FeuilletonErzählungen

Jules Verne

Ein Drama in den Lüften

Kurzgeschichte • 1874

Voraussichtliche Lesezeit rund 33 Minuten.
›Ein Drama in den Lüften‹ erschien im August 1851 und wurde 1874 in leicht überarbeiteter Form in den Erzählungsband Dr. Ox aufgenommen. Die Geschichte enthält zahlreiche Motive, die Jules Verne in seinem ersten Roman Fünf Wochen im Ballon wieder aufgriff.

Im Monat September des Jahres 185* kam ich in Frankfurt a. M. an, nachdem ich die Hauptstädte Deutschlands durchreist und verschiedene brillant gelungene Ballonfahrten ausgeführt hatte; bis jetzt aber war kein Bewohner des Bundesstaats geneigt gewesen, mich in meiner Gondel zu begleiten. Selbst die von den Herren Green, Eugène, Godard und Poitevin in Paris angestellten Versuche konnten die ersten Deutschen nicht dazu bewegen, sich in die Luft zu wagen.

In Frankfurt hatte sich jedoch kaum die Nachricht von meiner bevorstehenden Auffahrt verbreitet, als drei der Honoratioren bei mir vorsprachen und um Erlaubnis baten, mich begleiten zu dürfen. Zwei Tage später sollten wir vom Theaterplatz aus emporsteigen; ich musste mich also sofort damit beschäftigen, die Vorbereitungen dazu zu treffen. Mein Ballon war aus Seidenzeug gefertigt, das mit  Guttapercha präpariert und somit gegen Säuren und Gas unempfindlich und total wasserdicht gemacht worden war; sein Umfang von 3000 Kubikmeter gestattete ihm, sich bis zu beträchtlicher Höhe zu erheben.

An dem Tage unserer Auffahrt war durch die große Septembermesse viel Volk in Frankfurt versammelt. Das Leuchtgas war mir in vorzüglicher Qualität und mit großer aufsteigender Kraft geliefert worden, und gegen elf Uhr morgens hatte ich den Ballon gefüllt; natürlich nur zu drei Vierteln, da dies eine durchaus notwendige Vorsichtsmaßregel ist. In dem Maße, wie man steigt, nimmt nämlich die Dichtigkeit der atmosphärischen Luftschichten ab, und so könnte das unter der Hülle des Luftschiffes eingeschlossene Fluidum die Wände des Ballons sprengen, wenn es an Elastizität gewinnt. Meine Berechnungen hatten genau die Gasmenge bestimmt, die notwendig war, um mich und meine Reisegefährten davon zu tragen.

Ein Drama in den Lüften
[eed 80005]

Wir sollten um zwölf Uhr aufbrechen, und es gewährte einen prächtigen Anblick, wie die ungeduldige Menge sich an die Einfriedungen, die um den Ballon gezogen waren, drängte, den ganzen Platz überschwemmte, sich in den umliegenden Straßen aufhielt und die Fenster sämtlicher Häuser, die auf den Platz hinaus gingen, vom Erdgeschoss bis zum Dachboden besetzte. Der starke Wind der letzten Tage hatte sich gelegt, und eine drückende, wolkenlose Hitze herrschte in der Atmosphäre; nicht ein Hauch belebte die Luft. Bei solchem Wetter konnten wir an derselben Stelle wieder herabkommen, von der sich unser Ballon erhoben hatte.

Ich nahm dreihundert Pfund Ballast, in Säcke verteilt, mit mir. Die ganze runde Gondel hatte vier Fuß im Durchmesser, drei Fuß Tiefe, und war bequem eingerichtet. Das Hanfnetz, von dem sie getragen wurde, dehnte sich symmetrisch über die obere Hemisphäre des Luftschiffes aus; der Kompass war an seinem Platz, das Barometer hing in dem Kreise, in welchem die Tragetaue zusammenliefen, und der Anker wurde sorgfältig in Bereitschaft gehalten. Alles war zum Aufbruch fertig.

Unter den Personen, die um die Barriere standen, bemerkte ich einen jungen Mann mit blassem Antlitz und aufgeregten Zügen; es fiel mir auf, dass ich ihn hier sah, weil er schon bei meinen übrigen Luftfahrten in mehreren Städten Deutschlands ein sehr eifriger Zuschauer gewesen war. Er betrachtete mit einer gewissen unruhigen Gier meine interessante Maschine, die noch unbeweglich einige Fuß über dem Erdboden schwebte, und verhielt sich unter all seinen Nachbarn vollkommen schweigend.

Es schlug zwölf Uhr, und somit war der Augenblick zum Aufsteigen gekommen; meine Reisegefährten aber ließen sich nicht sehen.

Ich sandte nach der Wohnung eines jeden und erfuhr, dass der eine nach Wien, der andere nach Hamburg und der Dritte nach London abgereist sei. Der Mut hatte sie also noch im letzten Augenblick verlassen, und doch war diese Exkursion, Dank den Fortschritten, die die heutige Luftschifffahrt gemacht hat, vollständig gefahrlos. Da die Herren sich gesagt haben mochten, dass sie einen Teil des Festprogramms bildeten, war ihnen der angstvolle Gedanke gekommen, sie könnten gezwungen werden, wozu sie sich freiwillig erboten hatten, und so waren sie in demselben Moment, wo der Vorhang aufging, von dem Schauplatze geflohen. Ihr Mut stand augenscheinlich im umgekehrten Verhältnis zu dem Quadrat ihrer Geschwindigkeit … sich aus dem Staube zu machen.

Die halb getäuschte Menge ließ Unmut und üble Laune merken; ich selbst war keinen Augenblick darüber unschlüssig, dass ich nun allein aufbrechen wollte. Um das Gleichgewicht zwischen der spezifischen Schwere des Ballons und dem Gewicht, das befördert werden sollte, herzustellen, ersetzte ich meine Gefährten durch einige Sandsäcke und stieg in die Gondel. Die zwölf Mann, von denen das Luftschiff an zwölf im Äquatorialkreise befestigten Seilen gehalten wurde, ließen die Stricke etwas durch ihre Finger gleiten, und der Ballon erhob sich um einige Fuß mehr. Nicht der leiseste Windhauch war zu spüren, es schien, als ob die bleischwere Atmosphäre undurchdringlich sei.

»Ist alles klar?«, rief ich.

Die Männer standen bereit; ein letzter Blick gab mir die Gewissheit, dass ich aufbrechen konnte.

»Achtung!«

Eine Regung tat sich in der Menge kund; man schien über die Einfriedung hinausgehen zu wollen.

»Alles losgelassen!«

Ein Drama in den Lüften

Der Ballon stieg langsam empor, aber ich verspürte eine so heftige Erschütterung, dass ich mich nicht halten konnte und auf den Boden der Gondel niederstürzte.

Als ich wieder aufgestanden war, sah ich einen Reisegefährten neben mir; es war der blasse junge Mann.

»Genehmigen Sie meinen höflichsten Gruß, mein Herr«, sagte er mit der größten Ruhe.

»Mit welchem Recht …«

»Ich mich hier befinde? … nun, Sie sind jedenfalls nicht imstande, mich wieder fort zu schicken; das ist Recht genug!«

Ich war einigermaßen verdutzt. Dieser Gleichmut brachte mich für den Augenblick außer Fassung, und ich wusste nichts zu erwidern.

Ich sah mir den Eindringling an, er aber beachtete mein Staunen nicht weiter. »Stört mein Gewicht das Gleichgewicht Ihres Ballons, mein Herr? Gestatten Sie mir …«

Und ohne meine Zustimmung abzuwarten, entlastete er den Ballon um zwei Säcke, die er hinausschleuderte.

»Herr«, sagte ich nun und fügte mich wohl oder übel in die Notwendigkeit, »Sie sind in den Ballon gelangt … Gut! Sie sollen die Fahrt mitmachen … Gut! … Mir aber kommt die Leitung des Luftschiffes zu …«

»Ihre Zuvorkommenheit ist echt französisch, mein Herr; sie entstammt demselben Lande, wie auch ich. Gestatten Sie, dass ich Ihnen moralisch die Hand drücke, da Sie mir dies in Wirklichkeit vorenthalten. Treffen Sie Ihre Maßregeln ganz, wie Sie es für gut finden; ich werde warten, bis Sie fertig sind …«

»Worauf …?«

»Um mit Ihnen zu plaudern.«

Das Barometer war auf sechsundzwanzig Zoll gefallen; wir befanden uns demnach sechshundert Meter hoch über der Stadt.

Aber nichts verriet die horizontale Verrückung des Ballons, da die Luftmasse, in der er eingeschlossen war, mit ihm ging. Leider hatte sich eine Art trüber Hitze über die Gegenstände zu unseren Füßen gelegt, so dass uns ihre Umrisse nur sehr unklar erschienen.

Ich sah mir von neuem meinen Gefährten an.

Er war etwa dreißig Jahre alt und trug einfache Kleidung; seine starken Züge deuteten auf unbezwingliche Energie, und seine Muskulatur war sehr ausgebildet. Er stand regungslos, ganz von dem Staunen hingerissen, das ihm diese schweigende Auffahrt abnötigte. Er lehnte an dem Gondelrand und suchte die Gegenstände zu unterscheiden, die mehr und mehr in ein unbestimmtes Ensemble verschmolzen.

»Wie ärgerlich ist dieser Nebel!«, begann er nach einigen Minuten.

Ich antwortete nicht.

»Ich sehe, Sie sind böse auf mich!«, fuhr er fort. »Bah! ich konnte die Reise nicht bezahlen und musste so wohl den Weg des Überfalls wählen.«

»Es hat Sie niemand gebeten, jetzt herunterzusteigen, Herr!«

»Und wissen Sie denn nicht, dass ganz dasselbe den Grafen von Laurencin und von Dampierre geschah, als sie am 15. Januar 1784 in Lyon aufstiegen? Ein junger Kaufmann, mit Namen Fontaine, kletterte über die Galerie, und zwar mit großer Gefahr für die Maschine. Er hatte die Reise mitgemacht, und niemand ist dabei verunglückt.«

»Wenn wir wieder auf festem Boden sind, werden wir Zeit genug haben, uns auseinanderzusetzen«, entgegnete ich, durch seinen leichten Ton pikiert.

»Bah, denken wir jetzt noch nicht an die Rückkehr!«

»So glauben Sie nicht, dass ich bald herabsteigen werde?«

»Herabsteigen?«, sagte er überrascht. »Herabsteigen? Zunächst wollen wir doch höher hinaus.«

Und bevor ich dazwischen treten konnte, hatte er zwei Sandsäcke ergriffen und sie über den Gondelrand hinausgeschleudert, noch ehe sie ausgeleert waren.

»Herr!«, rief ich zornig aus.

»Ihre Geschicklichkeit ist mir sehr wohl bekannt«, sagte der Unbekannte langsam und bedächtig. »Ihre schönen Ballonfahrten haben allgemeines Aufsehen gemacht. Wenn man aber das Experiment die Schwester der Praxis nennt, so ist es auch einigermaßen mit der Theorie verwandt, und ich habe lange Studien über die Kunst der Aerostatik gemacht. Das ist mir in den Kopf gestiegen!« fügte er traurig hinzu und verfiel in tiefes Sinnen.

Nachdem der Ballon noch einmal gestiegen war, blieb er jetzt stationär.

Der Unbekannte sah nach dem Barometer und sagte:

»Wir sind achthundert Meter hoch! Die Menschen sehen von hier oben aus wie Insekten. Ich glaube, man müsste sie immer aus dieser Höhe betrachten, wenn man vernünftig über ihre Verhältnisse urteilen will! Der Theaterplatz gleicht jetzt einem ungeheuren Ameisenhaufen; sehen Sie, wie die Menge sich nach den Kais zieht und auf der Zeil vermindert. Jetzt sind wir über dem Dom. Der Main erscheint nur noch wie eine weißliche Linie, und jene Brücke, die Main-Brücke, sieht aus wie ein Faden, der über den Fluss gespannt ist.«

Die Atmosphäre hatte sich etwas abgekühlt.

»Es gibt wirklich nichts, was ich für Sie, meinen Herrn Wirt, nicht tun möchte«, fuhr mein Begleiter fort, »wenn Sie friert, bin ich bereit, meine Kleider auszuziehen und sie Ihnen zu leihen.«

»Danke!«, antwortete ich trocken.

»Bah! Wir wollen jetzt aus der Not eine Tugend machen – reichen Sie mir die Hand, ich bin ein Landsmann von Ihnen und gedenke, Sie mit meiner Unterhaltung für den Ärger, den ich Ihnen verursacht habe, zu entschädigen!«

Ich setzte mich, ohne irgend etwas auf seine Worte zu erwidern, am andern Ende der Gondel nieder.

Der junge Mann hatte inzwischen aus den weiten Taschen seines Überrocks ein umfangreiches Heft geholt; es war eine Arbeit über die Aerostatik.

»Ich besitze eine interessante Sammlung von Stahlstichen und Karikaturen, die in Bezug auf unsere lustige Liebhaberei gefertigt sind«, hub er an. »Wie ist diese wertvolle Entdeckung zugleich bewundert und verhöhnt worden! Glücklicherweise sind wir nicht mehr in der Zeit, wo Männer wie Montgolfier mit Wasserdampf künstliche Wolken herstellten und Gas aus der Verbrennung feuchten Strohs und zersetzter Wolle zu erzeugen suchten.«

»Wollen Sie vielleicht das Verdienst der Erfinder verringern?«, fragte ich, denn ich hatte unterdessen beschlossen, mir das Abenteuer zunutze zu machen. »Es war doch immerhin Großes, die Möglichkeit, sich in die Lüfte zu schwingen, mit einem Versuch darzutun?«

»Wer wollte denn den Ruhm der ersten Luftschiffer in Abrede stellen, mein Herr? Es dokumentierte sich ein ungeheurer Mut darin, mittels so gebrechlicher Hüllen, die nur erwärmte Luft enthielten, emporzusteigen! Aber ich frage Sie, hat die Aerostatik seit den Aufsteigungen Blanchards, das heißt, seit beinahe einem Jahrhundert, große Fortschritte gemacht? Sehen Sie, mein Herr!«

Und der Unbekannte zog einen Kupferstich aus seiner Sammlung hervor.

»Hier ist die erste, von Pilâtre des Rosiers und dem Marquis d’Arlandes unternommene Luftreise abgebildet; nur vier Monate nachdem die Ballons erfunden waren. Ludwig XVI. hatte seine Erlaubnis zu dieser Reise verweigert und nur gestattet, dass zwei zum Tode Verurteilte die Luftbahnen beschritten. Pilâtre des Rosiers war empört über diese Ungerechtigkeit und brachte es durch viele Intrigen endlich dahin, die Reise selbst mitmachen zu dürfen. Man hatte damals die Gondel, durch die das Manöver so sehr erleichtert wird, noch nicht erfunden; nur eine kreisförmige Galerie lief rund um den unteren verengten Teil der Montgolfiere. Die beiden Aeronauten mussten sich also bewegungslos am Ende der Galerie halten, denn durch das feuchte Stroh, womit man dieselbe gefüllt hatte, war ihnen jede Bewegung untersagt. Über der Mündung des Ballons hing ein Kohlenbecken mit Feuer, und wenn die Reisenden steigen wollten, mussten sie – auf die Gefahr hin, ihre Maschine in Brand zu stecken – Stroh auf diesen Feuerherd werfen; dann gab die mehr erwärmte Luft dem Ballon neue aufsteigende Kraft. Die beiden kühnen Luftschiffer brachen am 21. November 1783 von den Gärten zu La Muette, die der Dauphin ihnen zur Disposition gestellt hatte, auf. Das Schiff hob sich majestätisch, fuhr an der Ile des Cygnes entlang, setzte an der Barrière de la Conférence über die Seine und näherte sich, zwischen dem Invalidendom und der Kriegsschule hinsteuernd, dem Saint-Sulpice. Nun verstärkten die Aeronauten das Feuer, überschritten den Boulevard und stiegen jenseits der Barrière d’Enfer wieder herab. Als der Ballon den Erdboden berührte, sank er in sich zusammen und begrub Pilâtre des Rosiers für einige Augenblicke unter seinen Falten.«

»Böse Vorbedeutung!«, rief ich; denn diese Einzelheiten waren für mich von großem Interesse gewesen.

»Die Vorbedeutung einer Katastrophe, die dem Unglücklichen späterhin das Leben kosten sollte«, fügte der Unbekannte in trübem Ton hinzu. »Haben Sie nie etwas davon erfahren?«

»Niemals.«

»Bah! Das Unglück kommt auch ohne Vorbedeutungen!« meinte der Reisegefährte und versank wieder in sein Sinnen. Wir waren unterdessen weiter nach Süden vorgerückt; Frankfurt war bereits unter unseren Füßen entflohen.

»Vielleicht bekommen wir ein Gewitter«, nahm der junge Mann seine Rede wieder auf.

»Wir werden zuvor herabsteigen«, sagte ich.

»Zum Beispiel! Lassen Sie uns lieber emporsteigen; auf diese Weise werden wir ihm sicherer entgehen.«

Und noch zwei andere Sandsäcke verschwanden im Raum unter uns.

Der Ballon stieg mit enormer Schnelligkeit und blieb zwölfhundert Meter hoch stehen; es wurde ziemlich kalt, und dabei fielen die Sonnenstrahlen noch auf die Hülle, dehnten das darin befindliche Gas aus und gaben ihm eine größere aufsteigende Kraft.

»Fürchten Sie nichts«, wandte sich der Unbekannte an mich; »wir haben 3500 Klafter atmungsfähige Luft; im Übrigen kümmern Sie sich nicht um das, was ich tue.«

Ich wollte aufspringen, aber eine kräftige Hand hielt mich auf meiner Bank zurück.

»Ihr Name?«, rief ich.

»Mein Name? Was kann Ihnen an meinem Namen liegen!«

»Ich frage Sie nach Ihrem Namen!«

»Nennen Sie mich Erostratus oder Empedokles, wie Sie wollen.«

Die Antwort war nichts weniger als beruhigend. Der Unbekannte sprach übrigens mit eigentümlicher Kaltblütigkeit, so dass ich mich nicht ohne Unruhe fragte, wer er sein mochte.

»Mein Herr«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »man hat seit dem Physiker Charles nichts neues erdacht. Vier Monate nach Entdeckung der Aerostatik erfand dieser geschickte Mann die Klappe, durch die das Gas entweichen kann, wenn der Ballon zu voll ist, oder wenn man tiefer sinken will; sodann verdanken wir ihm die Gondel, welche die Manöver der Maschine erleichtert, das Netz, von dem der Ballon umspannt wird und das die Last auf seine ganze Oberfläche verteilt, den Ballast, durch den wir beliebig steigen und landen können, den Kautschuküberzug, der das Gewebe wasserdicht macht, und endlich das Barometer, das die erreichte Höhe angibt. Außerdem brachte Charles Wasserstoff in Anwendung, das vierzehn Mal leichter ist als Luft, und mit Hilfe dessen man in die höchsten atmosphärischen Schichten gelangen kann, ohne der Gefahr einer Feuersbrunst ausgesetzt zu sein. Am 1. Dezember 1783 drängten sich 300 000 Zuschauer um die Tuilerien, Charles stieg empor, und die Soldaten präsentierten vor ihm das Gewehr. Er machte neun französische Meilen in der Luft und lenkte seinen Ballon mit einer Geschicklichkeit, wie sie von den jetzigen Aeronauten noch nicht übertroffen ist. Der König setzte ihm hierauf eine Pension von 2000 Livres aus, denn damals wurden neue Erfindungen noch ermutigt!«

Es schien mir, als sei der Unbekannte von einer gewissen Aufregung ergriffen.

»Mein Herr«, nahm er den Faden seiner Rede wieder auf, »ich bin durch meine Studien hinlänglich davon überzeugt worden, dass die ersten Aeronauten ihre Ballons mit einem Steuer lenkten. Von Blanchard zu schweigen, dessen Behauptungen in Zweifel gezogen werden können, wusste doch Guyton Morveaux, mit Hilfe der Ruder und des Steuers, seiner Maschine merkliche Bewegungen und eine bestimmte Richtung mitzuteilen. Letzthin hat ein Pariser Uhrmacher, Herr Julien, auf dem Hippodrom überzeugende Versuche in dieser Beziehung angestellt; denn dank eines eigentümlichen Mechanismus kehrt sich sein länglich gestalteter Ballon entschieden gegen den Wind. Herr Petin ist darauf gekommen, vier Hydrogen-Ballons aneinander zu setzen, und hofft mittels horizontal gestellter und teilweise zusammengefalteter Segel einen Gleichgewichtsbruch zu erzielen, der den Apparat nach der Seite neigt und ihm einen schrägen Flug verleiht. Man spricht wohl von Motoren, die den Widerstand der Strömungen brechen sollen, zum Beispiel der Schraube, aber da diese sich in einem leicht nachgebenden Medium bewegt, wird sie kein Resultat liefern. Ich, mein Herr, bin bis jetzt der einzige, der Mittel und Wege entdeckt hat, durch das die Ballons gelenkt werden können; aber nicht eine einzige Stadt hat meine Subskriptionslisten gefüllt, nicht eine einzige Regierung hat auf mich hören wollen; es ist schändlich!«

Der Unbekannte erging sich in so heftigen Gestikulation, dass die Gondel gewaltsame Schwankungen erfuhr; ich hatte Mühe, ihn wieder zu beschwichtigen.

Ein Drama in den Lüften

Inzwischen war der Ballon in eine raschere Strömung gekommen, und wir rückten in einer Höhe von 1500 Meter gegen Süden vor.

»Dort ist Darmstadt, rief mein Begleiter und bog sich über den Rand der Gondel. Können Sie das Schloss sehen? Ganz undeutlich, nicht wahr? Bei dieser Gewitterschwüle scheinen die Gegenstände dort unten hin und her zu schwanken, und man muss ein gutes Auge haben, um die Örtlichkeit genau zu erkennen!«

»Sind Sie sicher, dass das Darmstadt ist?« fragte ich.

»Gewiss«, erwiderte er, »wir befinden uns jetzt sechs Stunden von Frankfurt.«

»Dann müssen wir uns herablassen.«

»Herablassen? Soll der Ballon etwa an einem Kirchturm hängenbleiben?« fragte der Unbekannte mit höhnischem Lächeln.

»Nein, ich werde einen Punkt in der Umgebung der Stadt wählen«, erwiderte ich. »Gehen wir den Kirchtürmen so viel wie möglich aus dem Wege!«

Mit diesen Worten griff mein Reisegefährte abermals nach den Ballastsäcken. Ich stürzte auf ihn zu, aber er warf mich mit einer Hand zu Boden, und der erleichterte Ballon stieg auf eine Höhe von 2000 Metern.

»Seien Sie ganz ruhig«, rief er, »und bedenken Sie, dass Brioschi, Biot, Gay-Lussac, Bixio und Barral ihre wissenschaftlichen Versuche in noch beträchtlicheren Höhen gemacht haben.

»Mein Herr, wir müssen jetzt hinabsteigen«, sagte ich und versuchte, ihn mit Güte zu bewegen. Das Gewitter zieht sich um uns zusammen; wir würden unklug handeln …«

»Bah! Wir gehen hoch darüber hinaus und kümmern uns nicht weiter darum!« rief mein Begleiter. »Was kann es Schöneres geben, als diese Wolken zu beherrschen, die die Erde zu erdrücken scheinen! Ist es nicht ehrenvoll, so durch die Flut der Luft zu schiffen? Die bedeutendsten Leute sind gereist wie wir jetzt. Die Marquise und die Gräfin von Montalembert, die Gräfin von Podenas, Fräulein La Garde, der Marquis von Montalembert sind von der Vorstadt Saint-Antoine in diese unbekannten Regionen gereist, und der Herzog von Chartres hat bei seiner Aszension am 15. Juli 1784 große Geschicklichkeit und Geistesgegenwart bewiesen. In Lyon haben die Grafen von Laurencin und Dampierre, in Nantes Herr von Luynes, in Bordeaux d’Arbelet de Granges, in Italien der Ritter Andreani, in unseren Tagen der Herzog von Braunschweig die Spuren ihres Ruhms in den Lüften hinterlassen. Um es diesen bedeutenden Persönlichkeiten zuvor zu tun, muss man höher als sie in die Himmelsregionen vordringen! Sich dem Unendlichen nähern, heißt so viel, als die Unendlichkeit begreifen!«

Die zunehmende Verdünnung der Luft dehnte das Wasserstoffgas den Ballon beträchtlich aus, und ich sah, wie sein unterer, mit Absicht leer gelassener Teil anschwoll, so dass das Öffnen der Klappe notwendig wurde. Da mein Begleiter nicht geneigt schien, mich nach meiner Weise manövrieren zu lassen, so beschloss ich, heimlich das Seil der Klappe zu ziehen, während er lebhaft sprach und gestikulierte. Ich fürchtete zu erraten, mit wem ich es zu tun hatte; doch nein – es wäre zu entsetzlich gewesen, wenn sich meine Vermutung bestätigte! Wir hatten jetzt drei Viertel auf ein Uhr und waren genau vor vierzig Minuten in Frankfurt aufgestiegen. Von der Südseite her schwebten gegen den Wind dichte Wolken auf uns zu.

»Haben Sie alle Hoffnung aufgegeben, Ihren Kombinationen zum Siege zu verhelfen?«, fragte ich mit sehr eigennützigem Interesse.

»Vollständig!«, erwiderte dumpf der Unbekannte. »Von abschlägigen Antworten und Karikaturen aufs Tiefste verletzt, habe ich mich endlich zurückgezogen. Eselsfußtritte sind die heutzutage allen Neuerern vorbehaltene Strafe. Wollen Sie sich gefälligst diese Karikaturenzeichnungen aus verschiedenen Zeiten ansehen, mit denen meine Brieftasche gespickt ist?«

Während mein Gefährte seine Papiere durchblätterte, hatte ich, ohne dass er es bemerkte, das Seil der Klappe ergriffen; ich fürchtete jedoch, dass er auf jenes wasserfallähnliche Pfeifen aufmerksam werden würde, das beim Entweichen des Gases entsteht.

»Wie viel Späße sind allein schon über den Abt Miolan gemacht worden!«, fuhr der Unbekannte fort. »Er sollte mit Janninet und Bredin aufsteigen. Während der Operation aber wurde ihre Montgolfière vom Feuer ergriffen und von dem unwissenden Pöbel in Stücke zerrissen! Dann erhielten sie in der Karikatur die Namen der merkwürdigen Tiere Miaulant, Jean Minet und Gredin.«

Ich zog das Seil der Klappe, und das Barometer begann wieder zu steigen. Es war höchste Zeit, in der Ferne, südlich von uns, grollte bereits der Donner.

»Betrachten Sie bitte diesen andern Stahlstich«, sagte mein Reisegefährte, ohne von meinem Manöver Notiz zu nehmen. »Es ist ein ungeheurer Ballon, der ein Schiff, feste Schlösser, Häuser usw. mit sich fortführt. Die Karikaturenzeichner haben es sich nicht träumen lassen, dass ihre Albernheiten dereinst zur Wahrheit werden würden! Das Schiff ist vollständig; sehen Sie zur Linken sein Steuer nebst dem Logis der Steuerleute; am Vorderteil Vergnügungshäuser und riesenhafte Geschütze, um die Aufmerksamkeit der Erdenbewohner oder des Mondes zu erregen; über dem Hinterteil das Observatorium und die Ballon-Schaluppe; im Äquatorialkreis das Logis der Mannschaft; zur Linken die Schiffslaterne, dann die oberen Galerien für die Spaziergänger, die Segel, die kleinen Flügel; unten die Cafés und das Hauptmagazin für die Lebensmittel. Bewundern Sie einmal diese brillante Annonce: ›Dieser Globus, der zum Heil des Menschengeschlechts erfunden ist, wird sofort nach den Stapelplätzen der Levante abgehen und nach seiner Rückkehr von dort seine Reisen nach den beiden Polen und nach dem äußersten Westen ins Werk setzen.‹«

»Man hat sich um nichts zu kümmern; für alles sind Vorkehrungen getroffen, und alles wird gutgehen. Für die Stationen wird ein genauer Tarif festgesetzt werden, aber die Preise werden für jede Entfernung die gleichen sein, nämlich 1000 Louisd’ors für jede beliebige der erwähnten Reisen. In Anbetracht der Schnelligkeit, Bequemlichkeit und aller Annehmlichkeiten, deren man sich in besagter Anstalt zu erfreuen hat, darf man wohl sagen, dass dieser Preis ein sehr mäßiger ist. Ein jeder trifft dort an, was ihm genehm ist; die einen können zur Capelli kommen, die anderen auf den Ball; diese werden fasten, jene vortrefflich schmausen; wer eine geistreiche Unterhaltung liebt, findet Leute, mit denen er plaudern und diskutieren kann, und auch der Dummkopf soll seinesgleichen nicht vermissen. So wird die Seele der lustigen Gesellschaft das Vergnügen sein! Alle diese Erfindungen haben Anlass zum Lachen gegeben … aber wenn meine Tage nicht gezählt wären, würde man binnen kurzem sehen, dass diese in die Luft gebauten Pläne sich in Wirklichkeit umgestalten können!«

Wir stiegen bedeutend herab, er aber bemerkte es nicht.

»Sehen Sie noch diese Art von Ballonspielen«, begann er von neuem, indem er einige Kupferstiche seiner reichhaltigen Sammlung vor mir ausbreitete. »Dies Spiel enthält die ganze Geschichte der Aerostatik; es ist in gebildeten Kreisen sehr beliebt und wird mit Würfeln und Marken gespielt, über deren Wert man sich vorher geeinigt hat. Die Spielenden bezahlen oder erhalten eine Anzahl Marken, je nach dem Felde, zu dem sie kommen.«

»Nun«, versetzte ich, »Sie scheinen die Wissenschaft der Luftfahrt gründlich studiert zu haben!«

»Das habe ich allerdings, mein Herr! Seit Phaeton, Ikarus, Architas habe ich alles untersucht, alles nachgelesen, mich über alles unterrichtet. Wenn Gott mir das Leben schenkte, würde die Aerostatik durch mich der Welt große Dienste leisten können, aber das wird nicht der Fall sein!«

»Und weshalb nicht?«

»Weil ich Empedokles oder Erostratus heiße!«

Inzwischen hatte sich der Ballon glücklich der Erde genähert; wenn man jedoch herabsteigt, ist die Gefahr gleich groß, ob man fünftausend oder nur hundert Fuß von der Erde entfernt ist!

Ein Drama in den Lüften

»Erinnern Sie sich der Schlacht bei Fleurus?«, fuhr mein Begleiter fort, und seine Züge belebten sich mehr und mehr. »Für diesen Kampf organisierte Coutelle auf Befehl der Regierung eine Kompanie von Luftschiffern. Bei der Belagerung von Maubeuge schöpfte der General Jourdan so große Vorteile aus dieser neuen Beobachtungsweise, dass Coutelle sich täglich zweimal mit dem General in die Lüfte erhob; die Korrespondenz zwischen dem Aeronauten und den Leuten, die den Ballon festhielten, wurde mittels kleiner weißer, roter und gelber Fähnchen bewirkt. Oft feuerte man Kanonen- und Flintenschüsse auf den Ballon ab, wenn er emporstieg, jedoch immer ohne Erfolg. Als Jourdan sich anschickte, Charleroi zu belagern, begab sich Coutelle in die Nähe der Festung, stieg von der Ebene von Jumet auf und blieb sieben bis acht Stunden mit dem General Morlot auf dem Observationsposten, was jedenfalls viel dazu beitrug, uns bei Fleurus den Sieg zu verschaffen; auch proklamierte General Jourdan laut, welche Hilfe ihm die aeronautischen Beobachtungen gewährt hätten. Nun! Trotz aller Dienste, die bei dieser Gelegenheit und während des belgischen Feldzuges die Luftschifffahrt leistete, endigte ihre militärische Laufbahn noch in demselben Jahre, da sie begonnen, und die von der Regierung gegründete Schule zu Meudon wurde von Bonaparte geschlossen, als er aus Ägypten zurückkehrte! ›Was hätte alles aus diesem eben erst geborenen Kinde werden können!‹ hat damals Franklin geäußert. Es hätte nicht erstickt werden dürfen!«

Der Unbekannte bedeckte sein Antlitz mit beiden Händen und sann einige Augenblicke nach. Dann sagte er, ohne den Kopf nach mir zu wenden:

»Sie haben die Klappe geöffnet, mein Herr, trotzdem ich es Ihnen verboten hatte!«

Ich ließ das Seil fahren.

»Glücklicherweise haben wir noch dreihundert Pfund Ballast«, bemerkte er.

»Welche Pläne haben Sie noch?«, fragte ich nunmehr.

»Sind Sie noch nie über See gefahren?« gab er mir als Antwort zurück.

Ich fühlte, wie ich erbleichte.

»Es ist verdrießlich, dass wir nach dem Adriatischen Meere hingetrieben werden«, fügte er hinzu, »das ist nur ein Bach! Vielleicht finden wir aber weiterhin andere Luftströmungen!«

Und ohne mich auch nur mit einem Blick zu befragen, entlastete er den Ballon um mehrere Sandsäcke. Dann rief er mit drohender Stimme:

»Ich habe zugelassen, dass Sie die Klappe öffneten, weil die Ausdehnung des Gases den Ballon zu sprengen drohte; versuchen Sie dergleichen aber nicht noch einmal!«

Dann nahm er seinen Vortrag wieder auf.

»Sie kennen zweifelsohne die von Blanchard und Jefferies ausgeführte Überfahrt von Dover nach Calais! Herrlich! Ihr Ballon wurde am 7. Januar 1785 bei Nordwestwind auf der Küste von Dover mit Gas geschwellt; ein Fehler im Gleichgewicht zwang sie, bald nach dem Aufsteigen ihren Ballast bis auf dreißig Pfund auszuwerfen, wenn sie nämlich nicht zurückfallen wollten. Dies war entschieden zu wenig, und da der Wind nicht sehr frisch war, rückten sie nur sehr langsam nach der französischen Küste vor. Außerdem wurde der Ballon allmählich durch die Undichtigkeit seines Gewebes schlaff, und so merkten die Reisenden bereits nach anderthalb Stunden, dass er fiel.

›Was sollen wir machen?‹, fragte Jefferies.

›Wir haben erst den vierten Teil unseres Weges zurückgelegt und sind in sehr geringer Höhe‹, meinte Blanchard. ›Vielleicht treffen wir einen günstigeren Wind an, wenn wir steigen.‹

›So wollen wir auswerfen, was uns noch an Ballast geblieben ist!‹

Der Ballon gewann durch diese Operation an aufsteigender Kraft, begann aber alsbald wieder zu fallen. Als die Aeronauten die Hälfte ihres Weges hinter sich hatten, mussten sie ihre Bücher und Werkzeuge über Bord werfen. Eine Viertelstunde später fragte Blanchard nach dem Stande des Barometers.

Ein Drama in den Lüften

›Er steigt! Wir sind verloren, und doch liegt die französische Küste vor unseren Augen!‹

Ein lautes Geräusch ließ sich vernehmen.

›Ist der Ballon zerrissen?‹, fragte Jefferies.

›Nein, aber der Verlust des Gases hat seinen unteren Teil erschlafft; wir fallen immer mehr, wir sind unrettbar verloren! Herunter mit allen unnötigen Dingen!‹

Der Mundvorrat, die Ruder und das Steuer wurden ins Meer geworfen. Die Aeronauten schwebten nur noch etwa hundert Meter hoch über dem Wasserspiegel.

›Wir steigen wieder‹, sagte der Doktor.

›Nein, dieser Aufschwung wird nur durch die Gewichtsveränderung hervorgebracht! Und nicht ein einziges Schiff in Sicht! Nicht die kleinste Barke ist am Horizont zu sehen! Werfen wir unsere Kleider in das Meer!‹

Die Unglücklichen führten auch dies aus, aber der Ballon sank unaufhaltsam!

Blanchard schlug nun Jefferies vor, ›Sie wollten die Fahrt allein antreten und haben nur auf meine Bitten eingewilligt, die Reise mit mir zu machen. Ich werde mich ins Wasser stürzen, und der erleichterte Ballon kann dann wieder steigen!‹

›Nein, nein, das wäre zu schrecklich!‹

Der Ballon wurde schlaffer und schlaffer; seine Wölbung glich einem Fallschirm, drängte das Gas an die Wände und beschleunigte so sein Entweichen.

›Leben Sie wohl, mein Freund, Gott erhalte Sie!‹, sagte der Doktor und wandte sich, um ins Meer hinabzuspringen. Aber Blanchard hielt ihn zurück.

›Warten Sie; es bleibt uns noch eine Möglichkeit!‹, rief er. ›Wir können die Taue abhauen, von denen die Gondel gehalten wird, und uns an das Netz klammern. Vielleicht erhält der Ballon schon dadurch die notwendige aufsteigende Kraft. Halten Sie sich bereit! Ah! das Barometer fällt; der Wind wird frischer; wir steigen! Rettung! Rettung!‹

Die Reisenden sahen Calais auftauchen, ihre Freude grenzte fast an Wahnsinn. Wenige Augenblicke später ließen sie sich in dem Walde nahe bei Guines zur Erde nieder.«

»Ich darf wohl mit Bestimmtheit annehmen«, fügte der Unbekannte hinzu, »dass Sie sich unter ähnlichen Verhältnissen nach dem Beispiel des Doktor Jefferies richten würden?«

Die Wolken entrollten sich unter unseren Augen in blendender Masse; der Ballon warf seinen Schatten darauf und wurde gleichsam in eine Strahlenkrone gehüllt. Der Donner grollte unter der Gondel, es war furchtbar!

»Wir müssen hinabsteigen!«, rief ich.

»Hinabsteigen, wenn dort die Sonne auf uns wartet? Hinunter mit den Säcken!«

Und der Ballon war abermals um fünfzig Pfund leichter geworden.

In einer Höhe von dreitausendfünfhundert Metern blieben wir stationär. Der Unbekannte sprach fortwährend und schien vollständig in seinem Element zu sein, während ich mich in einem Zustande größter Anspannung befand.

»Bei gutem Winde würden wir sehr weit fliegen können!«, rief er. »Auf den Antillen gibt es Luftströmungen, die hundert Meilen pro Stunde zurücklegen! Zur Zeit der Krönung Napoleons ließ Garnerin um elf Uhr abends einen erleuchteten, mit farbigen Gläsern versehenen Ballon steigen; der Wind wehte aus Nord-Nord-West, und am folgenden Morgen sahen die Einwohner Roms den Aerostaten über dem Dom des heiligen Peter schweben. Wir werden noch weiter kommen … und höher!«

Ich hörte kaum, was er sagte. Alles summte um mich herum! In den Wolken entstand jetzt ein Riss.

»Sehen Sie diese Stadt«, sagte der Unbekannte, »es ist Speier!«

Ich neigte mich über den Gondelrand und bemerkte einen kleinen schwärzlichen Fleck. – Das war Speier! Der breite Rheinstrom glich einem aufgerollten Bande; über uns strahlte der Himmel in schönstem Azurblau; die Vögel hatten uns seit langer Zeit verlassen, denn in dieser verdünnten Luft wäre ihr Flug unmöglich gewesen. Ich war mit diesem Unbekannten allein im Weltenraum!

»Es ist unnötig für Sie zu wissen, wohin ich unseren Ballon führen will«, sagte er und schleuderte den Kompass in die Wolken. »Ach! Es muss herrlich sein, zu fallen! Die Luftschifffahrt zählt bekanntlich von Pilâtre des Rosiers bis auf den Leutnant Gale nur wenige Opfer, und diese Unglücksfälle entstanden regelmäßig durch Unvorsichtigkeit. Pilâtre des Rosiers brach am 13. Juni 1785 mit Romain von Boulogne auf. Er hatte an seinem mit Gas gefüllten Ballon eine Montgolfiere mit erwärmter Luft aufgehängt, wahrscheinlich um nicht Gas zu verlieren oder Ballast auswerfen zu müssen. Diese Einrichtung war etwa ebenso tollkühn, als wenn man ein Kohlenbecken unter einer Pulvertonne anbringen wollte! Die Unvorsichtigen kamen vierhundert Meter hoch und wurden von widrigen Winden erfasst, die sie aufs offene Meer jagten. Pilâtre wollte jetzt, um das Sinken herbeizuführen, die Klappe des Aerostaten öffnen, aber das Seil hatte sich in den Ballon verhakt und zerriss ihn arg und so plötzlich, dass er in einem Augenblick geleert wurde. Er viel auf die Montgolfiere, brachte sie ins Drehen und riss die Unglücklichen herunter. Sie waren in wenigen Sekunden zerschellt. Es ist schrecklich, nicht wahr?«

Ich konnte nur die Worte erwidern: »Um Himmels willen, steigen wir herab!«

Die Wolken drängten sich von allen Seiten um uns zusammen, und furchtbare Detonationen, die in der Wölbung des Aerostaten widerhallten, krachten um uns.

»Sie werden es so weit treiben, dass ich ungeduldig werde!«, rief mein Reisegefährte; »Ich lasse Sie von nun an nicht mehr wissen, wann wir steigen oder fallen.«

Und das Barometer nebst mehreren Sandsäcken wurden dem Kompass nachgeschleudert. Wir mussten jetzt fünftausend Meter hoch sein. An den Wänden der Gondel hafteten bereits einige Eisstücke, ein feiner Schnee fiel auf uns nieder und erkältete mich bis aufs Mark. Und doch donnerte ein starkes Gewitter tief unter uns.

»Fürchten Sie nichts«, redete mir der Unbekannte zu. »Nur Unvorsichtige kommen auf Luftreisen um. Olivari zum Beispiel, der in Orleans verunglückte, stieg in einer Montgolfiere aus Papier empor. Natürlich wurde seine Gondel, die unter dem Kohlenbecken hing und mit brennbaren Stoffen angefüllt war, ein Raub der Flammen. Olivari stürzte und fand seinen Tod! Mosment erhob sich in Lille, und zwar auf einer leichten Scheibe; infolge einer kleinen Schwankung fiel er auf den Erdboden herab und fand seinen Tod! Bittorf in Mannheim sah, wie sein aus Papier gefertigter Ballon in der Luft Feuer fing; Bittorf fiel und fand seinen Tod! Harris stieg in einem schlecht konstruierten Ballon auf; die Klappe war viel zu groß und ließ sich nicht wieder schließen.

Harris stürzte herab und fand seinen Tod! Sadler war durch eine sehr lange Fahrt all seines Ballasts beraubt worden; die Strömung riss ihn über Boston hinweg und schleuderte ihn an die Schornsteine; so fiel auch er und fand seinen Tod! Coking wollte mit einem Fallschirm, den er als eine Vervollkommnung ausgab, herabsteigen; derselbe überschlug sich jedoch, und Coking fand seinen Tod! Ich habe mich immer für diese Opfer der Unvorsichtigkeit interessiert; ich liebe sie und will sterben, wie sie gestorben sind, Höher! Höher!«

Ich sah alle Schreckbilder dieses Nekrologs vor meinen Augen vorüberziehen. Die Verdünnung der Luft und die Sonnenstrahlen beförderten die Ausdehnung des Gases, und so stieg der Ballon noch immer. Ich ergriff mechanisch das Seil, um die Klappe zu öffnen, aber der Unbekannte sprang hinzu und hieb es einige Fuß über meinem Haupte durch … Ich war verloren!

»Haben Sie mit angesehen, wie Madame Blanchard fiel?«, fragte er nun. »Ich war zugegen und beobachtete alles mit diesen, meinen eigenen Augen. Madame Blanchard stieg am 6. Juli 1819 in Tivoli auf und zwar, aus Sparsamkeit, in einem sehr kleinen Ballon, den sie seines geringen Umfangs wegen bis obenhin füllen musste. Auch entweichte das Gas durch den unteren Ansatz und ließ einen förmlichen Streifen von Hydrogen hinter sich zurück. Madame Blanchard hatte eine Art künstliche Strahlenkrone, die an einem Eisendraht unter ihrem Ballon hing, mitgenommen, um sie unterwegs in Brand zu stecken; sie hatte dieses Experiment bereits zu verschiedenen Malen ausgeführt. Außerdem war sie an dem genannten Tage noch mit einem kleinen Fallschirm versehen, der eine Kugel mit Feuerwerk und Silberregen trug. Madame Blanchard wollte diesen Apparat mit einer Feuerlanze, die eigens zu diesem Zweck gefertigt war, anzünden und sie dann fortschleudern. Die Dame stieg in finsterer Nacht empor, aber als sie ihr Feuerwerk in Brand stecken wollte, beging sie die Unvorsichtigkeit, die Feuerlanze unter der Hydrogensäule, die aus dem Ballon entwich, vorbei zu führen. Ich hielt meine Blicke fest auf sie gerichtet und sah, wie plötzlich ein unerwarteter Lichtschein die Finsternis erhellte. Zuerst vermutete ich eine Überraschung der geschickten Aeronautin; der Schein vergrößerte sich, verschwand dann und zeigte sich plötzlich wieder in Gestalt eines ungeheuren, brennenden Gasstrahles an der Spitze des Luftschiffs. Die unheilkündende Flamme warf ihren Schein auf den Boulevard und das ganze Viertel des Montmartre. Ich sah, wie die unglückliche Frau sich erhob und zweimal versuchte, den Ansatz des Ballons zusammen zu drücken, um das Feuer zu löschen. Als sie sah, dass dies ohne Erfolg blieb, versuchte sie ihr Absteigen zu lenken, denn sie fiel nicht; die Gasverbrennung dauerte mehrere Minuten, während der Ballon immer mehr zusammenschrumpfte und langsam sank. Der Wind wehte aus Nord-West und warf das Luftschiff nach Paris zurück. In der Rue de Provence, neben dem Hause Nr. 16, befanden sich damals große Gärten, und die Aeronautin hätte ohne Gefahr herabsinken können; das Verhängnis wollte es anders. Ballon und Gondel kamen auf das Dach des Hauses herunter, aber der Stoß war unbedeutend. ›Zu Hilfe!‹ rief die Unglückliche. In diesem Augenblick gelangte ich auf die Straße und sah, wie die Gondel auf dem Dach entlangglitt und an eine eiserne Krampe stieß. Durch diese Erschütterung wurde Madame Blanchard aus ihrer Gondel auf das Straßenpflaster hinabgeschleudert und fand ihren Tod!«

Diese Erzählungen hatten mein Blut vor Schauder erstarren lassen. Der Unbekannte stand barhäuptig, mit gesträubtem Haar und wirrblickenden Augen vor mir.

Es war keine Täuschung mehr möglich; ich hatte es mit einem Wahnsinnigen zu tun.

Er warf jetzt noch den übrigen Ballast fort, und wir schwebten in einer Höhe von mindestens neuntausend Metern; das Blut drang mir aus Mund und Nase!

»Was gibt es Herrlicheres, als sich zu den Märtyrern der Wissenschaft zählen zu dürfen!«, rief der Wahnsinnige. »Sie werden von der Nachwelt heiliggesprochen.«

Ich sah und hörte auf nichts mehr; aber der Unbekannte kniete neben mir nieder und sprach unmittelbar an meinem Ohr weiter:

»Ist Ihnen die Katastrophe von Herrn Zambecarri bekannt? Merken Sie wohl auf: Am 7. Oktober schien das Wetter etwas besser zu werden; während all der vorhergehenden Tage hatte es gestürmt und geregnet, so dass die von Zambecarri angekündigte Aszension nicht hatte stattfinden können. Nun jedoch konnte er die Luftreise nicht länger aufschieben; seine Feinde fingen bereits an, ihn zu verspotten, und er musste sich und die Wissenschaft jetzt wohl oder übel von dem Fluch der Lächerlichkeit retten. Er befand sich in Bologna; niemand stand ihm bei der Füllung seines Ballons bei.

Um Mitternacht stieg er, von Andréoli und Grossetti begleitet, empor; der Ballon erhob sich langsam, denn er war vom Regen durchweicht und beschädigt, und das Gas entwich schon jetzt. Die drei kühnen Reisenden konnten nur mit einer Blendlaterne ihr Barometer beobachten. Zambecarri hatte seit vierundzwanzig Stunden nichts gegessen, und auch Grossetti war nüchtern.

›Der Frost schüttelt mich,‹ sagte Zambecarri, ›ich bin erschöpft und werde sterben!‹

Er sank bewusstlos an der Galerie nieder; Grossetti erging es ebenso. Andréoli allein blieb wach. Nach wiederholten Bemühungen gelang es ihm, Zambecarri aus seiner Betäubung aufzurütteln.

›Was gibt es? Wohin fahren wir? Woher kommt der Wind? Wie viel Uhr ist es?‹

›Es ist zwei Uhr.‹

›Wo ist der Kompass?‹

›Er ist umgefallen.‹

›Gott im Himmel! das Licht in der Laterne erlischt!‹

›Es kann in dieser so sehr verdünnten Luft nicht mehr brennen‹, erklärte Zambecarri.

Der Mond war noch nicht aufgegangen und es herrschte eine undurchdringliche Finsternis.

›Mich friert, mich friert! Andréoli, was sollen wir beginnen?‹

Die Unglücklichen durchschifften langsam eine Schicht weißlicher Wolken. ›Still!‹, sagte Andreoli; ›Hörst Du nichts? – Ich meine ein sonderbares Geräusch zu vernehmen.‹

›Du irrst Dich!‹

›Nein!‹

Sehen Sie hier die Reisenden, wie sie mitten in der Nacht auf das unbegreifliche Geräusch lauschen. Sie wissen nicht, ob sie im nächsten Augenblick an einen Turm stoßen oder auf Dächer hinunter stürzen werden!

›Hörst Du es jetzt? Es klingt wie Meeresbrausen!‹

›Unmöglich!‹

›Und doch! Es ist das Rauschen der Wogen!‹

›Gewiss und wahrhaftig!‹

›Licht! Licht!‹

Nach fünf fruchtlosen Versuchen gelang es endlich Andréoli, Licht anzuzünden. Es war jetzt um drei Uhr. Das Geräusch der Wogen ließ sich aus immer größerer Nähe, immer gewaltiger vernehmen; das Luftschiff streifte fast an der Oberfläche des Meeres hin.

›Wir sind verloren!‹, schrie Zambecarri und griff nach einem schweren Sack mit Ballast.

›Zu Hilfe!‹, rief Andréoli.

Die Gondel berührte das Wasser, und die Flut stieg den Reisenden bis an die Brust.

›Ins Meer mit den Instrumenten! Die Kleider, das Geld ins Meer!‹

Die Aeronauten entblößten sich vollständig, und der Ballon hob sich nun mit rasender Schnelligkeit. Zambecarri bekam arges Erbrechen, und Grossetti blutete heftig. Die Armen konnten kein Wort hervorbringen, so kurz war ihr Atem. Es fror, und in wenigen Minuten waren die Armen mit einer Eiskruste bedeckt. Der Mond schien rot wie Blut.

Ein Drama in den Lüften

Nachdem die Maschine eine halbe Stunde lang diese hohen Regionen durchstreift hatte, fiel sie um vier Uhr morgens wieder ins Meer zurück. Die Schiffbrüchigen standen bis zur Hälfte ihres Körpers im Wasser, und der Ballon schleppte sie, auf der Oberfläche des Meeres schwimmend, mehrere Stunden weit fort.

Als der Tag anbrach, fanden sie sich Pesaro gegenüber, vier Meilen von der Küste, und gedachten zu landen, als ein Windstoß sie erfasste und auf die hohe See zurück schleuderte.

Sie waren verloren! Jede Barke floh entsetzt, so wie sie sich ihr näherten, … Glücklicherweise begegneten sie endlich einem gebildeteren Schiffer, der sie an Bord holte und in Ferrada ans Land setzte.

Eine entsetzliche Reise, nicht wahr? Aber Zambecarri bewährte sich als ein braver, energischer Mann. Kaum war er von seinen Leiden wiederhergestellt, so begann er seinen Aufstieg von neuem. Während einer derselben stieß er an einen Baum, wobei sich die brennende Spirituslampe auf seine Kleider ergoss und er von Feuer förmlich eingehüllt wurde, auch seine Maschine hatte bereits Feuer gefangen, als er endlich, halb verbrannt, wieder auf der Erde ankam.

Zuletzt, am 21. September, führte er noch eine Fahrt in Bologna aus, sein Ballon hakte sich an einen Baum, die Spirituslampe setzte den kühnen Schiffer abermals in Brand, Zambecarri stürzte herab und fand seinen Tod!

Und im Angesicht all dieser Tatsachen könnten wir noch schwanken? Nein! Je höher wir steigen, desto ruhmvoller wird unser Ende sein!«

Als der Ballon von allen Gegenständen, die er enthalten hatte, befreit war, schwebten wir in Höhen, die nicht mehr abgeschätzt werden konnten. Der Aerostat vibrierte in der Atmosphäre; das geringste Geräusch ließ die himmlischen Gewölbe explodieren. Unser Ballon, der einzige Gegenstand, den mein Auge in der Unermesslichkeit erfasste, schien bereits der Vernichtung anheim zu fallen; über uns verlor sich die Höhe des Himmels in tiefer Finsternis.

Ich sah, wie das Individuum sich neben mir aufrichtete.

»Die Stunde ist gekommen, wir müssen sterben!« sprach er zu mir. »Die Menschen haben uns ausgestoßen und verachtet; wir wollen uns dafür rächen und sie zerschmettern!«

»Erbarmen!«, flehte ich.

»Hauen wir die Seile ab!«, rief er. »Diese Gondel sei ausgesandt in den Weltenraum! Die Attraktionskraft wird ihre Richtung ändern, und so können wir noch heute an der Sonne landen!«

Ein Drama in den Lüften

Die Verzweiflung galvanisierte mich; ich stürzte auf den Wahnsinnigen zu, wir fassten uns, und ein furchtbares Ringen begann. Aber ich wurde niedergeworfen, und während der Rasende auf mir kniete und mich auf diese Weise festhielt, hieb er die Seile der Gondel durch.

»Eins! …« zählte er.

»Gott! …«

»Zwei! … Drei! …«

Ich machte eine übermenschliche Anstrengung, richtete mich empor und stieß den Unsinnigen mit Gewalt zurück.

»Vier!«, rief er jetzt.

Die Gondel fiel, aber instinktiv klammerte ich mich an das Tauwerk und wickelte mich in die Maschen des Netzes.

Der Rasende war in der Leere verschwunden, während mein Ballon zu unermesslichen Höhen emporgetragen wurde!

Ein betäubendes Krachen ließ sich hören! … Das zu sehr ausgedehnte Gas hatte die Hülle gesprengt. Ich schloss die Augen …

Nach einigen Sekunden wurde ich durch eine feuchte Wärme wieder zum Bewusstsein gebracht; ich schwebte mitten in Feuerwolken. Der Ballon drehte sich mit schwindelnder Schnelligkeit und legte, vom Winde erfasst, hundert Meilen pro Stunde in seiner horizontalen Bahn zurück. Um ihn her zuckten Blitze.

Mein Fall war indessen nicht sehr rasch; als ich endlich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich Land. Trotzdem schwebte ich in größter Gefahr; denn in einer Entfernung von etwa zwei Meilen bemerkte ich das Meer, und der Orkan trieb mich in gerader Richtung darauf zu. Plötzlich fühlte ich eine so mächtige Erschütterung, dass ich unwillkürlich die Seile fahrenließ. Meine Hände lockerten sich; ein Tau glitt schnell zwischen meinen Fingern durch, und ich befand mich auf festem Boden!

Das Ankerseil des Ballons hatte die Erdoberfläche gestreift, sich in einer Felsspalte verfangen, und ich war an ihm herabgeglitten. Mein Ballon, der auf diese Weise nochmals bedeutend entlastet wurde, verlor sich bald hinter dem Horizont des Meeres.

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, fand ich mich in einem Bauernhause gebettet, und erfuhr, dass ich in Harderwick, einer kleinen Geldernschen Stadt, sei, die etwa fünfzehn Meilen von Amsterdam am Ufer der Zuydersee liegt.

Mein Leben war durch ein Wunder gerettet worden, und als ich mir meine Fahrt noch einmal vergegenwärtigte, musste ich gestehen, dass sie durchweg eine Reihe von Unvorsichtigkeiten gewesen sei, die ein Wahnsinniger ausführte, und die ich nicht hatte hindern können.

Möchte diese Erzählung einen doppelten Zweck erfüllen, indem sie ihre Leser interessiert und belehrt; die kühnen Schiffer der Luftbahnen aber möge sie nicht in ihren Forschungsreisen entmutigen!

Originaltitel: ›Un drame dans les airs‹

Entnommen aus dem Buch:
Die ›Zeitreisen‹ knüpfen an die Tradition der Jahrbücher und Zeitschriften ›zur Bildung und Erbauung‹ aus dem 19. Jahrhundert an. Eine bunte Auswahl von Originalartikeln begleitet den authentischen und oft überraschend aktuellen Ausflug in die Geschichte. Kultur- und Technikgeschichte aus erster Hand, behutsam redigiert, in aktueller Rechtschreibung und reichhaltig illustriert.
  PDF-Leseprobe € 14,90 | 124 Seiten | ISBN: 978-3-7543-5702-6

• Auf epilog.de am 31. März 2011 veröffentlicht

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