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Geschichte der Cabrios mit versenkbarem Stahldach

Das Hardtop im Kofferraum wird 75 Jahre alt

tvi.ticker • 23. September 2009

Mercedes-Benz SLK und Peugeot 206 CC sind die bekanntesten und meistverkauften Cabrios mit versenkbarem Hardtop. Selbst viele Autokenner wissen jedoch nicht, dass das Konstruktionsprinzip des ›Retractable Hardtop‹ (einklappbares Stahldach) viel älter ist und von Mercedes-Benz 1996 mit dem Variodach des SLK lediglich wiederbelebt wurde. Mit einem ungewöhnlichen Modell, dem Ford Skyliner von 1959, erinnert das  Auto & Technik Museum Sinsheim daran, dass der amerikanische Automobilhersteller Ford bereits vor 50 Jahren den alten Traum vom Coupé und Cabrio in einem einzigen Fahrzeug erfolgreich verwirklicht hat. Eigentlicher Erfinder dieser Technik war allerdings Peugeot: Das französische Unternehmen stellte bereits vor 75 Jahren mit dem Modell Peugeot 401 Eclipse auf der Pariser Automobilausstellung den Urvater aller Coupé-Cabrios vor. Zwischen 1934 und 1937 verkaufte Peugeot mehr als hundert Eclipse-Versionen der Modelle 401, 402 und 601.

Die faszinierende Idee vom Cabrio, das sein zusammenklappbares Hardtop ständig mit sich führt, ließ in der Folgezeit die Automobilhersteller nicht mehr los. Der amerikanische Hersteller Ford brachte 1956 den 5,27 Meter langen Straßenkreuzer Fairlane 500 Retractable auf den Markt, dessen Blechdach wie beim Peugeot Eclipse elektrohydraulisch im riesigen Kofferraum versank. Ford ließ sich damals den später zum Gattungsbegriff für diese Zwitterautos gewordenen Begriff ›Retractable‹ namensrechtlich schützen und wurde schon vierzig Jahre vor dem Mercedes-Benz SLK zum Wegbereiter der Coupé-Cabrio-Idee: Von 1956 bis 1960 wurden mehr als 93 000 Retractables der Modelle Ford Fairlane, Skyliner und Sunliner verkauft.

Der größte Teil der Produktion entfiel auf den im Auto & Technik Museum Sinsheim ausgestellten Skyliner, von dem allein 58 147 Stück gebaut wurden. Sein V 8-Motor holte aus 4,8 Litern Hubraum 149 kW / 202 PS und ermöglichte 192 km/h Höchstgeschwindigkeit. Wie die meisten amerikanischen Straßenkreuzer jener Zeit besaß er bereits vor fünfzig Jahren Servolenkung und -bremsen, Automatikgetriebe und Radio mit Sendersuchlauf. Aufgrund seines – nicht nur nach heutigen Maßstäben – extrem niedrigen Preises von nur 2359 $ war der Ford Skyliner schon damals ein Auto für Durchschnittsverdiener. Das konnte man vom Mercedes-Benz SLK, dessen Konstrukteure vier Jahrzehnte später erneut die Coupé-Cabrio-Idee aufgriffen, nicht behaupten. Mit einem Einstiegspreis von 52 900 DM (27 000 €) war er bei seinem Debüt 1996 eindeutig ein Auto für Besserverdienende. Dennoch wurde er als moderner Wegbereiter des ›Retractable Hardtop‹ auf Anhieb ein Bestseller, nicht zuletzt deshalb, weil es keinerlei Konkurrenz gab.

Das änderte sich erst, als sich Peugeot seiner Historie besann und im Jahr 2000 mit dem 206 CC ein Coupé-Cabrio auch für schmale Brieftaschen auf den Markt brachte (damaliger Neupreis: 35 900 DM = 17 900 €). Mit dem bis zur Produktionseinstellung mehr als 360 000 mal gebauten 206 CC und seinen Nachfolgern 207 CC, 307 CC und 308 CC entwickelten sich die Franzosen zum unumstrittenen Marktführer in diesem Segment, obwohl inzwischen Blechdach-Cabrios von mehr als einem Dutzend Herstellern, z. B. Opel, Ford, VW, BMW, Nissan, Mitsubishi oder Mazda, angeboten werden. Die Bandbreite reicht von hochpreisigen Premiummodellen von Cadillac, Lexus oder Mercedes-Benz bis zum winzigen Daihatsu Copen, der zusammen mit Nissan Micra C+C und Mitsubishi Colt CZC zu den volkstümlichen Einstiegsmodellen dieser Klasse zählt.

Quelle:  Technik Museen Sinsheim und Speyer

• Auf epilog.de am 30. September 2009 veröffentlicht

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