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Der pneumatische Telegraf

Pfennig Magazin • 25.1.1840

Der Engländer Crosley hat eine neue Art von Telegrafie in Vorschlag gebracht, einen sogenannten pneumatischen Telegrafen, der auf der Mitteilung des Drucks in elastischen Flüssigkeiten beruht. Eine mit Luft gefüllte Röhre läuft von einer Station zur andern und ist an jedem Ende mit einem Luftbehälter verbunden, welcher der Ausdehnung und Zusammendrückung fähig ist; jeder auf den einen hervorgebrachte Druck pflanzt sich bis zum andern fort, wo ein Zeiger den Betrag jenes Drucks und damit zugleich das beabsichtigte Signal angibt.

Der Apparat, von welchem ein Modell im polytechnischen Institut in London aufgestellt ist, besteht aus zwei vertikalen Zylindern von drei Fuß Höhe, die am Boden Hähne haben, um die Verbindung mit der Atmosphäre aufzuheben oder herzustellen, und mit der die Luft leitenden Röhre verbunden sind. Am obersten Teil jedes dieser Hauptzylinder befindet sich ein an ihre Peripherie befestigter biegsamer Überzug, auf welchen die Signalgewichte gelegt werden; die Zahl derselben ist zehn, mittels deren sich beliebige, auf ein Signalbuch bezügliche Zeichen geben lassen. Eine oben geschlossene, mit einer gefärbten Flüssigkeit zum Teil gefüllte Barometerröhre, an welcher sich eine in zehn Grade geteilte Scala befindet, zeigt den Grad der Kompression der Luft an, indem durch das auf der einen Station aufgelegte Gewicht die farbige Flüssigkeit auf der andern bis zu einem bestimmten Grad in die Höhe getrieben wird.

An Schnelligkeit würde diese Art von Telegraf den andern bedeutend nachstehen und namentlich mit dem elektro-magnetischen gar keinen Vergleich aushalten können. Sonstige Vorteile dieses Telegrafen lassen sich auch nicht angeben, da es zurzeit noch an entscheidenden Versuchen hierüber fehlt; von vornherein möchte man nicht geneigt sein, sich von dieser neuen Erfindung viel zu versprechen. Übrigens werden, wie man vernimmt, an den Eisenbahnstationen zu Euston-Square bei London (Anfangspunkt der Birminghamer Eisenbahn) und Liverpool bereits Luftleitungsröhren von 1¼ – 2 englische Meilen Länge in Anwendung gebracht, um Nachricht zu geben, wenn ein Wagenzug von der stehenden Dampfmaschine über die schiefe Fläche hinaufgezogen werden soll. Die Mitteilung des Signals geschieht hier dadurch, dass man am Fuß der schiefen Fläche Luft in die Röhre einbläst, wodurch eine Pfeife am andern Ende zum Tönen gebracht wird.

Entnommen aus dem Buch:
Die ›Zeitreisen‹ knüpfen an die Tradition der Jahrbücher wie ›Das neue Universum‹ oder ›Stein der Weisen‹ an. Eine bunte Auswahl von Originalartikeln begleitet den authentischen und oft überraschend aktuellen Ausflug in die Geschichte.Kultur- und Technikgeschichte aus erster Hand, behutsam redigiert, in aktueller Rechtschreibung und reichhaltig illustriert.
  PDF-Leseprobe € 18,90 | 196 Seiten | ISBN: 978-3-7543-9786-2

• Auf epilog.de am 23. November 2016 veröffentlicht

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