VerkehrEisenbahn

Unfall auf einer Zahnradbahn

Zentralblatt der Bauverwaltung • 17.2.1883

Auf einer Schleppbahn des Steinkohlen- und Hüttenwerkes von Salgo-Tarján in Ungarn – der Ort liegt an der ungarischen Staatsbahnstrecke Pest–Fülek – ereignete sich zu Anfang Februar 1883 ein Unglücksfall, welcher, abgesehen davon, dass hierbei mehrere Personen teils getötet, teils erheblich verletzt wurden, auch technisch nicht ohne Bedeutung ist.

Während auf der Zahnradbahn, welche vom Salgoberg Kohlen zum Hochofen des Eisenwerks befördert, ein Zug mit leeren Kohlenwagen bergwärts ging, brachen alle Zähne des stählernen Triebrads der Lokomotive und diese samt den zwölf Kohlewagen, welche den Zug bildeten, fuhr mit großer Geschwindigkeit unaufhaltsam die steile Bahn hinab. Die Lokomotive, im Gewicht von 12 Tonnen, wurde bei einer Krümmung aus dem Gleis geschleudert und bohrte sich auf einem freien Platz seitwärts desselben im Sand ein, die Wagen stürzten vom Bahnkörper und wurden zertrümmert. Von den 26 auf dem Zug befindlichen Personen – Bergwerksarbeiter und Frauen von solchen – blieben sechs auf der Stelle tot, elf Personen erhielten schwere Verletzungen.

Die Zahnradbahn soll, wie berichtet wird, eine Steigung von 20 % (1 : 5) besitzen und auf 200 m Höhe führen, jedoch lassen sich diese Angaben wegen Mangels einer technischen Beschreibung der Anlage derzeit nicht prüfen, so wie auch Genaues über die Konstruktion der Bahn, über Zusammenstellung der Züge und namentlich über die Art der vorhandenen Bremsvorrichtungen noch nicht vorliegt. Ein Bremswagen scheint vorhanden gewesen zu sein, und es wird auch erwähnt, dass von dem Zugführer ein Versuch gemacht wurde, den Zug zum Stehen zu bringen, doch ist es fraglich, ob die Lokomotive mit rasch wirksamen Sperrrädern zum Bremsen versehen war, worin die Hauptsache liegt. Der Untersuchungsausschuss, welcher seitens der ungarischen Regierung sofort entsandt wurde, wird jedenfalls Klarheit über die näheren Umstände, welche bei dem Unfall mitgewirkt haben, bringen.

• Ed. K.

• Auf epilog.de am 7. Juni 2017 veröffentlicht

Reklame