DaseinsvorsorgeWasserwirtschaft

Havelwasser wird im
Spandauer Forst versickert

Neue Gräben an der Kuhlake geflutet, die Grundwasser und Feuchtbiotope sichern

tvi.ticker • 28. September 2012

Die Berliner Wasserbetriebe schaffen im Spandauer Forst zusätzliche Möglichkeiten zur Versickerung von Havelwasser. Das sichert nicht nur den Nachschub für die Trinkwasserbrunnen-Galerie Kuhlake und für den Horizontalfilterbrunnen, sondern auch die Existenz von Feuchtbiotopen wie z. B. seltenen Pfeifengraswiesen.

Dafür wurden seit November 2011 rund um den Horizontalfilterbrunnen 1500 m neue Gräben gebaut und 1300 m frühere Gräben reaktiviert, ausgebaut und mit Wasser geflutet, das an der Bürgerablage aus der Havel entnommen wird. Das Einzugsgebiet des Grabensystems wurde damit um 16 300 m² erweitert.

Brunnen: horizontal und vertikal – der Standard und die Exoten

Die Berliner Wasserbetriebe fördern heute in neun Wasserwerken aus rund 700 Brunnen Grundwasser. Standardtyp ist der sogenannte Vertikalfilterbrunnen. Vereinfacht gesagt wird für ihn ein etwa 50 m tiefes Loch gebohrt, in das ein geschlitztes Rohr bis zu den wasserführenden Schichten geschoben wird. In diesem Filterrohr sammelt sich das Grundwasser und wird von einer Pumpe gefördert.

Mehrere Brunnen bilden eine Brunnengalerie. Das Wasserwerk Spandau etwa gewinnt sein Wasser über drei Brunnengalerien mit insgesamt 44 Vertikalbrunnen. Die 15 Brunnen der Galerie Kuhlake werden bis 2014 erneuert und sind deshalb zurzeit nicht in Betrieb.

Zudem hat das Wasserwerk Spandau in der Nähe der Kuhlake einen von drei Berliner Horizontalfilterbrunnen. Dieser Typ gehört zu den Exoten unter den Brunnen. Er besteht aus einem 26 m tiefen Schacht mit 4 m Durchmesser, von dessen Sohle aus sternförmig acht bis zu 41 m lange Filterrohre in den Boden ragen.

Ein solcher Brunnen kann so viel Wasser gewinnen (hier sind es fast 1000 m³/h) wie eine konventionelle Brunnengalerie. Die anderen beiden Berliner Horizontalfilterbrunnen liegen auf der Insel Scharfenberg (Wasserwerk Tegel) und am Riemeisterfenn an der Krummen Lanke (Wasserwerk Beelitzhof).

Kuhlake: Gegraben zum Trockenlegen dient sie heute dem Gegenteil

Der Spandauer Forst war ehemals ein ausgesprochenes Feuchtgebiet mit Mooren und Bruchwäldern. Um die Flächen für den Menschen nutzbar zu machen, wurden ab dem 17. Jahrhundert Meliorationsgräben gebaut. Dazu zählten auch die Kuhlake und der Kreuzgraben. Sie fielen 1955 mit der Inbetriebnahme des Horizontalfilterbrunnens trocken. Deshalb wurde bereits ab den 1960er Jahren Havelwasser vom Aalemannufer aus in das Grabensystem gepumpt, pro Jahr etwa 2,2 Mill. m³.

In den 1970er Jahren erhöhte das Wasserwerk Spandau seine Förderung deutlich und die Brunnengalerie Kuhlake wurde gebaut. Sie entzog zusammen mit dem Horizontalfilterbrunnen dem Spandauer Forst so viel Grundwasser, dass man zum Ausgleich deutliche Steigerung der Versickerungsmengen mit drei wesentlichen Vorhaben plante:

  • Ab 1973 Bau von sechs künstlichen Versickerungsbecken in der Nähe des Wasserwerks.
  • Ab 1982 den Bau der Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Spandau. Sie befreit – wie ähnliche Anlagen in Tegel und in Beelitzhof auch – Havelwasser chemisch von Phosphor und filtriert es.
  • Und die Erweiterung des Kuhlake- und Kreuzgrabensystems als System aus kleineren und größeren Teichen und verbindenden Gräben.

Allein die Kuhlakeerweiterung wurde bisher nicht in voll verwirklicht. Aktuelle Untersuchungen zu den Auswirkungen des Horizontalfilterbrunnens auf den Naturhaushalt ergaben, dass sich der Erhaltungszustand des Natura 2000-Gebietes Spandauer Forst durch den Horizontalfilterbrunnen verschlechtert hat. Deshalb wurden zur Bewahrung dieser wertvollen Feuchtwälder und Wiesen jetzt alte Pläne zur Kuhlakeerweiterung aufgegriffen und umgesetzt.

Der Horizontalfilterbrunnen wird nun von wasserführenden Gräben umschlossen. Die künstliche Versickerungsmenge in diesem Gebiet steigt von etwa 4,7 Mill. m³ auf rund 6,5 Mill. m³ pro Jahr. Das verkleinert den Absenktrichter im Grundwasser deutlich und sichert die Feuchtbiotope.

Quelle: Berliner Wasserbetriebe

• Auf epilog.de am 30. September 2012 veröffentlicht

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