VerkehrFernmeldewesen

L. Melletts akustisches Telefon

Polytechnisches Journal • 26.3.1890

Seit etwa 1 ¼ Jahren ist in Amerika ein ohne Elektrizität arbeitendes Telefon bekannt und vielfach angewendet worden. In England hat dasselbe die ›British Pulsion Telephone Company‹ in London eingeführt; an der Midland-Eisenbahn ist von ihr u. a. eine etwa 5 km Linie zwischen den Stationen Finchley und Hendon ausgeführt worden. Dieses Telefon ist von Lemuel Mellett in Newton, Massachusetts, angegeben worden und besteht nach Iron vom 6. Dezember 1889, S. 479, aus einer kreisrunden Holzbüchse von etwa 125 mm Durchmesser und ähnlicher Tiefe; es hat eine Öffnung in der Mitte, gegen welche gesprochen wird. Rückwärts ist eine Metallplatte mit einem kleinen Loch in ihrer Mitte vorhanden und an deren Rückseite sind eine Anzahl von Spiralfedern aus feinem Draht angebracht, welche im Kreis rings um den Umfang der Platte stehen und nur mit dem einen Ende befestigt sind, so dass sie frei schwingen können. Diese Federn vermögen die Schwingungen der Platte bedeutend zu verstärken, und in einem Draht können die Schwingungen dann einem weit entfernten zweiten Instrument zugeführt werden.

Die beiden Telefone werden durch einen gewöhnlichen, nicht isolierten Kupferdraht oder durch einen doppelten Stahldraht miteinander verbunden, dessen beide Drähte leicht um einander gewickelt sind, so dass etwa auf 0,6 m eine Windung kommt. An jedem Ende wird der Draht einfach in das Instrument eingehängt. Auch an den Stützpunkten braucht der Draht nicht isoliert zu werden; die Stärke seiner Spannung ist gleichgültig. Der Draht kann auch zum Teil unter die Erde gelegt, oder – wie ein Versuch in Hendon auf etwa 0,5 km gezeigt hat – selbst ins Wasser versenkt werden. Scharfe Abbiegungen des Drahtes zur Seite beeinträchtigen die Wirkung nicht. Auch ein Linienumschalter ist bei den zu Hendon angestellten Versuchen benutzt worden.

• Auf epilog.de am 20. Juni 2017 veröffentlicht

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