VerkehrSchifffahrt

Beleuchtung der französischen Küsten

Zentralblatt der Bauverwaltung • 4.2.1882

In Frankreich, wo von jeher dem Küstenbeleuchtungswesen besondere Aufmerksamkeit zugewandt worden ist, hat neuerdings ein von der Regierung eingesetzter Untersuchungsausschuss folgende, auch für das Ausland interessante Vorschläge zur Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes der Leuchtfeuer gemacht: 1. Ausrüstung von 42 Leuchtfeuern erster Ordnung mit elektrischen Apparaten, 2. Aufstellung von 20 Dampfnebelhörnern, 3. Ersatz der festen Feuer und langsamen Drehfeuer durch Blinkfeuer.

Phare de Triagoz

Hierzu mag erwähnt werden, dass bis vor 25 Jahren sämtliche französischen Küstenbeleuchtungsapparate mit Rüböl betrieben wurden. 1856 begannen die Versuche zum Ersatz desselben durch ›schottisches Paraffin‹, dessen Anwendung bald allgemein wurde. Seit 1876 benutzt man französisches, in Paris fabriziertes Mineralöl, dessen Preis 63 Pf. für das Kilogramm beträgt, während Rüböl fast doppelt so viel, nämlich 1 M 20 Pf. kostet. Sämtliche französischen Leuchtfeuer verbrauchen alljährlich 320 000 kg, also für 201 600 M Mineralöl. Dabei ist ihre Lichtstärke fast doppelt so groß als früher, obgleich damals jährlich 245 000 kg Rüböl für 394 000 M verbraucht wurden. Die jetzt vorhandenen Leuchtfeuer werden je nach der Größe der Linsenapparate in 5 Klassen eingeteilt. Die festen Leuchtfeuer erster Ordnung, welche bei klarem Wetter eine Leuchtweite (portée lumineuse, nicht zu verwechseln mit der von der Höhe des Leuchtturms abhängigen Sichtweite, portée geographique) von 40 Seemeilen, bei starkem Nebel eine Leuchtweite von 8 Seemeilen, im Mittel eine solche von 21 Seemeilen haben, sind mit Apparaten von 1,84 m Durchmesser versehen. Die Leuchtfeuer zweiter Ordnung haben Apparate von 1,4 m, diejenigen dritter Ordnung solche von 1 m, die vierte Ordnung von 0,5 m und diejenigen fünfter Ordnung von 0,375 m Durchmesser. Die mittlere Leuchtweite beträgt bezw. 18, 14, 10 und 8 Seemeilen. Dreh- und Blinkfeuer haben natürlich größere Leuchtweiten als die festen Feuer gleicher Ordnung.

In ähnlicher Weise, wie durch die Einführung des Mineralöls anstelle des Rüböls die Lichtstarke und Leuchtweite der einzelnen Feuer bedeutend erhöht worden ist, ohne dass dem Staat hierdurch größere Kosten aufgeladen worden wären, beabsichtigt man durch Einführung des elektrischen Lichts die Lichtstärken um ein Vielfaches zu vergrößern und hierdurch sowohl die Leuchtweiten größer zu machen, als auch eine längere Zeitdauer der Blinke (infolge der erhöhten Lichtintensität) zu ermöglichen. Bereits seit mehr als 15 Jahren sind die beiden Leuchttürme des Cap de la Hève bei Le Havre, seit 1868 der Leuchtturm am Cap Gris-Nez mit elektrischem Licht versehen, und für den neuen Leuchtturm auf dem Riffe Planier bei Marseille ist ein Leuchtapparat mit elektro-magnetischen Maschinen seit kurzer Zeit im Betrieb. Die Ergebnisse, welche mit der Verwendung des elektrischen Lichts erzielt wurden, waren zwar in jeder Beziehung befriedigend, jedoch nicht glänzend genug, als da man sich zu der höchst kostspieligen Umwandlung der Ölbrenner in elektrische Lampen hätte entschließen mögen. Die außerordentliche Entwickelung, die im Laufe der letzten Jahre das neue Leuchtverfahren genommen hat, scheint jedoch alle Schwierigkeiten beseitigen zu wollen, so dass der Ausschuss die allgemeine Einführung des elektrischen Lichts für Leuchtfeuer erster Ordnung empfiehlt.

Mit der vorgeschlagenen Aufstellung von Nebelhörnern ist Frankreich gegen andere Staaten im Rückstand geblieben. Vielfache Unglücksfälle haben Veranlassung gegeben, für besonders gefährdete Stellen die Anlage von Dampfsirenen in Vorschlag zu bringen.

Zu 3. ist zu bemerken, dass man in Frankreich schon seit einigen Jahren mehr und mehr von der Verwendung fester Feuer oder langsamer Drehfeuer zur Küstenbeleuchtung Abstand nimmt und mit Vorliebe Blink- und Funkelfeuer in Anwendung bringt. Dadurch, dass rote und weiße Blinke miteinander wechseln und dass die Ordnung, in welcher Blinke und längere Verdunkelungen aufeinanderfolgen, vielfach variiert werden kann, ist es möglich, die einzelnen Leuchtfeuer derart zu charakterisieren, dass Verwechslungen weit seltener vorkommen dürften als hei der Anwendung vieler festen Feuern und langsamer Drehfeuer. Die Einführung des elektrischen Lichtes erleichtert die in Vorschlag gebrachte Umwandlung, weil dessen scharfes Licht sich vorzugsweise zu Blinkfeuern eignet.

• Auf epilog.de am 22. Mai 2017 veröffentlicht

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