Forschung & TechnikTechnik

Vom Kaugummi bis zum Keilriemen

100 Jahre künstlicher Kautschuk

tvi.ticker • 18. Februar 2010

Die Sonderausstellung ›100 Jahre künstlicher Kautschuk‹ war 2010 im Auto & Technik Museum Sinsheim zu sehen.

Ohne den vor über hundert Jahren erfundenen Synthesekautschuk würde heute kein Auto fahren und kein Flugzeug fliegen. In einer Sonderausstellung zeigte 2010 das  Auto & Technik-Museum Sinsheim in Zusammenarbeit mit dem Leverkusener Spezialchemiekonzern Lanxess AG einen interessanten Querschnitt durch die Geschichte des künstlichen Kautschuks. Er hat sich in den vergangenen hundert Jahren zu einem universellen Werkstoff für ungezählte technische Anwendungszwecke entwickelt und ist aus der modernen Hightech-Welt nicht mehr wegzudenken.

Synthesekautschuk wird überall dort eingesetzt, wo Maschinen und Motoren gelagert, Kräfte übertragen, Flüssigkeiten transportiert, Antriebswellen oder unter Druck stehende Systeme abgedichtet werden müssen. Erfunden hat ihn 1909 der deutsche Chemiker Fritz Hofmann (1866–1956). Auf seinem Patent basieren heute die meisten Kautschuk-Produkte der Lanxess AG, die zu den Weltmarktführern für synthetischen Hochleistungskautschuk zählt.

Mit rund 70 % geht der größte Teil des künstlichen Kautschuks in die Reifenindustrie. Im Automobil finden sich maßgeschneiderte Spezialkautschuksorten an unzähligen Stellen: Keilriemen, Zahnriemen, Schläuche, Kabelummantelungen oder Dichtungen für Motoren, Türen, Fenster und Kofferraumdeckel sollen als Beispiele genügen. In manchen Motorrädern, z. B. Harley-Davidson oder bestimmten BMW-Typen, treibt ein spezieller Zahnriemen aus synthetischem Kautschuk sogar das Hinterrad an.

Auch im maritimen Bereich gibt es zahlreiche Anwendungsbeispiele. Flammgeschützter Hochleistungskautschuk für die Ummantelung von Spezialkabeln in Unterseeboten zählt dazu ebenso, wie Taucheranzüge, Gummistiefel oder wasserdichte Regenumhänge, im Volksmund Friesennerz genannt. Ein zukunftsträchtiger Markt sind Windkraftanlagen. In ihnen wird der erzeugte Strom über ein manchmal mehr als hundert Meter langes Kabel von der Gondel zum Sockel transportiert.

Solche Kabel müssen Spannungen von bis zu 36 000 Volt und Betriebstemperaturen von 90° Celsius, bei Kurzschluss sogar bis zu 200° Celsius, aushalten.

Im Haushalt finden sich ebenfalls Produkte aus Synthesekautschuk, beispielsweise in Türdichtungen von Kühlschränken, Backöfen oder Spülmaschinen, als O-Ringe und Ventilabdichtungen in Wasserhähnen oder in Einmalhandschuhen. Selbst die Lebensmittelbranche kommt ohne das elastische Multitalent nicht mehr aus: Für die Herstellung von Kaugummi liefert Lanxess einen speziellen Butylkautschuk, der das Aroma länger bewahrt als natürlicher Kautschuk.

Quelle:  Technik Museen Sinsheim und Speyer

• Auf epilog.de am 18. Februar 2010 veröffentlicht

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