VerkehrEisenbahn

Der neue Lehrter Bahnhof

Startschuss für die Umgestaltung

Berliner Wirtschaft • 7.6.2002

Der neue Lehrter Bahnhof hat nach Entfernung der Gerüste am 29. Mai 2002 seine erste Belastungsprobe bestanden. Mit Spezialzügen, die ein Gesamtgewicht von 3500 Tonnen auf die Waage brachten, wurden die 16 einzelnen Brücken des Bahnhofs getestet.

Anm.: Der Lehrter Bahnhof wurde am 15. Dezember 2002 in Hauptbahnhof umbenannt

Am 15. Juni wird mit der Inbetriebnahme des Abschnitts Westhafen-Gesundbrunnen die letzte Lücke im Berliner S-Bahnring geschlossen. Dann besteht die Möglichkeit, die Ringbahn in allen Richtungen als Umfahrung zu nutzen, und es beginnen die Einschränkungen im Eisenbahnverkehr. Am 16. Juni werden am Lehrter Bahnhof die Stadtbahngleise auf die neue Trasse verschwenkt: für fünf Tage wird die Fernbahn und für 12 Tage die S-Bahn unterbrochen. Auch wird am 16. Juni der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn für rund vier Monate geschlossen.

Keine Ringlinie

Auch für das nächste Jahr sind schon spürbare Einschränkungen auf der Stadtbahn angekündigt. Am 6. Januar 2003 beginnt die Grunderneuerung der S-Bahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Zoo und Charlottenburg, die bis Dezember dauern soll. Mit der Schließung des Nordrings geht die Unterbrechung des Berliner S-Bahnrings nach fast 41 Jahren zu Ende. Die Züge der S-Bahn werden die Innenstadt auf der 37 km langen Strecke künftig in rund 63 Minuten umrunden. Eine echte Ringlinie wird es aber nicht geben. Die S-Bahn Berlin GmbH hat sich für ein Betriebskonzept entschieden, bei dem die Züge von den südlichen Zulaufstrecken (Königs Wusterhausen, Spindlersfeld) auf den Ring einschwenken und nach jeweils etwa eineinhalb Umrundungen enden oder den Ring an anderer Stelle (Gesundbrunnen Richtung Buch-Bernau) bereits wieder verlassen. Ein Blick auf den Fahrtzielanzeiger ist auf der Ringbahn damit dann doppelt wichtig.

Stadtbahngleise verschwenkt

Im Bereich des Lehrter Bahnhofs wurde in den vergangenen Jahren für die Stadtbahn eine neue Viaduktstrecke mit Bahnsteigen für S- und Fernbahn errichtet. Mit der Fertigstellung der Glashalle über den Stadtbahnsteigen (1000 t Stahl, rund 8500 Glasscheiben) in Rekordzeit von nur vier Monaten wurde jetzt die Voraussetzung geschaffen, den Zugverkehr auf die neue Trasse umzulenken. Lehrter BahnhofFoto: Deutsche Bahn AGDer neue Lehrter Bahnhof, hier noch mit seiner Einrüstung, soll ab 2006 betriebsbereit sein. Nach der Gleisverschwenkung wird die alte Stadtbahntrasse sofort abgebrochen, damit der in Tieflage befindliche Teil des Bahnhofs fertiggestellt werden kann. Zuerst erfolgt die Verschwenkung der Fernbahngleise. Dafür muss der Fern- aber auch der Regionalverkehr zwischen Zoologischer Garten und Ostbahnhof vom 16. bis 21. Juni 2002 unterbrochen werden. Die S-Bahn wird in dieser Zeit auch in den Abendstunden einen dichten Takt anbieten. Die neuen Fernbahngleise sind erst einen Tag in Betrieb, wenn am 22. Juni der S-Bahnbetrieb zwischen Friedrichstraße und Zoo eingestellt wird. Im S-Bahn-Verkehr kommt es zu umfangreichen Änderungen. Auf den Ferngleisen pendeln zwischen Zoo und Ostbahnhof je Stunde und Richtung drei zusätzliche Züge, so dass zusammen mit dem Regionalverkehr acht Fahrten pro Stunde als Ersatz angeboten werden. Ein Teil der Fernzüge endet deshalb bereits in Wannsee und Spandau. Am 4. Juli nimmt die S-Bahn den Verkehr wieder auf und hält zum ersten Mal im neuen Lehrter Bahnhof.

Nord-Süd-Tunnel gesperrt

Wegen der dringend notwendigen Grunderneuerung des S-Bahnhofs Friedrichstraße (unten) und Gleisarbeiten im Bereich Anhalter Bahnhof/Potsdamer Platz wird der S-Bahnverkehr im Nord-Süd-Tunnel ebenfalls am 16. Juni 2002 zwischen Nordbahnhof und Yorkstraße eingestellt. Der Anhalter Bahnhof erhält aber schon am 16. Juli wieder Anschluss in und aus Richtung Süden. Die Gesamtstrecke geht nach jetziger Planung am 12. Oktober wieder in Betrieb. Einen S-Bahn-Ersatzverkehr gibt es nicht. Fahrgäste der betroffenen Linien können auf dem Nord- oder Südring quer fahren und mit einer Nord-Süd-U-Bahn, z. B. der Linie 6, ihr Ziel erreichen.

• Hans-Michael Drutschmann

• Auf epilog.de am 6. Juni 2002 veröffentlicht

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