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Wasserdruck-Drehscheibe auf dem Bahnhof in Frankfurt a. O.

Polytechnisches Journal • 13.4.1887

Die auf dem Bahnhof zu Frankfurt a. O. zum Umdrehen der Lokomotive samt Tender erbaute Drehscheibe von etwa 13 m Durchmesser wird von der städtischen Wasserleitung betrieben und arbeitet, ungeachtet der in Folge wechselnder Wasserentnahme zwischen 0,5 und 3 atm schwankenden Wasserspannung. seit mehreren Jahren ohne Anstand. Die Verdrehung erfolgt durch zwei unterirdisch angebrachte Tauchkolben unter Vermittlung einer Kette. Dieselbe ist mit beiden Enden unterhalb der Druckzylinder befestigt und geht über die mit den Tauchkolben verbundenen Rollen zu dem an der Drehscheibe befindlichen großen Kettenrad, dessen halben Umfang sie umspannt. Durch einen oberhalb der Zylinder angebrachten Schieber wird je nach Bedarf einem der beiden Zylinder Druckwasser gegeben und hierdurch die Drehung im einen oder anderen Sinne bewirkt; bei Überschreitung der Drehungsgrenze – einige Grad über 360° – wird dieser Schieber selbsttätig umgestellt. Im Betrieb erfolgt die Umstellung seitens des Weichenwärters mit dem in einem Gradbogen geführten Hebel, welcher in der Mitte der Scheibe neben dem Gleis angebracht ist. Derselbe ist mit der Scheibe fest verbunden; ein Winkelhebel, der zum Steuerschieber führt und am Fundament des Königstuhls gelagert ist, erhält die Bewegung durch Heben und Senken eines mit der Scheibe sich drehenden Schubrings. Die Achsen der an den Tauchkolben befindlichen Kettenrollen werden durch Laufrollen getragen und von Bügeln umfasst, welche, mittels einer zweiten Kette verbunden, eine erhöhte Sicherheit für den regelmäßigen Gang des Triebwerks bieten.

Die Zylinder haben 55,5 cm Durchmesser, 255 cm Hub und bewirken eine Umdrehung der beladenen Drehscheibe um 360° bei 3 atm Wasserdruck in 1½ Minuten, während bei 0,6 atm die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht ist und die Verdrehung nur langsam vor sich geht. Da hier die Zugkraft in der Kette 1450 kg beträgt, so ergibt sich nach Abzug der Kolbenreibung mit etwa 60 kg und einem angenommenen Nutzeffekt von 80 % die wirklich am Radumfang erforderliche Kraft mit etwa 1100 kg und im Tragrollenkranz nach dem Verhältnis der Durchmesser von 188 cm und 1244 cm etwa 170 kg.

• Auf epilog.de am 28. Oktober 2023 veröffentlicht

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