zwei an Schulen in Kreuzberg und Friedrichshain, liegen an Abwasserkanälen. Deren Füllstand schwankt stetig, daher liegen dort die Wärmetauscher nur in der Sohle.

Auch bei der ›geernteten‹ Wärme gibt es Unterschiede. Hier liegt das Verhältnis bei etwa 1 (beide Schulanlagen) zu 10 (Schwimmbadanlage) zu 100 (Ikea). Der Bau solcher Anlagen lohnt sich in großen Kanälen oder Druckrohren, die, um Verluste zu vermeiden, nahe am Wärmeabnehmer liegen sollten.

Quelle: Berliner Wasserbetriebe

• Auf epilog.de am 20. Januar 2012 veröffentlicht

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