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Berlin erste Hauptstadt mit kabellos geladener E-Buslinie

BVG-Buslinie 204 ab sofort ›unter Strom‹

tvi.ticker • 31. August 2015

Voraussichtliche Lesezeit rund 4 Minuten.

Mit der Inbetriebnahme der weltweit ersten kabellos geladenen elektrischen Buslinie in einer Hauptstadt wird in Berlin ein Meilenstein in der Entwicklung der Elektromobilität erreicht. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen ab heute vier elektrische Busse vom Typ ›Solaris Urbino 12 electric‹ mit dem induktiven ›Bombardier Primove‹ Ladesystem von Bombardier und Traktionsausrüstung von Vossloh Kiepe ein und positionieren sich so als Vorreiter in der urbanen Mobilität. Zudem verbessert die neue E-Buslinie die Umweltbilanz der Stadt erheblich. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Berlins E-BuslinieFoto: Bombardier Transportation

Gut zwei Drittel der Fahrgäste fahren bei der BVG schon jetzt elektrisch – mit U- oder Straßenbahnen und seit vergangenem Jahr mit den vier Solarfähren. Seit dem heutigen Montag, den 31. August 2015, testet Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen nun auch bei Bussen die Elektromobilität. Die Linie 204 zwischen Südkreuz und Zoologischer Garten (Hertzallee) wird ab sofort ausschließlich mit Solaris-Elektrobussen bedient. Dank des Elektroantriebs von Vossloh Kiepe sind diese Fahrzeuge nicht nur abgasfrei, sondern auch besonders vibrationsarm und leise. Das Besondere am Berliner E-Bus-Projekt: Die Busse werden kabel- und kontaktlos geladen – ähnlich wie die elektrische Zahnbürste daheim, aber mit viel höherer Kapazität und Leistung. An den Endhaltestellen kommt hierfür jeweils für wenige Minuten die induktive ›Primove‹ Technologie von Bombardier zum Einsatz.

Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, erklärte: Das Bundesverkehrsministerium fördert das Projekt mit insgesamt rund 4,1 Mill. Euro. Mit Projekten wie diesen wollen wir die Elektromobilität im ÖPNV vorantreiben. Die kabellose Ladetechnik, die ab heute auch auf der Linie 204 eingesetzt wird, sorgt für emissions- und geräuscharmes Fahren. Davon profitieren Anwohner und Verkehrsbeteiligte gleichermaßen.

Zusammen mit Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, und Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, schickte Staatssekretär Bomba am Mittag den ersten E-Bus von der Ladestation am Südkreuz in den Linienbetrieb. Anschließend wurden die Dieselbusse nach und nach abgelöst und die Linie 204 komplett elektrifiziert.

Ich freue mich, dass die Elektrobusse und die induktiven Ladeeinrichtungen heute den Linienbetrieb aufnehmen. Elektrobusse auf Berlins Straßen sind Teil eines ganzen Bündels von Maßnahmen, um dieser umweltfreundlichen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Um den größtmöglichen Nutzen aus diesem Praxiseinsatz zu ziehen habe ich der BVG auch zugesagt, die Co-Finanzierung des Projekts ab Mitte 2016 im Anschluss an die Bundesförderung bis 2023 zu unterstützen, sagte Senator Geisel.

Senatorin Yzer: Berlin startet als weltweit erste Hauptstadt eine komplette Innenstadtlinie mit kabellos geladenen E-Bussen. Damit dokumentieren wir unseren Anspruch als Smart City und als Referenzort für die Umsetzung der Energiewende. In der deutschen Hauptstadt können wir in überschaubaren Strukturen Pilotentwicklungen erproben und für weltweite Anwendungen vorbereiten. Neben dem ›Made in Berlin‹ gilt auch ›Tested in Berlin‹ als Gütesiegel.

Auf der 6,1 Kilometer langen Strecke durch die Innenstadt bieten sich den Berlinerinnen und Berlinern jetzt 18 Gelegenheiten, zuzusteigen und sich vom ruhigen und ruckfreien Fahrgefühl in den neuen Bussen zu überzeugen. Mögliche Befürchtungen, bei stockendem Verkehr oder Stau könnte den Fahrzeugen unterwegs der Strom ausgehen, sind übrigens ebenso unbegründet wie Bedenken gegenüber der Ladetechnologie: Das ›Primove‹ Batteriesystem mit einer Gesamtkapazität von 90 kWh bietet auch im anspruchsvollen Berliner Innenstadtverkehr stets genügend Energiereserven. Und das kabellose Ladesystem ist derart gut abgeschirmt, dass die elektromagnetische Strahlung geringer ist als bei einem herkömmlichen Induktionsherd. Für eine vollständige Aufladung der Batterien über Nacht und die Konditionierung des Fahrgastraums vor Betriebsbeginn wurden von Vossloh Kiepe zudem vier stationäre und eine mobile Ladestation auf dem BVG-Betriebshof installiert. An diesen werden die Busse über Ladekabel mit Strom versorgt.

Wie alle elektrisch betriebenen Fahrzeuge der BVG werden auch die neuen ›Solaris Urbino 12 electric‹ ausschließlich mit Grünstrom betrieben. Die Umwelt freut’s: Im Laufe eines Jahres werden die vier Elektrobusse auf der Linie 204 bei insgesamt rund 200 000 gefahrenen Kilometern für eine Einsparung von 260 Tonnen CO2-Emissionen sorgen. Für denselben Effekt müssten rund 250 private PKW durch Elektroautos ersetzt werden. Und auch die Lärmbelastung für die Anwohner sinkt, denn die Geräuschentwicklung der E-Busse liegt lediglich auf dem Niveau eines durchschnittlichen PKW. Damit der Fahrer im Zweifelsfall die Anfahrt an eine Haltestelle ankündigen kann, wurde vorsichtshalber ein Außenlautsprecher eingebaut.

Im Pilotprojekt ›E-Bus Berlin‹ werden wichtige Alltagserfahrungen mit dem Betrieb von Batteriebussen in der Hauptstadt gesammelt. Die wissenschaftliche Begleitforschung liefert das Fachgebiet Methoden der Produktentwicklung und Mechatronik der TU Berlin, das im Vorfeld notwendige Ladezeiten und Kapazitäten der Batterien bestimmt hat und nun eine technisch-wirtschaftliche Gesamtbewertung des Projekts durchführt. Die Betriebsphase der E-Buslinie 204 im Rahmen des ›Internationalen Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg‹ läuft bis Herbst 2016.

• Quelle:  Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)

• Auf epilog.de am 1. September 2015 veröffentlicht

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